Blutige Nabelschnur: Mein letzter Abschied von Hearthstone
Diesmal wird es final sein. Schon zweimal lag in der Vergangenheit mein Finger auf dem Total Destruction-Knopf, doch ich bin immer wieder brav zu dem krassesten Zeit- und Geld-Fresser der modernen Gaming-Welt zurückgekehrt.
Wie sollte ich Hearthstone auch für immer den Rücken kehren? Ich hatte doch zu viele Karten gesammelt, besaß fast alle Legendaries, viele davon sogar in animiertem Glitzergold, war zur Legende aufgestiegen und hatte mit fast jeder Klasse einmal die Arena bezwungen. Ich hatte doch fast alles erreicht! Da steckte doch zu viel Arbeit, Zeit und Geld drin!
Und genau darum sollte ich spätestens jetzt die Notbremse ziehen und mit einem chirurgisch präzisen Schnitt meine Verbindung zu Hearthstone permanent kappen. Für immer. Ohne die Möglichkeit auf Wiederkehr. Blizzard bringt alle zwei Monate eine teure, aber wieder auf ihre eigene Weise faszinierende neue Edition heraus, die mich wieder schwach werden lassen würde. Das darf nicht passieren. Und dabei ist Geld noch nicht mal der Hauptgrund das Spiel für immer von allen Geräten zu tilgen und meinen Account zu löschen.
Hearthstone frisst meine Lebenszeit wie ein ausgehungerter Guhl.
Man kann leicht in die gedankliche Falle tappen Hearthstone als kurzes Gelegenheits-Spiel wahrzunehmen, bei dem man „sich ja nur mal kurz einloggt und ein schnelles Ründchen zockt“. Genau. Und wie oft macht man das pro Tag? Wenn ich mal zusammenrechne wie oft ich HS als Belohnung, Pausenüberbrückung und kurze Ablenkung pro Tag benutze, dann könnte ich mit der zusammengekehrten Zeit auch endlich mal eins der vielen Open World Games zocken, die auf meiner Festplatte vor sich hin rotten. Ja, hört auf zu heulen Witcher 3 und Fallout 4, ich bin mir meiner Schuld bewusst.
Doch diese Beurteilung ist rein subjektiv und beruht auf meiner persönlichen Lebenssituation. Ich möchte Hearthstone in keiner Weise schlecht machen, weil es ein geniales, süchtig machendes Spiel ist. Aber genau das ist ja das Problem! Es hat ein unfaires Monopol auf meine Zeit und verdrängt viele andere Spiele und Aktivitäten von meiner To-Do-Liste, die Beachtung mehr als verdient hätten.
Ich will nicht verschweigen, dass die Balance-Probleme, unter denen HS eigentlich permanent leidet, mir eben den letzten Stoß versetzt haben. Wenn man 20 mal in der Ladder gegen den selben OP-Priester spielt, der jedes Deck mit seiner Null-Mana-Heropower auseinander bombt und jede Gegenwehr mit seinen Board Clears lachend im Keim erstickt, dann fällt es deutlich leichter den Stecker zu ziehen. Wer das derzeitige Meta-Game kennt, weiß wovon ich rede. Ist auch einfach langweilig immer gegen dasselbe Deck zu spielen. Und für den nächsten Patch sind nun Nerfs von Karten angekündigt, die schon seit der Geburtsstunde von HS broken sind. Was läuft da schief? Aber da muss ich mich demnächst dann glücklicherweise nicht mehr drüber aufregen.
Es tut schon ein bisschen weh, Hearthstone, dem Heim von RN-Jesus, für immer Lebewohl zu sagen, denn es hat mir ja viele unterhaltsame Stunden beschert.
Doch es gibt einfach zu viele Dinge, die ich in meinem Leben gerne noch erleben und schaffen würde, so dass ich es für einen wichtigen Befreiungsschlag halte. Schon witzig, dass ich bei bereits zwei anderen Blizzard-Titeln auf ähnlich unangenehme Weise eine Nabelschnur durchtrennen musste. Wie Neo, riss ich mir einst in World of Warcraft die Schläuche aus dem Leib und auch Diablo 3 war nur von einem Profi weg zu lobotomieren. Blizzard weiß, wie man Leute in eine Matrix einsperrt und regelmäßig melkt. Hut ab dafür.
Danke Gandalf. Jetzt habe ich wieder mehr Zeit für meine Projekte, für andere Games (Neues kennen lernen, yay!), Freunde und natürlich meinen Sohn.
Pressing the Kill Switch NOW.
It is done.