Critical Arousal: Wer hat nicht seine Unschuld auf einer Afterparty im Mittelalter verloren?
Ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass wir in einer echt abgefahrenen Zeit leben. Das Internet hat einfach mal alles revolutioniert. Die Art wie wir einkaufen, arbeiten und mit anderen Menschen in Kontakt treten. Mich als Fantasy-Nerd und Rollenspieler freut besonders, dass dadurch ein sehr nischiges Hobby so langsam aber sicher in Richtung Mainstream paddelt. Ich rede natürlich von Rollenspiel, insbesondere Dungeons & Dragons.
Was früher nur in elitären Kellern oder versteckten Comicshops praktiziert wurde, wird heutzutage sogar von Celebrities auf Youtube oder anderen Plattformen live gestreamt. Dass Vin Diesel früher gerne einen Drow Witch Hunter namens Melchor durch D&D-Abenteuer gelenkt hat, dürfte mittlerweile auch der hinterwäldlerischste Internet-Verweigerer mal gehört haben. Doch seit Vins „Coming out“ haben noch viele andere Hollywood Stars ihren W20 gezückt und so von sich reden gemacht. True Blood-Werwolf Joe Manganiello ist für mich davon der erwähnenswerteste, weil er jüngst ein flammendes Plädoyer für D&D hielt und am liebsten selbst den epischen D&D-Film drehen würde, auf den wir alle schon so lange warten. Wer es nicht kennt, darf nicht weiterlesen, bis er es angeschaut und in Tränen der Rührung zerflossen ist.
Doch es macht nicht nur Spaß Promis beim Schleudern von Feuerbällen über die Schulter zu schauen. Wer z.B. auf Youtube mal ein bisschen tiefer in den Gygaxschen Graben hinab taucht, wird sehr viele unbekannte, aber trotzdem mega unterhaltsame D&D-Runden finden, bei denen hemmungslos gespannt werden darf. Ich hätte nie gedacht, wieviel Bock es machen kann, sich einfach nur von den Pen & Paper-Erlebnissen völlig Fremder berieseln zu lassen, ohne überhaupt selbst mitzuspielen. Ich habe mich fast zu einer Art Dungeon-Voyeur entwickelt…
Besonders lohnend kann es auch sein so einer Runde beizuwohnen, um dadurch Inspiration für die eigene Spielrunde zu bekommen. Denn teilweise kommen die Leute auf echt schräge, aber geile Ideen.
Die Jungs von „Node“ hatten z.B. eine sehr witzige Idee (Ok, Node hat schon über 2 Millionen Abonnenten und fällt wohl nicht mehr ganz unter die kleinen Hobby-Gruppen auf YT, aber ich kannte sie noch nicht):
Vier Halbstarke wollen auf einer Highschool Party endlich ihre Unschuld verlieren. Klingt wie der schlechte 24. Teil von American Pie, oder? Verlagern wir die pubertierende Quest jedoch ins Mittelalter und benutzen sie als Grundlage einer Pen & Paper Runde, kommt eine enorme Gaudi auf.
Wenn ich allerdings so darüber nachdenke, dann war „endlich eine Frau flachlegen“ die Metastory und der unausgesprochene Nebenplot jeder D&D-Runde, als wir noch zu frühen Schulzeiten spielten. Wegen der Hormone und dieser Lederhosenfilme auf Tele5. Trotzdem gereicht dieses zeitlose Thema zu einer unerwartet witzigen Runde mit entsprechend „modern“ angehauchten Charakteren. Allein Drago, der Goth, der ein wenig bleich ist und gerne ein richtiger Vampir wäre, anstatt das immer nur vorzuspielen, hat mich doch sehr schmunzeln lassen. Kein Ahnung, wieso ich dabei die ganze Zeit Edward von Twilight vor Augen hatte…
Ich mag generell wie sich ein modernes Konzept in einem mittelalterlichen Fantasy Setting anfühlt. Einfach zu geil, wie dadurch die Waldelfen zu angesagten Emo-Veganer-Hippies werden.
Soweit ich das sehe, gibt es schon 6 Teile des Abenteuers.
Ich bin jedoch erst bis Teil 2 gekommen, indem der DM allerdings einen klassischen Fehler macht: Er begreift die „Trefferpunkte“ einzig und allein als die körperliche Gesundheit eines Helden. Einer der 1. Stufe-Charaktere wird von einer großen Spinne erwischt und verliert 5 Trefferpunkte. Genug um, nach der Logik des DM, alle Zehen an einem Fuß zu verlieren. Hahaha und OMG! Nach dieser Logik ist ein Held, der noch 2 von 20 Trefferpunkten hat nur noch was? Ein Kopf im Glas wie bei Futurama? Und was passiert mit Charakteren, die aufsteigen und mehr Trefferpunkte bekommen? Werden die einfach unglaublich FETT? Naja gut, das mystische Konzept von Trefferpunkten, die bei uns immer eher sowas wie „Heldenpunkte“ waren, die einen Charakter dazu befähigen Schaden jeglicher Art zu entgehen, soll hier jetzt nicht breitgetreten werden.
Mir ging es bei den Videos eigentlich eher um die geile Idee ein „Problem“ bzw. einen Sachverhalt aus dem 21. Jahrhundert in ein mittelalterliches Fantasy-Setting zu verlagern.
Wer von euch hat noch mehr witzige Ideen dieser Art? Bitte Kommentieren und ich klaue es dann schamlos für eine meiner nächsten D&D-Runden 😉