Willy’s Wonderland: Zen-Hausmeister unter Killerpuppen

© Landmark Studio Group

7 von 10 Flipperautomaten

Wenn plötzlich Kürbisse in den Läden auftauchen, die Morgenluft überraschend kalt ist und mein alljährliches Verschrumpeln (Geburtstag) naht, bedeutet das meist eins: Halloween steht vor der Tür.

Eine meiner liebsten “Jahreszeiten”!

Neben Grillsaison, der Hopfenweihe und den Opfertagen für La Magra, den Blutgott.

Die Zeit um Halloween, mit ihren heulenden Winden und dem fallenden Laub, macht mich immer ganz geil auf Grusel – weckt in mir die Lust an der Ästhetik des Morbiden.

Deshalb fülle ich meine Freizeit dann mit möglichst vielen Horrorfilmen und anderen passenden Aktivitäten. Wie z.B. einem Ravenloft-Oneshot der Luxusklasse.

Neulich habe ich mir Willys Wonderland mit Nicolas Cage auf die Schlachtplatte gelegt. Und alter Schwede, was für ein Quatsch. Aber unterhaltsamer Quatsch. Glaube ich zumindest.

Wir alle erinnern uns noch an geile Nicolas Cage-Klassiker wie Face Off, Con Air, The Rock, Lord of War, oder meinen persönlicher Favoriten, Wild at Heart von David Lynch.

Doch – Newsflash – nach diesen Blockbustern hat Cage nicht aufgehört Filme zu machen. Es sind bestimmt an die 100 mittlerweile. Die jüngeren Projekte sind aber nicht immer Crème Catalane, wenn ihr versteht, was ich meine…

Dementsprechend kritisch war ich bei Willys Wonderland von Kevin Lewis, den ich mal vorsichtig als unheiliges Kind von der Game-Reihe Five Nights at Freddy’s und … naja, Nicolas Cage beschreiben würde. Vielleicht noch mit einer Prise Meet the Feebles und Random Trash garniert.

Achtung, jetzt folgen auf jeden Fall Spoiler. Denn über dieses Machwerk kann ich nicht reden, ohne hier und da den Plot zu beleuchten.

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Prämisse und Umsetzung des Streifens sind so “eigen”, dass er auf diesem schmalen Grad zwischen Schund und Schatz wandelt.

Die Story ist schneller erzählt, als ihr Kermit am Schlafittchen packen und in den Mixer werfen könnt:

Cage spielt einen ultracoolen, namenlosen Herumtreiber, dessen Karre eine Panne hat. Da das Kaff, in dem er gestrandet ist, kein Internet und somit keine Kartenzahlung besitzt, muss er für die Reparatur seines Flitzers arbeiten. Er nimmt das Angebot an, Willys Wonderland, ein stillgelegtes Kinderparadies mit animatronischen Puppen, über Nacht aufzuräumen und auf Vordermann zu bringen. Doch natürlich soll er als Menschenopfer für die satanisch besessenen Puppen dienen, welche im Gegenzug die Dorfbevölkerung in Ruhe lassen.

Wow.

Das ist echt viel unlogischer Stuss auf einmal.

  1. Wer kann in nur einer Nacht so ein riesiges Center von einer Müllhalde in ein Etablissement zur sofortigen Neueröffnung verwandeln? Das schafft eine ganze Crew von Putzprofis ja kaum.
  2. Wenn der neue “Hausmeister” die Puppen mit bloßen Händen besiegen kann, wieso konnten die Dorfbewohner sie dann nicht einfach mit Waffengewalt ausräuchern? Zur Not hätte ich das Center von der Armee nuken lassen.
  3. Die Dorfbewohner wollen also Menschenopfer verhindern durch Menschenopfer? Legit.
  4. Wenigstens die Dorfjugend ist schlau genug den Laden einfach niederbrennen zu wollen. Auch nett, dass sie den Hausmeister vorher rausholen. Doch warum halten sie sich plötzlich so lange im Center auf? Sie wissen doch, dass der “Spuk” in vollem Gange ist. “Oh, schau mal, da ist der Fun Room, in dem die bekloppten Satanisten immer die Kinder getötet und das dunkle Ritual zur Verwandlung in Killerpuppen vollzogen haben. Lass da mal für ein Schäferstündchen reingehen…” Wait, what?

Ihr seht: Das liebäugelt schon sehr mit B-Movie-Trash.

Jetzt könnte ich dem Film 4 oder 5 Punkte für ein wenig Blut und Puppen springenlassen. Aber durch die folgenden “Eigenheiten” hat Willys Wonderland für mich geradeso die Kurve zu 6 oder 7 von 10 Punkten geschafft:

  1. Der unvergleichliche Cage schafft es einfach so oft einem Film seinen unverwechselbaren Stempel aufzudrücken. Dieser TYP! Hinzu kommt, dass Cage als Hauptdarsteller des Films KEIN EINZIGES Wort spricht. Selbst wenn er angesprochen wird. Das ist so Knaller.
  2. Die Art, wie er seinen nächtlichen Job als Hausmeister überhaupt nicht in Frage stellt und einfach stoisch sein Ding macht, ist köstlich. Dabei sind die blutigen Kämpfe mit den Höllenpuppen für ihn nur kleine nervige Ablenkungen in seinem Putzplan. Leiche wegräumen, frisches T-Shirt anziehen, und weiter. In gewisser Weise spielt Nicolas Cage einen Zen-Meister, den nichts aus der Ruhe bringen kann. Er nimmt einfach nur Hindernisse zur Kenntnis und reagiert entsprechend. Wie ein Wasserlauf, der durch den Wald fließt. Beneidenswert.
  3. Lustig auch, dass er den Tipp des Besitzers ernst nimmt und regelmäßige Pausen einlegt. Er stellt sich dazu sogar den Timer an seiner Armbanduhr. Dann trinkt er eine Dose “PUNCH” (k.a., ob das ein Energydrink oder Bier sein soll, aber es hält ihn am Laufen) und spielt entspannt eine Runde Flipper.
  4. Spätestens mit dem Willys Wonderland-Flipper hatte der Film dann auch mein 80er-Herz erobert. So romantisch, wie er ihn gleich zu Beginn liebevoll reinigt und zum Laufen bringt! Der Kontrast, wie er fast manisch an diesem Flipper abgeht, kontrastiert sich herrlich an dem Horror um ihn herum, der ihm doch eigentlich den letzten Nerv rauben sollte…

Also. Fazit.

Das ist alles so absurd, dass es für mich schon wieder sympathisch war.

Natürlich sollte diese Horrorkomödie mit Bier und einem gewissen Hang zu Trash konsumiert werden.

Doch unter dieser Prämisse kann ich Willys Wonderland durchaus als Halloween-Film empfehlen. Gleich nach Psycho Goreman natürlich, den sich allerdings nur Leute mit einem schwarzen Gürtel in Trash reinziehen sollten.

Der Trailer zu Willys Wonderland vermittelt eigentlich einen guten Eindruck davon, was euch erwartet (Wer findet darin das Watchmen-Zitat?):

WILLY'S WONDERLAND Trailer German Deutsch (2021) Exklusiv
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