Filmkritik: Terminator Genisys kriegt gerade so die Kurve

terminator genisys eintrittskarten  love seat

7 von 10 tödlichen Opis

Es sollte einfach ein Abend actionlastiger Bromantik werden. Ohne viel zu erwarten setzen wir uns mit einem Bier bewaffnet ins Kino und wollten an die gute alte Zeit von Terminator 2 erinnert werden. Und genau das, aber auch nicht viel mehr, ist passiert.

terminator_genisys_kinoposterTerminator Genisys wirkt wie eine große Hommage an die ersten beiden (aber besonders den zweiten) Terminator-Teile, ohne dabei jedoch deren unverwechselbare Thriller-Atmosphäre einfangen zu können. Genauso haarsträubend und flickenteppichartig wie die „interessante“ Handlung gestaltet sich einmal mehr eine Zeitreisen-Logik, die sich immer wieder mit Ansage und leidenschaftlich selbst in den Hintern tritt.

Zwar bietet ein gealterter T-800 immer wieder abgefahren-klingende Erklärungsversuche über den ein oder anderen „Zeit-Nexus“ und damit verbundene Ereignisse, die einfach „passieren wollen“, was jedoch nichts daran ändert, dass die üblichen Fragen unter den Nägeln brennen: Wieso kann ich jemanden in die Vergangenheit schicken, um etwas zu verhindern, was jemand bereits verhindert hat, weil er 5 Minuten vor mir in die Vergangenheit geschickt wurde?

Doch wenn erst mal so richtig schön die Fetzen fliegen, fehlt einfach die Zeit die vielen Paradoxa näher zu analysieren. Schon bald werfen sich verschiedenste Terminator-Modelle überaus befriedigend gegenseitig durch Wände, während der Zuschauer seinerseits in eins von zwei Lagern geworfen wird.

Danach findet man sich entweder in der Ecke der angestaubten Magazin-Journalisten wieder, die berufsbedingt keinen Spaß haben dürfen und einen Film wie Terminator Genisys bei Rotten Tomatoes auf 26% runter korinthenkacken müssen. Oder, man akzeptiert die genannten Schwächen, lehnt sich einfach zurück und sortiert den Film, wie ich, mit 7 von 10 Punkten unter „Guilty Pleasures“ ein.

Und wenn dann der Part im Hirn, der für das logische Denken verantwortlich ist, zusammen mit einer nostalgisch gefärbten, überzogenen Erwartungshaltung erfolgreich terminiert wurde, können die brennenden Bilder endlich ungebremst auf die Spaßrezeptoren prallen.

Letztendlich ist Genisys der Terminator 3, den wir uns damals alle nach Terminator 2 gewünscht hatten. Nach dem „grundsoliden“ T-800 und einem flüssigen T-1000, waren die Schreie nach einem T-Modell mit noch größerem WTF-Faktor ziemlich laut. Und genau hier kann Terminator Genisys natürlich punkten. Hier werden wir nicht länger mit einer albernen Megaman-Handkanone vertröstet, sondern bekommen die Angst der heutigen Zeit vor Nanotechnologie in Form eines waschechten Terminators aus einer Art Grey Goo vorgesetzt.

Wie? Ihr meint, ich soll gefälligst nicht spoilern? Zu spät! Der vielleicht größte Fauxpas von Terminator Genisys liegt darin, dass die dramatischste Wendung im Film, die natürlich mit dem neuen Super-Terminator zu tun hat, in den Trailern bereits vorweggenommen wurde. Allein das Kinoplakat ist schon eine Frechheit von Spoiler. Aber vermutlich waren sich die Macher darüber im Klaren, dass sie bei einem derart verworrenen Film mit dem Punkten müssen, was sie haben: Scary Robots.

terminator genisys grinsender T800

Ansonsten war ich überrascht, dass Arnie mit Abstand das Beste am Film war. Ich hatte die Befürchtung, dass der gealterte Terminator zu albern und zu künstlich in die Handlung eingeflochten werden könnte. Doch Arnie bewies mir persönlich, dass er zwar „alt, aber nicht veraltet“ ist als Beschützer-Terminator, der von Sarah Connor liebevoll „Pops“ genannt wird.

Alle anderen Darsteller waren für mich komplett austauschbar. Emilia Clarke war als brünette Mother of Robots zwar niedlich, aber auch nicht mehr. Die Altersfreigabe verhinderte leider jegliche zur Schau gestellte Nacktheit bei den Zeitreisen.

Mein Fazit ist: Falls es noch weitere Teile geben wird – was wegen der Mid-Credits-Szene und einem geupgradeten T-800 nicht unwahrscheinlich ist – dann gehört nur Arnold wieder ins Stammensemble. Außerdem wäre begrüßenswert, wenn neben dem ganzen Zeitreisen-Terminations-Quatsch mal so etwas wie eine (nachvollziehbare) Story als Grundlage dienen könnte. Ansonsten war das mein letzter Terminator.

Über Thilo (1200 Artikel)
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