Predator Badlands ist überraschend gut

© 20th Century Studios
9 von 10 Arten zu Sterben
Zu Beginn des Films zunächst der Schock: Meine Augen sind wieder schlechter geworden. Wenn ich die 3D-Brille anziehe, wird das Bild nicht wesentlich schärfer. FUCK, scheiß Alter! Jetzt geht es steil bergab…
Dann das Getuschel um mich herum. Leute nehmen immer wieder ungläubig ihre Brillen ab.
Ja, tatsächlich, das 3D war falsch eingestellt. Wusste gar nicht, dass sowas überhaupt möglich ist. Hat natürlich gedauert, bis sich endlich jemand aufgerafft hat (gerade als ich auch wütend aufspringen wollte) raus zu rennen und Bescheid zu sagen.
So durfte ich die ersten 5-10 Minuten des Films als neblige Suppe genießen. Mein Predator-Schrei hallte durchs Kino.
Zu umso mehr Lorbeeren gereicht es dem Film, wenn ich ihn trotzdem am Ende als “fantastisch” bewerten muss.
Seit Prey gibt es einen neuen Namen im Predator-Universe: Dan Trachtenberg. Und auch, wenn ich seinen Killer of Killers nicht so gut fand (Zu viele alberne und unlogische Szenen, die mich immer wieder rausgerissen haben), hat er mich mit Predator Badlands komplett abgeholt.
So viel explodierende Popcorn-Freude hatte ich schon lange nicht mehr bei einem Film.
Die Story ist Predator-typisch schlicht gehalten: Es geht um eine Trophäe. Um seinen Vater zu beeindrucken, will der Yautja Dek auf dem Planeten Genna den Kalisk, einen legendären Super-Predator, jagen. Um die tödliche Flora und Fauna vor Ort zu überleben, verbündet er sich wiederwillig mit Thia, einer halb zerstörten Androidin von Weyland-Yutani.
Moment, warum hat der Predator einen Namen? Und warum verbündet sich der Einzelgänger mit jemandem?
Ja, man merkt es schnell: Der Regisseur betritt hier mit Todesverachtung ein Neuland, das Predator-Fans vor den Kopf stoßen oder zumindest spalten könnte.
Predator Badlands hat tatsächlich mit dem Testosteron-schwangeren 80er-Actionflick, in dem das Schwarzenegger-Monster einen hilflosen Außerirdischen jagt, nicht mehr viel zu tun.
Trachtenberg setzt uns hier völlig unverfroren einen Found Family-Action-Trip vor die Nase, mit unverhofft viel Herz und Humor.
Doch faszinierender Weise geht die Rechnung auf.
Predator Badlands fühlt sich wie eine sinnvolle Erweiterung des Predator-Universums an, dessen Grenzen ja ohnehin schon durch die Fusion mit dem Alien-Universum verschoben wurden. Trachtenberg schafft es Lore, Persönlichkeit und Emotionen zu injizieren, ohne dabei den Jäger-Mythos und die Badass-Natur der Yautja zu untergraben.
Apropos Badass.

© 20th Century Studios
Dieser Film sollte auf der großen Leinwand konsumiert werden. Ich verspreche einen knallharten Scifi-Actionfilm, der mit seinen Monstern und mystischen Landschaftsaufnahmen noch lange auf der Netzhaut bleibt.
Bei all den explodierenden Raupen, giftsprühenden Pflanzen und Killerkäfern dachte ich erst der Film wäre in Australien gedreht worden… gnahaha.
Ansonsten ist der Film häufig so ein “Spaß für die ganze Familie”, dass ich dachte: “Hm, ich hätte meinen Sohn mitbringen sollen, der hätte hier auch seinen Spaß gehabt.” Zumindest dachte ich das, bis die nächsten Körperteile durch die Luft flogen…
Ich glaube übrigens Dan Trachtenberg ist ein heimlicher Fan des witzigen Animationsfilms Onward – Keine halben Sachen. Warum, will ich nicht spoilern, das müsst ihr selbst rausfinden.
Doch tatsächlich gab es in der zweiten Hälfte des Films so viele Momente, die mich an Star Wars oder andere eher “heitere Scifi” erinnerten, dass es fast ein wenig zu viel des Guten wurde. Wahrscheinlich ziehe ich dem Film nur deswegen einen Punkt ab. Aber das ist Geschmackssache.
Predator: Badlands ist trotzdem der Blockbuster, den man zu Jahresende im Kino gesehen haben muss, Predator-Fan oder nicht.
Und falls der Film finanziell erfolgreich sein sollte – wovon ich ausgehe –, will Trachtenberg nach Prey und Badlands noch einen dritten Film nachlegen, in dem sogar noch ein letztes Mal Arnie als Dutch auftreten soll.
Dann muss er aber auch noch mal “Du bist abgrundtief hässlich” sagen.




