Kong: Skull Island ist eine unlogische und langweilige Monstergurke

3 von 10 seltsamen Schädelkriechern

Kong: Skull Island ist seit sehr langer Zeit mal wieder ein „Blockbuster“, bei dem ich vor Langeweile beinahe schon vor Filmende den Saal verlassen hätte. Und das will bei mir Monster-Lover und Kaijū-Connaisseur schon was heißen.

Dabei sahen die Trailer so unterhaltsam aus und auf RottenTomatoes hatte Kong schon eine stattliche Bewertung von 80% erhalten. Da konnte ja eigentlich kaum was schief gehen. Was für eine miese Falle! Ich frage mich, ob die Kritiker einen anderen Film gesehen haben als ich?

Also grob zusammengefasst bietet Kong: Skull Island das Folgende:

AB HIER NOCH KEINE SPOILER

Anstatt zu Beginn des Films einfach knackig ein paar Hubschrauber in die Monsterhölle fliegen und damit den Spaß beginnen zu lassen, dürfen wir uns erst den ermüdenden Prozess anschauen, wie am Ende des Vietnamkriegs ein passendes Team aus Wissenschaftlern, Fährtensuchern und militärischer Begleitung rekrutiert wird, das eine bisher unentdeckte Insel erforschen soll. Scheinbar geht es nicht ohne dieses kleine Vorspiel, welches jedoch keinerlei Spannung aufbaut und mich nur meine Däumchen drehen ließ. Alles schon tausend Mal gesehen.

Kaum auf der Insel angekommen beginnen dann jedoch ohne jegliche Umschweife die geistig umnachteten Handlungen der Akteure, auf die ich aber erst weiter unten im SPOILER-Teil eingehen möchte. Dabei werden wir schmerzhaft von einer Monsterszene zur nächsten geführt, die wir ALLESAMT bereits aus den Trailern kennen. Zwischen den Monsterbegegnungen unterhalten sich die austauschbaren Akteure (Armer Tom Hiddleston!) über belangloses Zeug und tun ihr Äußerstes unbeeindruckt und „normal“ zu wirken. Ich habe keinem der Akteure auch nur für eine Sekunde abgekauft, dass sie auf einer Insel mit verdammten Killermonstern um ihr Überleben fürchten. Das wirkte alles eher wie eine Safari mit moderatem Risiko für die persönliche Gesundheit.

Wie konnten riesige, lahme Fleischberge hier bisher überleben?

Letztlich beobachten wir die ganze Zeit nur wie sich Kanonenfutter durch das Unterholz schlägt, um endlich beim nächsten Monster weiter dezimiert zu werden; häufig auch noch durch sinnlose Kamikaze-Aktionen oder himmelschreiende Dummheit.

Dann trifft die Gruppe irgendwann auf einen kauzigen Überlebenden und ein paar Eingeborene, die ironischer Weise trotz ihrer knallig-bunten Bemalung farbloser und uninteressanter nicht sein könnten. „Die reden nicht viel“ klärt der Kauz zwischendurch mal auf.

Dann kommt es kurz vor dem an den Haaren herbei gezogenen Showdown zwischen Kong und einem anderen Riesenviech noch zur vorhersehbaren Spaltung der Gruppe, bevor es endlich ein überschaubarer Rest Überlebender zum Rettungsboot im Norden der Insel schafft. Yay.

Eigentlich ist die große Langeweile, die trotz „riesigem“ Eye Candy aufkommt, schon die größte Blamage für diesen Film. Wenn Story und Akteure dermaßen belanglos wirken, helfen leider auch keine tollen Spezialeffekte mehr, die schon seit geraumer Zeit als Standard gelten müssen. Es kann mit Sicherheit gesagt werden, dass es sich bei Kong: Skull Island um den mit Abstand schlechtesten Eintrag im Buch der Kong-Filme handelt. Nichts ist von der Mystik des Riesenaffen geblieben, der hier nur als das Monster mit den meisten Trefferpunkten rumschreit und Hubschrauber wegfistet. Versuche, Handlungsstränge vergangener King Kong-Filme, wie die Romanze zwischen Riesenaffe und weißer Frau, als eine Art Hommage (?) aufzugreifen, bleiben peinlich an der Oberfläche und haben den emotionalen Impact einer weggeworfenen Wurstpelle.

Doch kommen wir mal zu verschiedenen Szenen und Details der Handlung, die mir einfach den Rest gegeben haben. Ich kann in einem Popcorn-Monsterfilm schon über einige Cheesiness hinwegsehen, aber irgendwann ist das Maß gestrichen voll mit Schwachsinn. Zwischenzeitlich dachte ich wirklich „warte mal, hahaha, ich hab hier was nicht verstanden, oder? Das soll eine Komödie sein, richtig?“ Falsch. Als albernes und trashiges B-Movie hätte der Film vielleicht funktioniert, doch dazu nimmt er sich leider selbst viel zu ernst.

AB HIER DIE MEGA SPOILER

Ich möchte erst mal sofort den größten WTF-Abfuck des Films loswerden: King Kong kann trotz seiner Größe schleichen wie ein Ninja und besitzt scheinbar auch ein Teleportations-Gerät.

Dürfen wir uns noch bei der ersten Begegnung mit ihm über Schritte freuen, die den Boden handelsüblich zum Beben bringen, so büßt der gewaltige Affe im weiteren Verlauf des Films sein Manko, groß und laut zu sein, komplett ein. Ich fand es super nervig, dass Kong andauernd plötzlich aus dem Boden zu wachsen oder aus dem Nichts aufzutauchen scheint.

Hier mal eine in mehrfacher Hinsicht umnachtete Beispielszene: Die Kriegsfotografin hält es für schlau sich mal von der Gruppe zu trennen, um vor dem sicheren Zaun einem Riesenwasserbüffel zu helfen, der unter einem Hubschrauberwrack eingeklemmt ist. Wie auch immer dieser, unzählige Kilometer von jeder Absturzstelle entfernt, darunter geraten sein soll. Logische Konklusion der Frau: Ich hebe einfach den Hubschrauber kurz hoch, dann ist der arme Büffel wieder frei. Klar, wer kann nicht einen Hubschrauber hochheben? Während die Kamera in ihr angestrengtes Gesicht filmt, passiert das zu Erwartende und das Wrack hebt plötzlich ab, weil Kong kurz zur Hilfe geeilt ist. Auf der riesigen Ebene, die kurz vorher noch leer war, hat er sich wahrscheinlich hinter einem Grashalm versteckt. Ich heule übrigens, während ich diesen Schwachsinn tippe.

Aber Kong kann ja nichts für seine mystischen Fähigkeiten. Doch wenigstens den menschlichen Akteuren hätte man ja sowas wie ein Hirn geben können.

Der „Ton“ der Logik wird diesbezüglich bereits in der ersten Szene des Films etabliert. Zwei feindliche Piloten stürzen auf der geheimnisvollen Insel ab. Der eine sieht den anderen in einiger Entfernung stehen und schießt mit einer Pistole auf ihn. Der andere Pilot hält darum schützend die Arme vor sein Gesicht. Ähm, ne klar, ich würde auch nicht Deckung suchen oder mich auf den Boden werfen. Das ist überbewertet.

Dann erleben wir, wie das Hubschraubergeschwader unter lauter Rockmusik und seismische Bomben werfend vorsichtig das Gelände erkundet. Weit und breit nichts zu sehen. Ein sonniger Tag. Dann findet sich urplötzlich ein Hubschrauber in Dunkelheit wieder. Die anderen Hubschrauber kommentieren, dass das an der großen Affenhand liegt, die nun um das Fluggerät geschlossen ist. Warum hat den Riesenaffen bis zu diesem Zeitpunkt niemand gesehen?

Der offensichtlich von den Eindringlingen genervte Kong verteidigt sich nun gegen die lästigen Eisenvögel, die immer so an der Hand wehtun, wenn man sie zu Boden prügelt. Denn eins ist dem schwarzen Unteroffizier der Soldaten (Samuel L. Jackson) schnell klar: Der Affe ist doof und gehört sofort tot gemacht.

Computer-Rollenspieler, die mal D&D Games wie Baldurs Gate gezockt haben, ahnen, was jetzt folgt:

MY WEAPON DOES NOTHING!

Gib alles! Dein Zahnstocher wird es vermutlich reißen!

Doch ähnlich wie im mittelprächtigen Beitrag zu Universals neuem „Monsterverse“, Godzilla, sind alle Soldaten komplett lern-immun. Obwohl die Kugelsalven den Gorilla bestenfalls kitzeln, muss er so lange umkreist werden, bis er auch den letzten Hubschrabb von seinem weichen Soldaten-Innenleben befreit hat.

Erzürnt, zwischen den brennenden Wrackteilen und Leichen seiner Kollegen sinnierend, was da falsch gelaufen ist, bleibt Lieutenant Colonel Packard (Jackson) keine andere Wahl, als eine fanatische, Moby Dick-artige Fehde anzuzetteln. Es ist klar: Der untötbare Affe muss getötet werden. Ja.

Auch nachdem die Eingeborenen (über ihren Mund, den kauzigen Penner) über das sensible Ökosystem der Insel berichtet haben, bei dem Kong als eine Art Beschützer der Schwachen fungiert und als Aufrechterhalter einer lebenswichtigen Balance dient, ist für Packard weiterhin eindeutig: Der scheiß Affe muss weg.

Da die Insel über einem Teil der „Hollow Earth“ liegt – was für eine geile Idee, das einzubringen, wird nur leider nicht weiter verfolgt – werden die Leute des ambitionierten Colonels jedoch bis zum Showdown mit Kong so weit dezimiert, das ein Sieg fraglich ist. Einzelschicksale werden jedoch von den kriegsgeschädigten Emotionskrüppeln ohnehin nur noch mit einem Schulterzucken beurkundet. Fast schon comichaft überzeichnet wird ein Typ mit samt seinem Koffer von Vögeln entführt und in der Luft zerrissen, was dementsprechend mit „Er ist weg, WEITER!“ kommentiert wird.

Über eine Szene, in der Tom Hiddleston nur mit T-Shirt und Gasmaske bekleidet in Zeitlupe Vögel mit einem Katana zerteilt, reden wir besser gar nicht. Klingt fast gut, oder? In einem Trashfilm ja, hier nein.

Trotzdem schafft es der Colonel noch Kong mit Unmengen von Napalm abzufackeln und Sprengstoff an ihm anzubringen. Doch dann erscheint plötzlich der „Anführer“ der seltsamen Knochenkriecher (Seltsame Echsen mit Schädeln als Köpfen) – klar, ausgerechnet jetzt, wo er Jahrhunderte geruht hat – und Kong muss doch noch mal ran. Dazu steht er einfach auf und ist kampfbereit. Dass er kurz vorher abgebrannt ist, scheint vergessen zu sein. Im Verlauf des Kampfes schleudert ihn die Echse in ein altes Schiffswrack. Daraufhin ist Kong mit dicken Ketten eng gefesselt und braucht erst mal lange um sich daraus zu befreien. Äh. Selbst wenn da Ketten schwammen, wieso haben die sich eigenständig mehrfach um Kongs Körper gewickelt? Naja, dann nimmt Kong die weiße Frau in eine Faust und verprügelt mit dieser die Riesenechse. Irgendwann hat die Echse dann auch Kongs Arm samt Lady im Maul, Kein Thema – der Kampf wird noch gewonnen und Kong legt die Lady ohne einen Kratzer ans Ufer. Währenddessen schafft es jedoch noch ein Soldat sich mit Handgranaten in die Luft zu jagen. Er dachte wohl, er könne die Riesenechse damit zumindest nochmal zum Lachen bringen. Film zu Ende. Ich verlasse gequält das Kino, während im Hintergrund gezeigt wird, wie ein Charakter, der mir am Arsch vorbei geht, nach Hause zurück kehrt, um seinen Sohn wieder zu treffen.

Ich heule die ganze Autofahrt zurück und haue meinen Kopf aufs Lenkrad.

Aber, liebe Leute, schaut euch Kong: Skull Island gerne an und urteilt selbst. Das hier ist eine absolut subjektive Kritik und euch mag er ja trotzdem gefallen. Von mir bekommt er 3 Punkte von 10. Einen für den gelegentlich witzigen Moment im Film. Und 2 Punkte für die bloße Anwesenheit von King Kong und Tom Hiddleston.

Über Thilo (1195 Artikel)
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