Zurück aus Mittelerde: Mein Neuseeland-Fazit

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Wo bleiben eigentlich meine Hinterlassenschaften, wenn ich im Fluzeug aufs Klo gehe? Solche Gedanken kommen mir, wenn ich um Mitternacht hellwach mit Jetlag im Bett liege. Ich weiß noch, dass ich irgendwo über Indien grinsen musste bei dem Gedanken, dass bei -60 Grad Außentemperatur ein gefrorener Torpedo aus Kacke in die Föhnfrisur eines gerade Autogramme schreibenden Bollywood-Darstellers einschlägt…

Aber die Funktionsweise von Bordtoiletten soll jetzt hier nicht Thema sein. Die letzten Tage in Neuseeland waren noch echt schön und wir sind noch ein bisschen im Urwald im Norden rumgelaufen. Oben stehe ich gerade vor dem „Gott des Waldes“, dem größten bekannten Kauri-Baum. Das Foto bringt die Größe eigentlich kaum richtig rüber, besonders weil zwischen mir und dem Kauri noch mal ca. 20 Meter liegen, da man nicht auf die Wurzeln des Giganten treten darf.

Das war wirklich die krasseste Reise und der abenteuerlichste Roadtrip meines Lebens. Mit einem Wohnwagen durch dieses landschaftliche Paradies zu fahren, ist wirklich sehr erhaben und lässt mich verstehen, warum Leute nach Neuseeland auswandern wollen. Auf dem Rückweg habe ich in einer Zeitung gelesen, dass sich Thorin Oakenshield-Darsteller Richard Armitage nach seiner über einjährigen Drehzeit für den Hobbit nun ernstlich überlegt am Ende seiner Karriere in NZ zu leben. Und das, obwohl er nach einigen Szenen vor Anstrengung kotzen musste… Ich hingegen würde vermutlich niemals nach Neuseeland auswandern, weil es mir einfach zu weit weg von ALLEM ANDEREN ist. Ich liebe auch Europa und besonders UK. Außerdem bin ich ein Stadtmensch und NZ ist teilweise schon sehr einsam. Ein toller Ort, um seine Seele mit grandioser Natur durchfluten zu lassen, aber eher für einen langen Urlaub geeignet.

Aber es war toll, um mal ein paar seltene Achievments zu sammeln:

  • Einmal in einen komplett fremden Nachthimmel starren und Sterne sehen, die auf dieser Erdhalbkugel nie zu sehen sind.
  • Einmal Ende November meinen Geburtstag bei 25 Grad unter Palmen verbringen.
  • Einmal in einem Original Filmset vom Herr der Ringe rumstiefeln.
  • Einmal beim urinieren auf einem Campingplatz an der Wand einen Käfer anstarren, der so groß ist wie meine Hand und ganz ruhig bleiben.
  • Einmal bei einem krassen Thunderstorm auf einer Anhöhe übernachten und die ganze Zeit Schiss haben, dass der tosende Wind den Wohnwagen umschmeißt …

Apropos Wohnwagen: Es bietet eine tolle Flexibilität und Freiheit Nord- und Südinsel mit dem Wohnwagen abzufahren. Jedoch kommt man nicht umhin ab und an auf einen kostenpflichtigen Campingplatz zu fahren, um Wasser nachzufüllen und „Greywater“- und „Blackwater“-Tanks auszuleeren. Ihr ahnt schon, was „Blackwater“ sein könnte, oder? Beim Ausleeren wußte ich nicht, ob ich beim Heulen noch Kotzen oder beim Kotzen noch Heulen sollte. Da beschließt man dann schnell die „Bordtoilette“ nur noch im ansoluten Notfall zu benutzen. Ansonsten war das Leben im „Motorhome“ problemlos. Und selbst, als mal die Zentralverriegelung einen Error hatte und wir den Bus nicht mehr abschließen konnten, hat uns das Team von Wilderness innerhalb von einer rekordverdächtigen halben Stunde jemanden raus geschickt, der es repariert hat. Wen es interessiert: Wir hatten diesen Base Jumper 2, der eigentlich alles hatte was wir brauchten.

Jetzt könnte ich eigentlich noch mal ein Fazit in Form einer Pro- und Contra-Liste tippen.

PRO NZ:

  • NATUR (Besonders die Südinsel). Mit dem Wohnmobil fährt man von einem Postkartenmotiv ins nächste. Neusseland scheint nur aus Scenic Roads und National Parks zu bestehen und ist dabei maximal abwechslungsreich: Dschungel, Berge, Seen, Fjorde, Vulkane, Traumstrände etc. NZ hat alles. Palmen und Gletschereis gleichzeitig ist in NZ ganz normal.
  • Funsportarten! Geniale Mountainbike Trails, Wildwasser Rafting, Bungee springen in den „Anduin“ … Wer Nervenkitzel sucht, wird in NZ in jedem Popeldorf mit Angeboten überschüttet.
  • Nicht so Touristen-überlaufen. Auf den Strassen Neuseelands ist man meist allein. Wenn mal ein Fahrzeug entgegen kommt, ist es meist ein anderes Wohnmobil.
  • Tiere! Überall Schafe, Kühe, Rehe, Alpacas, Hasen, Possums, ulkige Vögel und allen voran die frechen und furchtlosen Keas. In manchen Gewässern kann man mit Delphinen schwimmen.
  • Das Essen: Fisch! Besonders Lachs. Egal ob abgepackt, gegrillt oder als Sashimi, noch nirgens habe ich so zarten und perfekten Lachs gegessen. Sushi ist dementsprechend besonders lecker und auch günstig.
  • Obst und besonders – wer hätte es gedacht – Kiwis sind super lecker.
  • Die Kiwis haben „Award Winning Coffee“. Kann ich bestätigen. Ein Traum.
  • Fast jedes kleine Kaff hat eine eigene Biersorte mit lustigem Etikett.
  • Die Neuseeländer sind meistens super nett und hilfsbereit.

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CONTRA NZ:

  • Sand Flies, auch Black Flies genannt. Besonders in Milford Sound und an vielen Stellen der Westküste der Südinsel sind die Viecher eine wahre Plage. Zwar stechen nur die weiblichen, also vermutlich nur ca. 50% der Tiere, aber dafür bleiben die hartnäckig dran und verfolgen einen im Schwarm. Laut der Maori-Legende hat die Göttin des Todes die Black Flies erschaffen, damit die Bewohner von Neusselnad vor lauter Schönheit des Landes nicht die eigene Sterblichkeit vergessen und in Bewegung beiben. Blöde Kuh.
  • Es gibt kein vernünftiges Brot. Genau wie in den USA z.B. gibt es nur Labber-Weißbrot, maximal mit ein paar Körnern an der Kruste oder der Teig ist gefärbt und wird als “Pseudo-Pumpernickel-Brot” verkauft. Dafür gibt es in jedem Supermarkt ca. 50 (kein Witz!) verschiedene Toastsorten.
  • In Supermärkten nimmt man es scheinbar “nicht so genau”, denn viele Lebensmittel in den Regalen sind häufig schon länger abgelaufen. Immer hin gucken.
  • Außerdem ist NZ eine absolute Servicewüste. Es kann vorkommen, dass man in einem fast leeren Restaurant sitzt und die Bedienung erst kommt, wenn man zu ihr hingeht. Könnte auch damit zusammen hängen, dass es in NZ nicht üblich ist Trinkgeld zu geben. Die Kiwis sind super nett, aber wozu extra bemühen, wenn man durch Zeit absitzen das selbe Geld bekommt?
  • Neuseeland ist übel teuer. Nicht nur Flug und Wohnwagenmiete ziehen Normalsterblichen die Socken aus, auch Einkaufen im Supermarkt oder Essen im Restaurant schlagen kräftig zu Buche. Da rieseln die Neuseeland Dollar nur so dahin … Einzige Ausnahme: Sushi.

Insgesamt ist Neuseeland einfach ein grandioses und wunderschönes Naturerlebnis, das ich Leuten mit zuviel Kohle zu empfehlen kann. Leider habe ich erst nach der Hälfte des Urlaubs die Panorama-Funktion des iPhones für mich entdeckt. Hier zum Abschluss noch ein paar landschaftliche Eindrücke:

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Über Thilo (1211 Artikel)
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