Prey: Comanchen gegen Alien-Killer

© Disney

8 von 10 brutalen Predator-Waffen

Prey ist überraschend gut. Und das sage ich nicht nur als der größte lebende Predator-Fanboy, der alles und jeden konsumieren würde, wo Predator draufsteht. Moment, jeden? Ewwww.

Natürlich könnte man Prey als eine Art Abklatsch des legendären ersten Predator-Films mit Arnie sehen, doch das würde Dan Trachtenbergs actiongeladenem Horror-Scifi-Film nicht ganz gerecht.

Altbekanntes in neuem, schicken Gewand trifft es vielleicht eher.

Comanchen gegen Alien-Killer… why not? dachte ich bereits beim ersten Trailer.

Denn, dass so ein extremer “Clash of Cultures” gut funktionieren und unerwartet unterhaltsam sein kann, zeigten ja bereits leicht trashig angehauchte Werke wie Cowboys und Aliens.

Doch Prey ist alles andere als trashig.

Bis auf den gelegentlich nur zu 90% glaubwürdigen CGI-Effect (Hallo Bär), mit dem ich aber gut leben konnte, ist Prey eine professionelle Produktion auf beinahe Hochglanzniveau.

Tolle Landschaftsaufnahmen, passende Schauspieler und knackige, blutige Action geben hier ein rundes Bild ab.

Apropos blutig: Ich denke, es darf nun endgültig Entwarnung gegeben werden.

Wisst ihr noch, als Disney die Film- und Seriensparte von Fox übernommen und sich damit auch die Rechte an Alien und Predator gesichert hat? Und wie wir dann alle Angst hatten, dass die Aliens im Streichelzoo landen und der Predator demnächst nur noch grünes Blut haben würde? (ach, Moment, hat er ja schon…)

Tja, umsonst gegrämt.

Prey ist knallharte Action, die mehr FSK18 kaum sein könnte.

© Disney

Hier wurde definitiv nichts mit den Samthandschuhen einer Mickey Mouse angepackt.

Im Gegenteil. Der Regisseur gönnt uns einen Blick auf ganz neues Predator-Equipment und dessen Auswirkungen auf weiche Menschenkörper. Was Miss Wiki nach einer Weile das Kissen vors Gesicht halten ließ, konnte einem kranken Schwein wie mir nur freudiges Glucksen entlocken. Es macht einfach Spaß wie dieser archaische Predator uns die Bewaffnung präsentiert, die sein Volk vor 300 Jahren einsetzte.

Natürlich ahnt jeder Zuschauer, dass die Comanchen-Kriegerin Naru (Amber Midthunder) am Ende gegen den Predator siegen wird – trotz dessen überlegener Waffentechnik.

Und genau auf diesen Showdown hatte ich natürlich schmunzelnd gewartet.

Würde das ein “Woke-Fest” der übelsten Sorte oder ein halbwegs glaubbarer Fight?

Tja… beides irgendwie.

Prey ist definitiv nicht die Gender-Propaganda-triefende Verunglimpfung eines geliebten Scifi-Klassikers, die einige Hardcore-Nerds darin erkennen wollen.

Ich meine, ja, natürlich: Genau wie der Originalfilm, der rauskam als testosteronschwitzende, wortkarge Muskelmänner der Hype waren (if it bleeds we can kill it), ist natürlich auch Prey ein Produkt seiner Zeit.

Ganz im Rahmen des “modernen Feminismus”, der Frauen gerne zu Männern machen würde, anstatt einfach die unzähligen Stärken der Frauen, die Männer dafür nicht haben, anzuerkennen und hervorzuheben, gelingen auch der zierlichen Naru ein paar Stunts, die selbst männliche Olympioniken den Angstschweiß auf die Stirn treiben würden.

Ich meine, am Anfang des Films fällt sie mal von einem Ast und muss bewusstlos ins Dorf zurückgetragen werden. Doch später kann sie dann locker in den Infight mit dem Predator gehen, der sie jederzeit mit Armklingen oder purer Kraft töten könnte, es aber einfach nicht tut… hm. Selbst der muskelbepackte Armeeheld Arnie kroch seinerzeit einfach nur besinnungslos vor Angst durchs Unterholz davon und musste das Alien mit einer gigantischen Steinfalle erschlagen, um zu gewinnen…

Der Film dreht sich einfach auf einer Ebene darum, dass die Männer ihres Stammes Naru ständig das Jäger-Dasein absprechen und ausreden wollen. Und das obwohl sie ganz offensichtlich schon sehr lange eine raffinierte Jägerin, Heilerin und noch viel mehr ist. Warum sollten sie das also tun?

An der Stelle merkt man dann natürlich schon eine gewisse künstliche injizierte Botschaft.

Aber ist Prey deshalb “woke”?

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Nein, würde ich nicht sagen. Denn was Naru hier widerfährt, hätte auch jedem Mann genauso widerfahren können. Und im Endkampf hätte auch ein Mann unrealistisch gewirkt, wenn er dem Predator auf körperlicher Ebene hätte die Stirn bieten können. Das geht dann also aufs Konto des Drehbuchs und nicht des Geschlechts.

Außerdem bezwingt Naru ihn ja auch mit einer Kombination aus geborgten Waffen, hinzugelernten Fallen und “Freunden”. Anders als Rey von Star Wars z.B. ist sie keine unerträgliche Mary Sue, sondern durchläuft einen deutlich erkennbaren Lernprozess, der sie immer schlauer und besser werden lässt. Das ist dann eine Art von weiblicher Kriegerpower, die ich mir gerne anschaue. Nämlich die Art von “ich musste für diese Scheiße bluten und lernen, wie jeder andere auch”-Erzählung, die wir als Zuschauer mit sowas wie Heldenreise verbinden.

Ich war zudem begeistert von der Art, wie würdevoll und realistisch Dan Trachtenberg die Comanchen dargestellt hat. (Es existiert sogar eine Version des Films, die komplett in Comanchen-Sprache gehalten ist! Wie geil und mystisch der Film dann wohl wirkt? Ein Rewatch muss her)

Auch gelungen war, wie er die Art der Comanchen zu jagen mit der der französischen Besetzer und der des Aliens kontrastiert hat. Und wie er gezeigt hat, wie sich das Konzept von Jagd durch verschieden weit entwickelte Waffen ändert.

In diesem Zusammenhang gibt es auch eine geile Rahmenhandlung, die sich bis zu Predator 2 zurückbiegt. Well played, Mr. Trachtenberg.

Also, komme ich mal zu so was wie den letzten Worten.

Ich kanns selbst fast nicht glauben, aber mit einer 8er-Wertung sortiert sich Prey auf Platz 2 meiner Liste der besten Predator-Filme ein. Damit wäre er der beste Predator-Film seit dem Original!

Tja, was lehrt uns das?

Früher war alles besser? Heute haben die Filmschaffenden kaum noch neue Ideen? Oder “never change a winning team”?

Das liegt wohl mal wieder im Auge jedes einzelnen Betrachters.

Über Thilo (1200 Artikel)
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