Filmkritik: Your Highness – Für zugedröhnte Rollenspieler
6 von 10 Wasserpfeifen
Mit nostalgischen Gedanken an vergangene Rollenspiel-Abende und mit vor nerdiger Vorfreude zitternden Händen habe ich gestern die Import-DVD von Your Highness in meinen Player gelegt. In den folgenden 2 Stunden habe ich mir dann den Film, das Bonusmaterial und ein paar Gläser Wein zu Gemüte geführt. Aber was soll ich sagen?
Obwohl Your Highness ein durchaus unterhaltsamer Fantasyfilm mit Humor und Action ist, bin ich doch ziemlich enttäuscht. Meine Erwartungen an den Film waren zugegebener Maßen vielleicht zu hoch nach dem genialen Trailer. Doch genau hier ist schon der erste Minuspunkt zu suchen: Man kennt im Prinzip schon die witzigsten Szenen aus dem Trailer. Im Grunde hat der Film für mich nur die besten Momente in ein großes Ganzes zusammen gefügt, ohne mich mit noch besseren Szenen komplett vom Sockel zu reißen. Schade…
…dabei ist die Story ein so schön klischeehaftes Stück Fantasy: Die Braut (sexy Zooey Deschanel) des glorreichen Prinzen Fabious wird vom bösen Zauberer Leezar gekidnappt. Begleitet von seinem stets geilen und faulen Bruder Thadeous unternimmt Fabious sogleich die Quest seine holde Maid zu retten, bevor diese in einem Ritual namens “The Fuckening” geopfert wird. Auf dem Weg treffen sie noch eine Bogenschützin, gespielt von der süßen Natalie Portman, welche ebenfalls noch ein Hühnchen mit dem fiesen Necromancer zu rupfen hat. So weit, so gut…
Es gibt viele witzige Anspielungen und Anleihen aus anderen Fantasyfilmen und –Geschichten, wie z.B. die Wasserpfeife-rauchende und völlig bekiffte Raupe aus Alice im Wunderland, mit welcher sich die beiden Brüder natürlich gepflegt die Birne vernebeln. Außerdem hat mich der mechanische Rabe „Simon“ an „Bubu“ aus Kampf der Titanen erinnert. Letztendlich ist vom Minotauren im Labyrinth, über großbusige Waldnymphen und dem magischen Schwert der Vorsehung alles dabei, was das Fantasy-Rollenspieler-Herz höher schlagen lässt.
Doch leider ist der Humor des Films so eingleisig unter der Gürtellinie, dass im nüchternen Geisteszustand nur ein seine Sexualität entdeckender 10-Jähriger von Anfang bis Ende über die Fäkalsprache und die Peniswitze lachen kann. Bezeichnender Weise bekommen die Darsteller in den Out Takes, bzw. im „Gag Reel“ kaum einen Satz raus, ohne sich ob der inhärenten Albernheit halb tot zu lachen. Besonders süß und verschämt lächelt dabei übrigens Miss Portman…
Ich möchte hier niemanden zu Alkohol oder psychotropen Substanzen raten, doch ich nehme an, dass der Film besser wird, je mehr man davon konsumiert hat. Denn tatsächlich konnte ich am Anfang, als die ständige Sex-Symbolik noch neu war, und gegen Ende, als die paar Gläser Wein ihre Wirkung zeigten, am meisten über den Film lachen. Dann war plötzlich der Minotauren-Penis, den sich Thadeous als Trophäe um den Hals gehängt hatte, weil er unfähig war dem Monster ein Horn abzutrennen, wieder urkomisch.
Ein wenig hat mich der Film als Ganzes an die Trash-Perle „Die Barbaren“ erinnert, nur dass die Haupthelden weniger muskulös und die Komik weniger unfreiwillig waren. Rollenspieler und Fantasy-Nerds allgemein werden definitiv ihren Spaß haben bei dem Film. Doch man sollte seine Erwartungen bezüglich der Komik und Güte des Gesamtwerks nicht zu hoch schrauben, denn sonst könnte man enttäuscht werden.