Der beste schlechteste Film von 2016: Gods of Egypt
6 von 10 goldenen Blutlachen
Schlagt den großen Gong! Lasset die Fanfaren des Gottes der Albernheit im ganzen Land ertönen! Es ist etwas passiert, das nur alle paar Jahre vorkommt, wenn der siebente Mond des Uranus im flammenden Zephyr des zehnköpfigen Schakals steht: Ein unfassbares Machwerk von einem Film hat es trotz einer RottenTomatoes-Bewertung von 16% auf meine Guilty Pleasures-Liste geschafft.
Ich rede von dem großen Haufen bunten CGI-Käse namens Gods of Egypt.
„Aber wieso opferst Du für sowas überhaupt Deine Freizeit?“ könntet ihr fragen. Schuld ist der Nerdist mit seiner Liste von Filmen, die 2016 angeblich von der breiten Masse gar nicht gesehen oder zumindest unterschätzt wurden. Durch eben diese Liste arbeite ich mich gerade. Nun bin ich bei Gods of Egypt angelangt und sehr froh, dass ich diesem Quatsch eine Chance gegeben habe.
Ja, Gods of Egypt ist hohl wie ein aufgeblasenes Kondom aus hauchdünnem Gummi für ein möglichst natürliches Gefühl. Ja, Gods of Egypt hat in den meisten Bewertungen abgestunken wie ein Harzer Käse, den man 40 Jahre lang auf einer alten Naziheizung vergessen hat. Und ja, Gods of Egypt besetzt die Rollen der ägyptischen Götter mit geradezu mustergültig „weiß gewaschenen“ Schauspielern, die so gut in ihre Rollen passen wie Wesley Snipes in die Rolle von Frodo.
Aber trotzdem macht der Film so verdammt viel Spaß!
Eigentlich könnte das männliche Publikum denken, dass Gods of Egypts Daseinsberechtigung lediglich auf dem schamlos offerierten und immer präsentes Dekolleté der Zaya-Darstellerin Courtney Eaton begründet ist. Und ich müsste lügen, würde ich nicht zugeben, dass Zayas Ausschnitt die Polkappen zum Schmelzen und bei landesweiter Ausstrahlung sofortigen Weltfrieden bringen könnte. Aber tatsächlich hat der Film auch noch eine Menge mehr zu bieten.
Zunächst mal muss ich mich als Zuschauer entscheiden, ob ich mit der albernen Grundprämisse des Films leben kann. Regisseur Alex Proyas hat sich nämlich scheinbar dafür entschieden, dass die ägyptischen Götter einfach mit den Menschen zusammen in Ägypten leben und sich auf Grund ihrer Körpergröße und ihrer mystischen Kräfte als deren Herrscher aufspielen. Dabei sind die Götter moralisch oder in ihrem Verhalten keinen Deut anders oder besser als die Menschen. Sie haben einfach nur das Glück gehabt, als Dreimeter-Hünen mit Special Attacks auf die Welt gekommen zu sein. Der goldene Löffel im Arsch wird im Film sinnbildlich auch häufiger sichtbar durch das goldene Blut, das die Herrscher Ägyptens bei Kämpfen untereinander schon mal gerne verströmen.
Als das erste Mal ein ungewöhnlicher großer Jamie Lannister als verkaterter Gott Horus durchs Bild wankte, dachte ich nur „WTF? Hahaha, die machen DAS wirklich!“ Und dann rollte die Murmel auf dem schmalen Grad meiner geschmacklichen Akzeptanz in das rechte Becken mit der Aufschrift „So doof, das es schon wieder gut ist.“
Und ab diesem Moment lehnt man sich einfach zurück und genießt das nicht ganz ernst zu nehmende Spektakel, für das einfach mal Schauspielgrößen wie besagter Game of Thrones-Star Nikolaj Coster-Waldau, Gerard Butler oder Elodie Yung (Daredevil) gewonnen werden konnten. Der Film geht so dermaßen determiniert über Bord mit seiner Darstellung der ohnehin schon fragwürdigen bis albernen Götterwelt des alten Ägyptens, dass es einfach witzig ist. Da wird der Schlachtwagen des Set von Riesenskarabäen in die Schlacht gezogen, Die Erde ist eine sprichwörtliche Scheibe und der Sonnenwagen des Ra zieht ebenso sprichwörtlich die Sonne an einer langen Kette über das Firmament und muss dabei Nacht für Nacht einen gigantischen Dämon bezwingen, der ansonsten die Schöpfung verschlingen würde. Ich meine, echt jetzt – wer dabei nicht wenigstens ein bisschen tongue in cheek-Spaß hat, dem ist auch nicht mehr zu helfen.
Und darüber hinaus hatte Gods of Egypt für mich sogar noch ein paar interessante Aspekte in Hinsicht auf Charakterentwicklung und Story. Ihr habt richtig gehört. Denn es war einfach zu köstlich mitanzusehen, wie der arrogante Gott Horus sich mit einem menschlichen Dieb verbünden muss, um seinen Gottstatus wiederzuerlangen. Wie sich aus einer Zweckgemeinschaft irgendwann eine Freundschaft entwickelt, hat dem Film durchaus etwas Seele verliehen und auch für den ein oder anderen Gag gesorgt.
Und vielleicht hat mich Gods of Egypt auch einfach an meiner schwachen Rollenspielerseite erwischt. Da gibt es eben diesen todesverachtenden Dieb, der in einem klassischen Todesfallen-Tempel das Auge des Horus stiehlt. Dann diese Rätsel-Szene mit der Sphinx. Und natürlich jede Menge abgefahrene Monster, Epic Level Challenges und die Götter mit ihren überzogenen Artefakt-Waffen. Apropos: Lustig fand ich auch die Idee, dass man den Göttern gewisse „Körperteile“ in Form von mächtigen Artefakten wegnehmen und so einem Großteil ihrer Macht berauben kann. Das erinnerte mich ein wenig an die Welt von Thor, in der Technologie von Magie nicht mehr zu unterscheiden sind, bzw. dasselbe bedeuten. Eigentlich insofern auch nur logisch, dass sich der Bösewicht des Films nach und nach selbst mit den besonderen Teilen und Waffen seiner Gegner ausstattet und somit in eine Art Supergott verwandelt, der alle anderen Götter überflüssig macht.
Hach wie herrlich CHEESY das alles war. Aber wie gesagt, mit Ansage und konsequent durchgezogen. Und darum mag ich den Film.
Vermutlich werden diejenigen von euch, die weder Rollenspieler noch Liebhaber ägyptischer Mythologie sind, den Film einfach nur grottig finden. Sicherlich angesichts des Gesamtwerkes eine vertretbare Meinung. Aber für mich ist dies eine Guilty Pleasure, die ich sicherlich noch mal wiederholen werde.