LitRPG Guide 2025: Definition & die besten Bücher

Was ist LitRPG?

Ich lese nun schon länger LitRPGs. Anfänglich habe ich sie noch belächelt und nun schreibe ich selbst welche. That escalated quickly…

Jeder, der sich ernsthaft mit Literatur und Literatur-Theorie befasst, muss das verhältnismäßig junge Genre früher oder später ernst nehmen. Weil es ein Ausdruck der menschlichen Entwicklung vom fleischlichen Wesen zum transhumanen, digitalen Überwesen ist. Aber dazu kommen wir erst ganz zum Schluss dieser gewaltigen, aber informativen Wall of Text, mit der ich euch nun zu erschlagen gedenke. Zunächst mal stellen sich vielleicht einige von euch die Frage:

Was ist LitRPG? Die Definition

Der Begriff “LitRPG” steht für Literary Role Playing Game. Es ist ein Literaturgenre, das Elemente klassischer Fantasy, Science-Fiction und anderer Genres mit den Mechaniken von Rollenspielen (RPGs) verbindet. Ähnlich wie in Computerspielen, steigen Charaktere in LitRPG-Romanen durch Quests und besiegte Gegner Level auf, wodurch sie immer stärker werden, neue Talente und bessere Ausrüstung bekommen.

Hey, das klingt ja spannend…!

Neue Quest!

Finde alles raus, was es über LitRPGs zu wissen gibt.

Belohnung: Permanenter Bonus auf Weisheit (abhängig von der Zahl der gelesenen Unterpunkte) und einen neuen Bücherstapel süchtig machender Unterhaltung.

Die 80er, D&D und wie alles begann

Es ist spannend zu überlegen, welche Einflüsse, bzw. welche Grundsteine gelegt werden mussten, damit sich das Genre der LitRPG-Romane entwickeln konnte. Hier mal vier Eckpfeiler, die mir spontan einfallen, ohne die das Haus vermutlich nicht stehen könnte:

Spielbücher: Wem kommt das bekannt vor? “Willst du dem Bettler helfen und ihm etwas zu essen aus der Goblin-Küche holen, dann ließ weiter auf Seite 17. Wenn du ihn stattdessen mit deinem Knüppel zeigen willst, warum man lieber nicht deine Zeit verschwenden sollte, lies weiter auf Seite 200.” Als Kind der 80er habe ich diese Choose Your Own Adventure-Bücher verschlungen. Neulich hat erst mein Sohn ein Spielbuch der Serie 1000 Gefahren mitgebracht. Das Genre scheint also noch zu leben. Neben CYOA, waren damals besonders Fighting Fantasy oder Endless Quest ein Begriff. Hier in Deutschland suchtete man derweil die DSA-Abenteuerbücher oder Der einsame Wolf.

Pen & Paper-Rollenspiele: Egal, ob Dungeons & Dragons oder sein deutscher Ableger, Das Schwarze Auge – Ohne Rollenspiele und ihre Idee, dass Charaktere durch Erfahrungspunkte Level aufsteigen und neue Fähigkeiten bekommen, gäbe es heute weder LitRPGs noch Computerrollenspiele. Apropos…

MMORPGs: Irgendwann in den 90ern begann plötzlich dieses neue “Internet” das Leben der Menschen grundlegend zu verändern – auch im Gaming. Endlich musste man seinen Klopper von PC und den tonnenschweren Röhrenmonitor nicht mehr zur LAN-Party schleppen, um mit Freunden zocken zu können. In MMORPGs wie EverQuest, Ultima Online und irgendwann dann World of Warcraft konnten wir endlich das wahre Leben an den Nagel hängen und nur noch virtuell Fortschritte machen… Der zentrale Plot-Punkt der meisten LitRPGs wäre damit in Stein gemeißelt. Ohne die MMOs gäbe es überhaupt nicht das Vokabular, mit dem in LitRPGs wie selbstverständlich um sich geworfen wird: Looten, droppen, kiten, farmen, tanken etc.

Cyberpunk: William Gibson gilt als der Schöpfer des Cyberpunk-Genres. Sein Roman Neuromancer (1984) führt erstmalig den Begriff des “Cyberspace” ein, den die Nerds dieser Welt schon lange wie selbstverständlich verwenden. In Tad Williams mehrbändigem Epos Otherland (1996) erleben wir dann, dass Menschen in diesem Cyberspace auch gefangen sein können. Ein Jahrzehnt später greift die japanische Light Novel Sword Art Online von Reki Kawahara die Idee erneut auf: Wer im Spiel stirbt, stirbt auch im echten Leben. Das LitRPG lässt grüßen.

Bonus: Filme: Natürlich wurde der Gedanke der virtuellen Welt, die von der realen Welt nicht mehr (oder kaum noch) zu unterscheiden ist, auch in diversen Filmen aufgegriffen. Matrix, eXistenZ oder die The Thirteenth Floor kennt jeder. 1982 legte schon Tron den Grundstein.

Der Ursprung der LitRPGs

1. Japan – Die Geburtsstätte der VRMMORPGs (1990er–2009)

In Japan begann alles mit Light Novels und Mangas, die das Konzept virtueller Welten mit RPG-Mechaniken verbanden. Die ersten Werke zeigten Protagonisten, die plötzlich in Spielen gefangen waren, und führten die Idee von Level, Skills, Stats und Bosskämpfen ein. Bekanntester Vertreter ist wohl das bereits erwähnte Sword Art Online (2009) von Reki Kawahara, in dem Spieler in einem VRMMORPG gefangen sind und beim Tod im Spiel auch im echten Leben sterben. Als Spiegel der japanischen Kultur findet man in den Light Novels, Mangas und Animesvor allem Themen wie Pflichtbewusstsein und Perfektion, kombiniert mit Hightech-Faszination.

2. Russland – Hardcore-Leveling und Loot-Jagd (2004–2010)

In Russland wurde der Begriff LitRPG erstmalig wirklich geprägt. Die Geschichten legen starken Fokus auf Stats, Levelaufstieg, Skilltrees, Loot und Farmen – oft fast so, als würde man selbst in einem MMO spielen. Zwei der bekanntesten und legendärsten Vertreter sind ohne Frage Play to Live von Dimitry Rus (meine Review hier) und Way of the Shaman von Vasily Mahanenko. Hier spiegeln die Bücher “russisch assoziierte” Inhalte wider wie Überlebenskampf, Pragmatismus und Humor in schwierigen Situationen.

3. USA – Meta, humorvoll und kommerziell (2009–2015)

Irgendwann adaptierten auch Amerikanische Autoren das Konzept, fügten aber eine “self-aware” Meta-Perspektive und viel Humor hinzu. Das Genre wurde vor allem über Web-Serials auf Royal Road und das Self-Publishing populär. Frühe und bekannte Vertreter sind The Land von Aleron Kong und Awaken Online von Travis Bagwell. Typisch für amerikanische LitRPGs ist die selbstreferenzielle Erzählweise. Meist wissen die Protas um ihre Existenz in einem Spiel und machen gezielt Witze darüber. Hier sickert viel vom Geist der USA in die Bücher: Individualismus, Selbstbewusstsein und ein beinahe übermäßiges bemühen von popkulturellen Referenzen.

4. Deutschland – Der Spätzünder mit Übersetzungen (2000er–2020er)

Wie immer schwappt alles erst ganz am Ende zu uns. Wieso sind wir eigentlich immer solche Spätzünder? In Deutschland tauchten LitRPGs zuerst nur über Übersetzungen russischer Reihen auf. So habe ich es vor Jahren auch erst kennengelernt. Da die Verlagsszene für LitRPGs klein war (und teilweise immer noch ist) entstanden die ersten deutschen LitRPGs im Self-Publishing. Soweit ich weiß, war Richard Schwartz mit Die Eisraben-Chroniken einer der ersten deutschen Autoren, die erfolgreich das Genre bedienten. Dass sich dieser Thilo Nemitz mit seiner Liams Labyrinth-Reihe erst jetzt dazu aufrafft Deutschlands LitRPG-Auswahl zu stärken, ist unverzeihlich…

Was sind denn die Merkmale von LitRPGs?

Ein LitRPG unterscheidet sich von klassischer Fantasy oder Science-Fiction in erster durch seine angezeigten Spielmechaniken. Wenn Roman-Figuren Erfahrung sammeln und ihre Fähigkeiten verbessern, dann wird das dem Leser in Form von Zahlen auch “eingeblendet”. Dabei gibt es, gerade im Selfpublishing, einige wilde, handgemachte Tabellenkonstruktionen, die auch schon mal Layout und Buchsatz verunstalten können oder schlicht schwer lesbar sind…

Wie in einem typischen (Computer-)Rollenspiel ist die Handlung meistens in Quests gegliedert. Sobald der Hauptcharakter genug Erfahrungspunkte, Energie oder sonstige “Fortschrittsmarker” gesammelt hat, steigt er eine Stufe auf. Manche Autoren übertreiben es dann geradezu damit, dem Leser jede kleinste Änderung an Zaubern, Talenten und Gegenständen in Form von Tabellen und Werten anzuzeigen. (siehe auch weiter unten beim LitRPG-Bingo)

Häufig spielen LitRPG-Romane in Computersimulationen oder VR-Welten, und selbst wenn nicht – dann wird der normalen Realität ein Computer-Interface “übergezogen”.

Doch egal, welche Begründung ein Autor für das Vorhandensein einer Spielmechanik findet, der Fokus der Handlung liegt stets auf der Weiterentwicklung des Hauptcharakters, seiner “Progression”. Denn das ist es, was den Leser so süchtig macht: Er will sehen, wie der Held immer mächtiger und einflussreicher wird durch seine Fähigkeiten und sein (meist magisches) Equipment.

Warum LitRPG so beliebt ist – Mechanik der Sucht

Anfänglich gab es nur wenige LitRPGs – manchmal schlecht übersetzt –, doch nun quillt Amazon geradezu über. Leider teilweise auch durch KI-generierten Schrott, was sich meist an den immer gleichen KI-Covern größerer Serien erkennen lässt. (Das ist jedoch ein ganz eigenes Thema.) Warum das Genre plötzlich so viel Anklang findet und von immer mehr Autoren bedient wird, dafür gibt es vor allem 3 Gründe:

  1. Eine Gaming-Generation entdeckt Literatur: Millionen von Menschen haben Videospiele mit der Muttermilch aufgenommen. Was für uns früher Pacman, Mario Kart oder Street Fighter war, ist für die heutige Jugend Zelda – Breath of the Wild, Minecraft oder Baldurs Gate 3. LitRPG bietet ihnen Geschichten, die das beinhalten, was sie kennen: vertraute Spielmechaniken. Insofern sind LitRPGs nicht nur ein Phänomen unserer Zeit, sie sind einfach zeitgemäß.
  2. Interaktive Community: Viele LitRPGs entstehen online und entwickeln sich mit Feedback der Leser weiter. Gerade auf Plattformen wie Royal Road geht diesbezüglich richtig der Punk ab. Wie viele Romane dort aus der Taufe gehoben wurden, durch Community-Feedback ihren “Proof of Concept” bekommen haben und nun auf Amazon Bestseller mit tausenden Bewertungen sind, ist wirklich beachtlich. Beinahe bereue ich es, dass ich mit meinem ersten LitRPG nicht auch diesen Weg gegangen bin – auch, wenn ich Glück hatte, und Liams Labyrinth – Der Todes-Dungeon verdammt gut ankommt.
  3. Progression als Suchtfaktor (der Hauptgrund): Wir Gamer kennen das Gefühl, wenn bei Diablo nach dem hundertsten Boss-Run endlich das begehrte Mythic Item droppt, oder wenn bei Planescape Torment der Namenlose mit “I FEEL STRONGER” sein Level-Up kommentiert. Dieses Erfolgsgefühl beim Leveln oder Erreichen neuer Skills ist geradezu berauschend. Tatsächlich ist das biologisch auch leicht nachvollziehbar, da das Erfolgszentrum im Hirn aktiviert wird und uns mit einem Feuerwerk leckerer, glücklich-machender Neurotransmitter belohnt. Doch erfordert das nicht Interaktion? Nein, scheinbar nicht. Millionen von Menschen schauen auf Youtube oder Twitch anderen Leuten beim Spielen zu. Dabei werden bei ihnen dieselben Botenstoffe ausgeschüttet, als würden sie selbst spielen. LitRPGs sind also sowas wie Roman-gewordene Twitch-Streams.

Unterschied zwischen LitRPG und GameLit

Oft werden die Begriffe LitRPG und GameLit durcheinandergebracht. Dabei ist der Unterschied eigentlich recht simpel und schnell erklärt:

  • Ein LitRPG enthält immer explizit Rollenspielmechaniken (Level, Skills, Quests), die dem Leser auch in Form von Zahlen, Statuswerten oder Fortschrittsanzeigen angezeigt werden. Dabei erhält er tiefe Einblicke in das “System” der Welt und kann mit dem Protagonisten auf neue Stufen und Skills hin fiebern.

Liams Labyrinth, der Todes-Dungeon ist ein LitRPG.

  • GameLit hingegen beschreibt ein weites Spektrum von Romanen, die sich mit Videospielen beschäftigen. Dabei kann die Geschichte auch in einer Game-ähnlichen Umgebung spielen, muss aber keine typische Rollenspieldynamik mit Charakter-Progression aufweisen. Auf keinen Fall aber werden Werte angezeigt – das ist das wichtigste Alleinstellungsmerkmal der LitRPGs.

Ready Player One ist das beste Beispiel für GameLit oder meine M.A.Y.A.-Trilogie.

Man könnte es so zusammenfassen:

Jedes LitRPG ist GameLit, aber nicht jedes GameLit ist LitRPG.

Welche LitRPG Subgenres gibt es?

Mittlerweile gibt es das LitRPG-Genre immerhin schon so lange, dass sich einige Unterarten herausgebildet haben. Autoren haben immer neue Ideen oder versuchen sogar gezielt dem Markt neue Nischen-LitRPGs anzubieten. Natürlich sind die meisten LitRPGs nicht immer klar nur einer dieser Kategorien zuzuordnen. Liams Labyrinth würde ich z.B. als “Progression-, Survival- und Comedy-LitRPG mit einem Schuss Cultivation” bezeichnen…

Haupt-Subgenres:

VRMMORPG LitRPG
Geschichten spielen in virtuellen Online-Rollenspielen.
Merkmale: Quests, Gilden, PvP, Einloggen in Full Immersion-VR-Technologie.
Beispiel: Play to Live (Dmitry Rus).

Progression Fantasy / Power Progression
Fokus auf den ständigen Machtzuwachs des Protagonisten.
Merkmale: Level-Ups, Skills, Klassenwechsel, stetige Weiterentwicklung.
Beispiele: Cradle (Will Wight).

System Apocalypse
Die reale Welt bekommt plötzlich RPG-Mechaniken “übergestülpt”.
Merkmale: Statusanzeigen im Alltag, Monster erscheinen, Weltuntergangs-Setting.
Beispiel: The System Apocalypse (Tao Wong).

Dungeon Core
Der Held ist selbst ein Dungeon oder kontrolliert ihn.
Merkmale: Ausbau, Ressourcen-Management, Monster-Erschaffung.
Beispiel: Dungeon Born (Dakota Krout).

Cultivation LitRPG
Asiatische Einflüsse (Xianxia) kombiniert mit RPG-Systemen.
Merkmale: Training, Meditation, spirituelle Stufen, Energie-Kultivierung, Qi statt Mana.
Beispiel: Solo Leveling (Chugong)

Nischen-Subgenres:

Slice of Life LitRPG
Fokus auf den Alltag in einer Spielwelt.
Merkmale: Humor, Beziehungen, weniger Kämpfe.
Beispiel: The Wandering Inn (pirate aba).

Sci-Fi / Space LitRPG
Rollenspiel-Mechaniken in Science-Fiction-Welten.
Merkmale: Raumschiffe, Aliens, Technologie-Leveling.
Beispiel: The Gam3 (Cosimo Yap).

Military LitRPG
Schwerpunkt auf Kriegsführung und Strategie.
Merkmale: Taktik, Armeen, große Schlachten.
Beispiel: The Gam3 (Cosimo Yap).

Crafting / Economics LitRPG
Wachstum über Handwerk oder Handelssysteme.
Merkmale: Crafting, Ressourcen-Management, Wirtschaft.
Beispiel: The Legendary Moonlight Sculptor (Heesung Nam).

Survival LitRPG
Kampf ums Überleben mit Spielmechaniken.
Merkmale: Nahrungssuche, Base-Building, Survival-Elemente.
Beispiel: Awaken Online (Travis Bagwell).

Horror LitRPG
RPG-Systeme in Horror-Szenarien.
Merkmale: Survival-Horror, düstere Welten, Monster.
Beispiele: Underworld – Level Up or Die (Apollos Thorne).

Dark LitRPG
Düsterere und brutalere Variante.
Merkmale: Gewalt, Antihelden, moralische Grauzonen.
Beispiel: Never Die Twice: A LitRPG Necromancer Story (Maxime J. Durand, Void Herald).

Comedy LitRPG
Humorvolle oder satirische Variante des Genres.
Merkmale: Parodien, Witz über RPG-Klischees.
Beispiel: NPCs (Drew Hayes).

(Post-)apokalyptisches LitRPG
Welt nach (oder während) einer Katastrophe.
Beispiel: NPCs (Drew Hayes).
Merkmale: Parodien, Witz über RPG-Klischees.

Harem LitRPG
Fokus auf Beziehungen mit mehreren Partnern.
Merkmale: Erotik, Romantik, Harem-Dynamik, RPG-Elemente.
Beispiel: Dungeon Diving 101 (Bruce Sentar)

Kritik an LitRPGs

Natürlich gibt es nicht nur inbrünstige LitRPG-Liebhaber da draußen. Die Reich-Ranickis dieser Welt haben einiges am jungen Genre auszusetzen. Mit einigen Kritikpunkten haben sie vielleicht auch recht. Das Meiste ist jedoch Ansichtssache. Was dem einen Leid ist, ist dem anderen Freud…

Schauen wir uns mal 5 häufige Vorwürfe an:

  1. Der allmächtige Held: Häufig wird LitRPGs vorgeworfen, dass sie nur das Ausleben von Machtfantasien ohne Tiefgang sind.
  2. Harem und Reverse Harem: Einige Autoren nutzen das Genre auch gerne für Erotik und das Ausleben von sexuellen Fantasien. Die Bildung eines Harems, egal ob gefüllt mir Frauen oder mit Männern (Reverse Harem) ist dabei scheinbar sehr beliebt. Wenn man ohnehin schon in einer virtuellen Fantasie-Welt feststeckt, wieso dann nicht alles ausleben, was man sich in der realen Welt nie trauen würde. Ich glaube, gegen ein wenig “Spice” in Romanen hat niemand was. Die Kritik trifft vermutlich eher die expliziteren Werke, die dann wirklich in den Bereich “Smut” fallen. Aber auch hier gilt: Jedem Tierchen sein Pläsierchen…
  3. Immer das Gleiche: Man hat es nun schon oft genug gelesen: Jemand ist todkrank und bekommt das Angebot in einer VR ewig zu leben. Oder er stirbt und wacht Isekai-mäßig in einer neuen Welt auf. Auch die dritte Möglichkeit, die System-Apokalypse, sprich, eine fremde Macht kommt auf die Erde und zwingt den Menschen ihr Spielsystem auf, ist in LitRPG-Gefilden mittlerweile so abgelutscht wie ein Flutschfinger in den Händen eines 80er Kinds.
  4. Keine gute Geschichte: LitRPGs wird vorgeworfen häufig einfach keine guten Romane zu sein. Was uns sofort zu Punkt 5 bringt.
  5. Werte um der Werte willen: Einige Autoren vergehen sich geradezu fanatisch an Werten, Tabellen und Charakterblättern. Dabei können andere Aspekte eines Romans natürlich ungewollt in den Hintergrund treten. Manchmal fragt man sich, ob Mathematiker oder Rolemaster-Rollenspieler die Bücher geschrieben haben.

Vermutlich ließen sich noch mehr “Kritikpunkte” finden, die ein LitRPG besser oder schlechter machen könnten. Denn die Liste typischer LitRPG-Tropes ist lang. Und damit landen wir schnell beim allseits beliebten und berühmten…

LitRPG-Bingo

Das schwirrt nun schon sehr lange im Netz rum. Ich glaube, ursprünglich war es auf Reddit aufgetaucht als eine Art gemeinschaftliches LitRPG-Meme. Zumindest konnte ich keinen eindeutigen Urheber ausfindig machen. Ich war mal so frei, euch die LitRPG-Tropes zusammenzustellen, die angeblich am häufigsten Augenrollen verursachen. Auch hier gilt wieder: Manche lieben es genau deswegen!

  • Protagonist ist aus albernen Gründen in einer Spielwelt gefangen und kann nicht entkommen.
  • Er schafft es aber durch einen Bug oder Glitch im Spiel schnell zu großer Macht zu kommen.
  • Spellsword-Klasse: Natürlich ist der krasse Held Krieger und Magier in einem!
  • Sprechender Tier-Gefährte, der komplett für den Humor im Roman zuständig ist.
  • Das MMO ist gar kein Spiel, sondern eine echte, separate Realität!
  • Ständig wird das gesamte Charakterblatt eingeblendet, nur um die Verbesserung eines einzigen Wertes zu zeigen.
  • Base-Building: Der Protagonist baut ein Lager oder gleich eine ganze Stadt auf.
  • Der Protagonist schafft es mächtige Verbündete (NPCs) für sich zu gewinnen, die ihn gerade mal wenige Stunden kennen.
  • Das Hörbuch hat viel zu laute Sound-Effekte.
  • Kampf der dunklen Mächte gegen die des Lichts, aber im Grunde haben beide Seiten Dreck am Stecken.
  • Plötzlich in einer Simulation gefangen zu sein und nie mehr in das alte Leben zurückkehren zu können, lässt den Protagonisten völlig kalt.
  • Protagonist kann jeden Skill lernen, ganz gleich welche Vorbegabung, Rasse, Klasse oder Gesinnung er hat.
  • Protagonist hat kein Problem damit völlig real wirkende Menschen und Tiere zu töten. So ist eben das Leben hier.
  • Es gibt eine schwache Klasse, die eigentlich super mächtig ist, aber außer dem Protagonisten merkt das niemand.
  • Es gibt einen nebenherlaufenden Real-Life Plot, der aber ohne Belang ist.
  • Protagonist ist oder wählt eine Monsterrasse.
  • Die NPCs der Welt sind nicht sonderlich geschockt, dass eines Tages eine unsterbliche Tötungsmaschine in Form des Protagonisten auftaucht.
  • Harem. Protagonistin zieht eine Gruppe um sie buhlender Supermänner an oder ein Protagonist legt sich eine Horde williger Begleiterinnen zu.
  • Protagonist vögelt sich durch die Welt.
  • Es ist von Anfang an schmerzlich offensichtlich wer der böse Endgegner ist.
  • Dieses LitRPG ist natürlich die MUTTER aller LitRPGs.
  • Einer der Begleiter des Protagonisten stellt sich als “von königlichem Blut” heraus.
  • Ganze Seiten werden genutzt, um die weibliche Anatomie zu beschreiben.
  • Protagonist hebt das erste Mal ein Schwert auf und ist sofort ein Meister.
  • Es gibt eine supergeheime Geheimklasse in der Welt.

Ich bin mir sicher, dass mit diesem LitRPG-Bingo nur die Oberfläche der immer wieder auftauchenden Tropes angekratzt wurde, aber das soll jetzt erst mal reichen.

Die 10 besten LitRPGs 2025

Na gut, jetzt wird es natürlich teilweise etwas subjektiv. Trotzdem lügen die Zahlen nicht. Einige Autoren haben mittlerweile weltweit Fangemeinden aufgebaut und zählen zu den Besten der Besten, wenn es um LitRPGs geht. Hier eine Liste der Top 10, in keiner bestimmten Reihenfolge:

He Who Fights with Monsters

Autor: Shirtaloon (Travis Deverell)
Erscheinungsdatum (Band 1): 2021
Beschreibung: Humorvolle, actionreiche Serie um Jason, der in einer fremden Welt mit RPG-Mechaniken überleben muss. Kultstatus durch clevere Mischung aus Comedy, Philosophie und epischen Kämpfen.

Defiance of the Fall

Autor: TheFirstDefier & JF Brink
Erscheinungsdatum (Band 1): 2021
Beschreibung: Erde verschmilzt mit einem kosmischen RPG-System. Protagonist Zac nutzt Crafting, Kampf und Strategie, um zu überleben. Eine epische Mischung aus Progression-Fantasy und Survival.

Primal Hunter

Autor: Zogarth
Erscheinungsdatum (Band 1): 2022
Beschreibung: Jake wird in eine Welt voller Monster und Magie geschleudert. Bekannt für cleveres Power-Scaling, humorvolle Dialoge und intensives World Building.

The Path of Ascension

Autor: C.M. Caplan & D.R. Rosier (bekannt als „Cicero“ auf Royal Road)
Erscheinungsdatum (Band 1): 2021
Beschreibung: Matt, ein junger Kämpfer, stellt sich einem gefährlichen “Path”-System, das Fähigkeiten durch Trial-by-Combat aufwertet. Faszinierende Charakterentwicklung und taktische Tiefe.

Unsouled (Cradle Series)

Autor: Will Wight
Erscheinungsdatum (Band 1): 2016
Beschreibung: Startpunkt der 12-teiligen Cradle-Saga. Lindon beginnt als “Unsouled” ohne magisches Talent und arbeitet sich zu einem der mächtigsten Helden hoch. Progression-Fantasy mit Kultstatus.

Beware of Chicken

Autor: CasualFarmer
Erscheinungsdatum (Band 1): 2021
Beschreibung: Parodie auf klassische Kultivierungsromane: Ein Mann steigt aus der Heldenreise aus und will einfach nur Bauer werden. Charmant, humorvoll und extrem beliebt bei Fans, die etwas anderes suchen oder sonst schon ALLES gelesen haben…

Sufficiently Advanced Magic (Arcane Ascension)

Autor: Andrew Rowe
Erscheinungsdatum (Band 1): 2017
Beschreibung: In einer Welt voller magischer Türme sucht Corin seinen verschollenen Bruder. Puzzle-Dungeons, komplexe Magie-Systeme und RPG-Mechaniken.

The Ritualist (The Completionist Chronicles)

Autor: Dakota Krout
Erscheinungsdatum (Band 1): 2017
Beschreibung: Joe, ein Spieler in einem MMORPG-ähnlichen Universum, wählt die seltenste Klasse: Ritualist. Eine Mischung aus Crafting, Build-Optimierung und epischen Abenteuern.

Level Up or Die (Underworld Series)

Autor: Apollos Thorne
Erscheinungsdatum (Band 1): 2017
Beschreibung: Protagonist erwacht als Monster in der Unterwelt. Statt heroischem Abenteuer heißt es: fressen oder gefressen werden. Düsterer Survival-Twist auf das klassische Level-Up-Konzept.

Dungeon Crawler Carl

Autor: Matt Dinniman
Erscheinungsdatum (Band 1): 2020
Beschreibung: Nach der Apokalypse verwandelt sich die Welt in ein mörderisches Game, das im ganzen Universum übertragen wird. Die Idee The Running Man und eine weitere System-Apokalypse zu verbinden, ist nicht neu, aber der Roman lebt einfach vom besten Tier-Sidekick aller LitRPGs: Carls Katze “Princess Donut”. Ich gebe zu, ich habe von den 7 Büchern nur das erste gelesen, aber das hat mich zum Humor in meinem eigenen LitRPG inspiriert. Wer also ein LitRPG lesen möchte, dass ihn lachen lässt wie Dungeon Crawler Carl sollte sich mal Liams Labyrinth – Der Todes-Dungeon ansehen.

Welches LitRPG soll ich zuerst lesen?

Sagte ich doch gerade: Liams Labyrinth – Der Todes-Dungeon!

Aber mal im Ernst: Natürlich kannst du dir jedes Buch aus der Top 10-Liste oben näher anschauen und wenn es genau Dein Ding ist: Go for it!

Trotzdem möchte ich hier mal 6 Gründe nennen, warum mein Erstlings-Werk für dich ein geschmeidiger und spannender Einstieg in die Welt der LitRPGs sein kann:

  1. Und das ist gleich der schwerwiegendste Grund: Ich will dich nicht mit Zahlen und Werten erschlagen. Mir ist bewusst, dass es RPG-Regelwerk-Hardcore-Fans und Zahlen-Fetischisten gibt, die es genießen seitenweise Attributs-Werte und Fähigkeiten-Auflistungen zu lesen. Alles gut, jeder, wie er mag. Ich wollte LitRPG jedoch gezielt einem größeren Publikum zugänglich machen.
  2. Deswegen dienen bei mir Level Ups, Erfolge und gefundene Schätze immer der Story und tauchen nicht um ihrer selbst Willen auf, nur um dem Begriff “LitRPG” gerecht zu werden. Eine spannende Geschichte sollte imho immer im Vordergrund stehen.
  3. Trotzdem habe ich mich natürlich an zuvor erwähntem LitRPG-Bingo bedient und mir die Kirschen rausgepickt, die ich für spaßig halte. Wie zum Beispiel den Sidekick. Und weil ich nicht die tausendste sprechende Katze wollte, gibt es etwas Neues, Unerwartetes und so verdammt Witziges. Ich hatte so einen Spaß das zu schreiben!
  4. Ähnlich habe ich es mit Monstern und der Klasse meines Protagonisten gehalten: Ich wollte ausgetretene Pfade verlassen und ungewöhnliche bis bizarre Momente erschaffen.
  5. Und das in bester Page Turner-Manier mit Action, Mystery und Humor, wie man es von meinen anderen Büchern gewohnt ist.
  6. Außerdem wollte ich mal einen neuen Grund für die Gamifizierung der Welt des Protagonisten finden. Und ich glaube, das ist mir ziemlich gut gelungen.

Wenn du mehr darüber erfahren willst, wie es ist ein LitRPG zu schreiben, findest du meinen Bericht hier.

Die Zukunft von LitRPGs

In Deutschland ist das Genre noch lange nicht im Mainstream angekommen. Doch ich denke, dass sich das früher oder später ändern wird.

Denn es wächst weiter.

Zumindest sehe ich regelmäßig Neuerscheinungen auf Amazon – wenn man mal von den furchtbaren KI-generierten Werken absieht. Durch Self-Publishing kann jeder Autor auch ohne Verlag in dem Genre starten und viele LitRPG-Titel schaffen es regelmäßig in die Bestsellerlisten.

Außerdem gibt es immer mehr internationale Übersetzungen und auch auf den Webnovel-Plattformen schießen neue LitRPGs wie Pilze aus dem Boden.  Bald werden sicher auch Filme das Thema aufgreifen. Netflix reibt sich bestimmt schon die Hände…

Letztlich befinden wir uns ja schon lange in einer multimedialen Welt. Durch KI und die langsame Eroberung des Cyberspace werden immer neue Bereiche unseres Lebens “gamifiziert”, egal, ob wir das wollen oder nicht.

Aber das ist ja nichts Schlechtes, im Gegenteil!

Spielen liegt in der menschlichen Natur.

Solange wir positiv von einer Aufgabe gefordert sind und uns auf die Resultate freuen, wird das Belohnungszentrum in unserem Hirn stimuliert. Wir können jede Arbeit leicht hinter uns bringen, wenn wir sie als Spiel begreifen. Es gibt ja jetzt schon hunderte von Apps, die uns Erfahrungspunkte und Achievements für erledigte Hausarbeit oder sportliche Erfolge geben. Einfach weil es motivierend ist.

Deshalb glaube ich fest daran, dass viele LitRPGs eines Tages wahr werden.

Weil es unumgänglich ist.

Weil wir früher oder später mit Maschinen verschmelzen und zu transhumanen Wesen mutieren werden.

Und egal, ob wir dann in Matrix-ähnlichen Welten (VR-LitRPG) oder mit Cyberware in einer augmentierten Realität (System-“Apokalypse”-LitRPG) leben – Zahlen, Werte und Erfolge werden uns motivieren immer neue Level zu erreichen.

Neuer Erfolg!

Du hast jede Menge LitRPG-Wissen auf deiner Fleisch-Festplatte geparkt.

Belohnung: +10 Weisheit pro gelesenen Unterpunkt. Auf wieviel kommst du? Bei 100+ erhältst du den neuen Titel: “Hoffnungsloser LitRPG-NERD”. Du darfst ihn dir ausdrucken und als kleinen Zettel an die Stirn kleben, wenn du möchtest.

Über Thilo (1230 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.