Neuseeland Hobbiton Movie Set Special
Nachdem die Südinsel das reinste Paradies war, zeigte sich nach der Überfahrt mit der Fähre der Süden der Nordinsel zunächst doch etwas „normaler“. Natürlich war die Natur immer noch schön, aber es wartete nicht mehr hinter jeder Kurve ein neues atemberaubendes Panorama, das hat die Südinsel der Nordinsel definitiv voraus. Natürlich sieht es anders aus, wenn man z.B. in den Tongariro Nationalpark oder hoch zur Coromandel Halbinsel fährt, doch zunächst mal wußten wir davon ja noch nichts und so drückte ich unmerklich das Gaspedal unseres Motorhomes durch, um endlich dem Auenland im Zentrum der Nordinsel näher zu kommen.
Schon der Weg nach und durch Matamata ist malerisch und wird zunehmend grüner und hügeliger. Plötzlich tauchen überall diese riesigen, alleinstehenden Bäume auf, die an die im Hobbitdorf erinnern, und man hat das Gefühl bereits im Shire angekommen zu sein. Im Ort dann war deutlich Sir Peter Jacksons bleibender Eindruck und der Stolz der Neuseeländer zu merken. Schon auf dem Ortsschild wurde der eigentliche Name des Landstrichs, „Matamata“, scheinbar nur der Vollständigkeit halber klein unter Hobbiton notiert.
Und sogar das Visitor Center, das „I Site“, wie jeder Ort eins hat, wurde schon optisch angepasst.
Allerdings hatte ich auch häufig das Gefühl, dass die Kiwis es an einigen Stellen ein wenig übertreiben …
Dann war es zunächst mal sehr komisch und verdammt geil genau an der Stelle zu stehen, die man sich ein paar Wochen vorher über Google Maps angeschaut hatte. Nachdem ich meiner Gänsehaut Herr geworden war, hieß es nichts wie rein ins Visitor Center und Eintrittskarten besorgen.
Dann der Eimer kaltes Wasser ins Gesicht. Pro Person 75 Neuseeland Dollar. Bäm! Das sind umgerechnet was? ca. 50€? Aber man überwindet ja nicht 18.000 Kilometer, um dann eingeschnappt kehrt zu machen. Also die Karten gekauft, einen lustigen Lageplan aller 40 oder mehr Hobbit Holes bekommen …
… und beim Treffpunkt gesammelt. Als ein Bus uns dann raus zum Set fuhr wußte ich es noch nicht, aber im Nachhinein war die 2 stündige Tour jeden Heller wert.
Schon als ich das Gelände von Weitem sah, lief mir – obwohl ich mich ein wenig dagegen sträubte – ein kalter Schauer der Vorfreude über den Rücken. Zunächts mal stellte sich Tour Guide Mike unserem Grüppchen vor und wir durften uns vor dem Eingang mit großen grünen Schirmen ausrüsten. Wie Mike auf unsere fragenden Blicke entgegnete: „To shield you from rain or prevent serious sunburn, surely you already know, in Newseeland you never know.“
Und dann war es soweit, wir schritten durch den kleinen Eingang zum Dorf, durch den in Fellowship vor so vielen Jahren Gandalf das erste Mal mit seinem Karren gerattert war.
Beim ersten Blick über das liebevoll angelegte Gelände, ging mir sofort das Herz auf …
… und schlug deutlich schneller, als mein Blick in der Ferne den Oak Tree über Bagend suchte und fand …
Eigentlich wollte ich sofort los rennen und mich wie ein bekiffter Hobbit lachend auf der Wiese wälzen, doch wir waren ja als gesittetes Grüppchen da. Doch die Gruppenerfahrung war weitaus weniger der magischen Atmosphäre abträglich, als ich zuerst befürchtet hatte. Im Gegenteil: Unser Guide Mike hatte so viele lustige Anekdoten und Insider auf Lager, dass es die Erfahrung ungemein bereicherte. Zudem rief er ab und an eingestaubtes Herr der Ringe-Nerd-Wissen ab und etablierte damit die richtige Atmosphäre. Die wie geisteskrank fotografierenden Japaner schauten jedoch bei den meisten seiner Fragen einfach nur ratlos aus der Wäsche und aktivierten lieber noch mal „Rapid Fire“ an ihrer Cam.
Mal sehen, ob ich noch ein paar seiner netten Anekdoten auf die Reihe bekomme:
- Zu den überall hängenden Wäscheleinen meine Mike z.B., dass 2 Wochen vor Dreharbeiten jeden Morgen Angestellte die Wäsche auf- und abhängen mussten, weil Peter Jackson wollte, dass realistische Trampelpfade in der Wiese entstehen.
- Der Oak Tree über Bagend ist gar nicht echt, sondern aus Silikon. Hatte mich gleich gewundert, wie geringfügig anders sich die Blätter im Wind bewegten. Außerdem wirkt der Baum schon fast zu perfekt gewachsen, beinahe wie ein überdimensionaler Bonsai.
- Mittlerweile sind alle 3 Hobbitfilme abgedreht und fertig. Als Erinnerung hat sich Peter Jackson die Räumlichkeiten von Bag End, so wie sie in den Studios von Wellington für die Dreharbeiten zum Hobbit existierten, in seiner Villa einbauen lassen. Wie unser Tour Guide so schön meinte “Now he can be a Hobbit any time he wants …” NEID.
- Die tausenden Schafe, die in Matamata ohnehin um das Movie Set von Hobbiton grasten, waren Herrn Jackson auch nicht “mittelalterlich” genug, weswegen er extra ganz Neue einfliegen ließ.
- Angeblich hängt über dem Kaminsims in Bag End je ein Portrait von Peter Jackson und Fran Walsh. Mike meinte “I am sure you all will now go and check the movies again” … Das werde ich wohl auch machen, aber dass Peter Jackson in allen seinen Filmen Cameos hat, ist ja nichts Neues.
Es war einfach toll durch diesen von Peter Jacksons Fanatismus und Detailliebe geprägten Garten mit Namen Hobbiton zu flanieren. Immer mal wieder trafen wir auf Gärtner (leider keine Hobbits), die rund um die Uhr damit beschäftigt sind, das Dorf so zu konservieren, dass es immer so aussieht wie im Film. Und überall die niedlichen Behausungen der Hobbits! Übrigens mit unterschiedlichen Türgrößen, je nachdem, was für eine Kamera-Einstellung gerade gebraucht wird:
Und natürlich Sams altes Hause …
… und sein neues, etwas im Dorf und damit dem Ansehen unter den Hobbits höher gelegenen Heim in Return of the King:
Allerdings konnte man natürlich nur in wenige Hobbit Holes auch reingehen. Wo bin ich im Folgenden Bild versteckt?
Und natürlich waren überall Fake-Lebensmittel und was Hobbits sonst noch so benötigen aufgebaut.
Moment mal … äh …
Und dann ging es endlich mit ungewollt weichen Knien den schmalen Pfad hoch zu Bag End und ich konnte mich endlich für den Money Shot in Pose stellen:
Wow, nachdem die Herr der Ringe-Filme nun schon so lange aus den Kinos sind und selbst die Hobbit-Filme nicht mehr ganz an den damaligen Hype heran reichen können, hätte ich nicht gedacht beinahe zu Tränen gerührt zu sein. In dem Moment, als ich da stand und auf die Bank blickte, wo zuletzt der Bilbo-Darsteller seine Pfeiffe rauchend mit Gandalf sprach…
“Good Morning!”
“What do you mean? Do you wish me a good morning, or mean that it is a good morning whether I want it or not; or that you feel good this morning; or that it is a morning to be good on?”
… war ich doch noch mal von einer infantilen und unschuldigen Freude erfüllt, wie sie nur ein wahrer Nerd empfinden kann und wie ihr sie sicherlich auch empfunden hättet. Dieses idyllische Häuschen im Hügel, in das man sofort einziehen möchte, all die Erinnerungen, weil alles haargenau so aussieht, wie man es aus den Filmen kennt, und dann der Blick von Bagend runter zum See und dem Marktplatz … ich war im Hobbit-Himmel. Als erwachsener Mann absolut … fassungslos. Vor Ort habe ich wieder richtig Bock bekommen mir die HdR Trilogie rein zu pfeiffen. Morgen gehts passender Weise erst mal in den 2. Teil vom Hobbit.
Dann hieß es wieder runter, quer durchs Dorf in Richtung Green Dragon Inn.
Am Party Tree vorbei …
am Ufer der Festwiese noch schnell abspacken …
vor der Brücke noch ein paar Details bewundern …
dann auf und über die beschauliche Brücke gehen und da vor lauter Ergriffenheit als Übersprungshandlung maximal gay posen:
Und zack auf dem Marktplatz angekommen!
Von hier auch schön der Blick zurück über den See:
Und schließlich endete die Tour dann im Green Dragon Inn, welches, wie der Rest des Dorfs auch, wirklich orginal das aus dem Film ist. In der lauschigen Taverne gab es nicht-alkoholisches Root Beer, das 1%ige SoberRing, welches auch die Darsteller während der Dreharbeiten getrunken haben, helles Ale und ein Stout mit etwas mehr Umdrehungen. Der Fall war für mich natürlich klar. Hier ist Mike gerade so nett mir ein Stout abzufüllen:
Ich hätte ewig in der gemütlichen Taverne abhängen können:
Genial ist auch, dass man die Taverne nach “Business Hours” mieten kann. Wow, wenn ich Neuseeländer wäre, würde ich versuchen ständig Geburtstage und andere Parties da zu feiern. Die Location ist einfach so gemütlich und atmosphärisch; ein bezauberndes Hobbit Dorf eben, welches ständig an die Filme erinnert und dem geneigten Nerd ein wohliges Kribbeln vermittelt.
Was soll ich abschließend sagen? Es ist ein grandioses Movie Set. Durch die Kombination aus Neuseelands landschaftlicher Schönheit, der Detailliebe von Jackson und seiner Crew und einer kräftigen Prise Nerdity möchte man gar nicht mehr gehen. Und laut Tour Guide Mike mussten tatsächlich schon Leute, die nicht mehr gehen wollten, von der Security vom Gelände getragen werden. Ganz so weit habe ich es zwar nicht getrieben, doch ich wollte es mir zumindest nicht nehmen lassen mich so lange vor “mein neues Zuhause” zu setzen, bis Mike langsam nervös wurde …