Alb(traumhafter) Ravenloft Oneshot mit Battlesystems

Durch motherf-ing Corona sind bei mir mehr D&D-Runden unter die Räder einer dunkelzwergischen Kriegswalze gekommen, als ich zählen kann oder will.

Umso mehr hat es mich gefreut von einem guten Freund zu einem Ravenloft-Pen & Paper-Oneshot eingeladen zu werden (den wir auch lange genug verschieben mussten…).

Doch ich muss gestehen, dass ich zunächst genauso neugierig wie kritisch war.

Ich wusste, dass er für diesen Rollenspiel-Oneshot im Horrorambiente sehr viel Material vorbereitet hatte. Also nicht nur das Abenteuer selbst und vielleicht noch eine Battlemap mit ein paar Figürchen drauf, sondern wesentlich mehr:

Ein ganzes Dorf der Verdammten.

Als großer Fan des “Theater of the mind” befürchtete ich, dass zu viele Aufbauten und Details die eigene Fantasie behindern, vielleicht sogar überflüssig machen könnten – wie bei einem Brettspiel. Und Dungeons & Dragons soll für mich niemals zu einem reinen Tabletop werden. Auch wenn diese Spielweise natürlich auch ihre Daseinsberechtigung hat.

Umso überraschter war ich am Ende des Abends festzustellen, dass so eine Miniaturlandschaft die Fantasie nicht nur NICHT ins Straucheln bringt, sondern sogar noch unterstützt und beflügelt. Das Gehirn ist durchaus fähig mit dem Dargebotenen eine gewinnbringende Symbiose einzugehen und die Welt noch plastischer vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen.

Ich bin immer noch ganz geflasht von dem Abend, der eine Grundüberzeugung von mir einfach mal vom Sockel gestoßen hat.

Bisher hatte ich die Leute, die für ihre Abenteuer aufwändige Städte, Dungeons und Landschaften möglichst naturgetreu nachbauen, eher als die Fantasy-Variante von Modelleisenbahn-Nerds gesehen.

Doch jetzt verstehe ich den Reiz daran.

Ein Abenteuer so zu erleben ist wie der Premiumsitz im Kino mit Fußhocker, Massage- und Forcefeedback-Funktion, 3D-Brille und einem Butler, der einem jeden Wunsch von den Augen abliest. Man braucht das alles nicht für den Film, aber es ist trotzdem geil.

Als Spielleiter würde ich das jetzt am liebsten auch häufiger mal machen. Doch genau da ist der Haken: Zeit, Geld und letztlich auch Stauraum fehlen für solche Projekte.

Besagter Kumpel hat aber eine sehr geile Lösung entdeckt, die im Zusammenspiel mit Musik- und Lichteffekten einen enormen Sog erzeugen konnte.

Das Fantasy-Terrain von Battlesystems bildet dabei den Kern seines “Rollenspiel-Dioramas”.

Die zusammensteckbaren Teile aus Hartpappe sind erstaunlich stabil, flexibel und, was das Beste ist, bereits gelungen angemalt. Und zudem auch echt erschwinglich, wenn man mal vergleichbare Gebäude von Dwarven Forge betrachtet.

Ich war wirklich beeindruckt, was diese “Papphäuschen” im Zusammenspiel mit Musik, Lichteffekten und liebevoll angemalten Miniaturen für ein stimmiges Gesamtbild ergeben haben. Mit dem dazu passenden, eigens dafür ausgedruckten, Untergrund wirkte alles wie aus einem Guss.

Ich zeige jetzt einfach mal ein paar Schnappschüsse.

Auch wenn die Bilder dem Gesamterlebnis vor Ort natürlich überhaupt nicht gerecht werden!

Nach einer kurzen Einführung ins Abenteuer und dem Erhalt einer Quest von einem zwielichtigen Grafen, betraten wir über eine Brücke das Dorf.

Mein Charakter, Lennox Ravenwild, seines Zeichens Eldritch Knight, erkundete vorsichtig die Gassen. Zusammen mit Armand, einem befreundeten Monsterjäger.

Wir rannten sofort in einen unfreundlichen Büttel, der was von Sperrstunde und dem Umgang mit Fremden faselte… es waren ohnehin sehr wenige Dorfbewohner auf den Straßen. Sie alle waren wortkarg, wirkten bedrückt, rieten uns das Dorf lieber schnell wieder zu verlassen.

Doch niemand verlässt einfach so eine Ravenloft-Domäne! Deshalb quartierten wir uns erstmal in der Taverne ein. Beeindruckend: In jedem Gebäude können alle Räume geöffnet und bespielt werden. Sehr schöner Level von Immersion.

Dort traf ich eine befreundete Monsterjägerin, die nun ebenfalls in diesem Dorf festsaß. Also konnten wir das Geheimnis dieses Ortes, was auch immer es war, gemeinsam lösen. Hinzu kam, dass sich mein Charakter ein wenig in die Dame verguckt hatte…

Also rauf auf den Steg zum Bootshaus und im Mondenschein ein wenig Süßholz raspeln. Küsschen!!!

ICH D&D-ANFÄNGER-DEPP! Ein Succubus! Rettungswurf geschafft, sonst wäre da schon mein Ende gekommen…

Ok, ich werde jetzt nicht das Ganze Abenteuer nacherzählen. Long Story Short: In der zweiten Nacht landete der Vampire Lord, inklusive hungriger Gespielin, um uns großzügig als Menschenopfer zu akzeptieren.

Natürlich konnte der Gute noch Riesenfledermäuse, Zombies und einen Grabsteingolem zur Hilfe rufen.

Mir blieb also nichts anderes übrig, als den Kampf vorzeitig zu beenden. Ihr könnt mich vielleicht da hinten, mit der emporgehaltenen Flamme meines niemals verlöschenden Feuerpfeil-Cantrips erkennen:

Im Folgenden nutzte ich die Treppe als Sprungschanze, um von oben auf den Vampir zu springen und ihm den mühsam erbeuteten Artefakt-Dolch ins untote Herz zu rammen. Dex 18 ist dafür natürlich völlig unzureichend. Zumindest, wenn man, wie ich, IMMER kacke würfelt, wenn’s draufankommt… Ich stolperte und landete vor dem Blutsauger im Staub. Doch in der nächsten Kampfrunde traf, dank “Tatendrang”, einer meiner 4 Attacken zwischen die Rippen des fiesen Unterdrückers.

Anyhooooo… wollte nur ein paar Bilder dieses wirklich gelungenen Sandbox-Settings mit Häusern, Bäumen, Map, Musik, Nebel- und Lichteffekten zeigen.

Ich bin immer noch von Dankbarkeit erfüllt dabei gewesen zu sein.

Hat leider sehr viel Spaß gemacht. Ich wünschte, es könnte immer so sein.

Über Thilo (1210 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.