Mortal Kombat 1 Reboot: Flawless Victory!
© Netherrealm Studios/Warner Bros. Games
Seit ich das erste Mal “Finish Him!” durch eine Londoner Arcade hallen hörte, bin ich Mortal Kombat-Jünger. Instantan vergessen waren die knatsch bunten Street Fighter und ihre dagegen beinahe harmlosen Schulhof-Rangeleien. Von nun ab sollte mein Leben von blutigen Uppercuts und herausgerissenen Köpfen dominiert sein.
Diese Digi-Fighter sahen aber auch einfach geil aus!
Selbst wenn ich heute meine Bartop Arcade anschmeiße und mir den Urvater der Ninja-Prügelei emulieren lasse, muss ich sagen: Das Game ist verdammt gut gealtert! Ähnlich wie Star Wars in der Filmwelt, war MK unter den Games seiner Zeit einfach weit voraus.
Trotzdem ist es mehr als heftig, wie sich Mortal Kombat über die Jahrzehnte weiterentwickelt hat. (Welche Quantensprünge es nun, mit Hilfe von KI, machen wird, steht noch mal auf einem ganz anderen Blatt. Vermutlich werden wir uns bald als Striking Vipers gegenseitig die Grütze aus dem Bademantel hauen…)
Nach nunmehr 11 Iterationen des Gegner-Zerrupfens haben die Netherrealm Studios nun beschlossen mit Mortal Kombat 1 die Story zu rebooten. Und was soll ich mit bebender Stimme sagen?
Mortal Kombat war nie schöner!
Jetzt warte doch mal, du gewaltverherrlichendes, krankes Schwein! Meintest du nicht neulich, du hättest dir die PS5 nur gekauft, um mit deiner Frau nach Feierabend Baldurs Gate 3 zocken zu können?
Ja, das habe ich behauptet. Stimmt ja auch. Doch was, wenn die Gute mal keine Zeit hat? Soll ich dann meine neue PS5 Rost ansetzen lassen??? Das wäre wohl ziemlich verantwortungslos. Nein, dann zocke ich lieber das ANDERE MUST HAVE GAME für die PS5: Den Prügelspieltraum MK1!
Im Folgenden gebe ich euch einfach mal eine Liste von guten Gründen, warum Mortal Kombat nie besser war als jetzt.
Die Grafik, Effekte und Spielgefühl
© Netherrealm Studios/Warner Bros. Games
Zunächst mal fällt auf, dass Mortal Kombat diesmal ungewohnt bunt daherkommt. Da hat das Team wirklich mal Mut zur Farbe bekannt. Aber das tut dem düsteren Grundton des Prüglers keinen Abbruch, sogar im Gegenteil! Die schillernde Welt bietet einen noch besseren Kontrast zur dargestellten Gewalt, so dass man fast von einer Art Happy Tree Friends-Effekt sprechen könnte.
Und die Kampfarenen (Stages) sind so verdammt BEAUTIFUL!
Alle gibt es in zwei Varianten, bei Tag und Nacht oder auch in gutem oder beschissenem Wetter. Ich weiß nicht, wie und womit hier gerendert wurde, aber die Tiefenwirkung ist famos und sorgt für tolle Immersion. Alle Stages werden in der Storyline ausführlich vorgestellt, an deren Ende es Zugriff auf den Zombie-Kämpfer Havik gibt. Meine liebste Stage ist und bleibt aber das Tea House. Sich dort zu kloppen erinnert mich an gute alte Shaolin-Filme und andere Eastern.
Tja, und dann wären da die Kämpfer. Wahnsinn wie gut sie in Szene gesetzt sind und wie genial sie sich steuern lassen! Moment, das ist einen eigenen, neuen Punkt wert:
Das Kämpfer-Roaster von MK1
© Netherrealm Studios/Warner Bros. Games
Als spielbarer “Goro-Charakter” hält diesmal General Shao her? So ein Golden Axe-Death Adder-Typ mit riesiger Axt? Und Rain ist jetzt ein full blown Wassermagier, komplett mit Kapuze und Stab? YES PLEASE! Kombiniert mit der bunteren Farb-Palette fahre ich hier harte D&D-Vibes! Wieso gibt es eigentlich noch kein Dungeons & Dragons-Prügelspiel in dieser Qualität?
Anyhow…
Ich glaube, die Hauptänderung der Story in diesem Reboot ist, dass Liu Kang jetzt Gott des Feuers und Raiden (nur noch) ein Typ mit magischem Blitz-Amulett ist. Mir letztlich egal wer von beiden den Pseudo-Gott-Status innehat. Hauptsache sie grillen gut.
Und wie sie das tun!
Gute Nachricht für Button Masher: Jeder Kämpfer hat so viele Moves! Da passiert immer irgendwas. Nehmen wir Liu Kang. Hinten, vorne und (irgendein Knopf) und der neue frischgebackene Feuergott spielt Kirmes mit dem Hintern seines Gegners.
Teilweise sind auch ganz normale Angriffe, die nur durch einen einzigen Button-Druck ausgelöst werden, so krass wie Special Moves. Beispiel: Scorpion peitscht mit seinem Seil über den halben Screen, obwohl ich keine besondere Button-Kombo eingegeben habe. Sehr Anfänger-freundlich!
Generell wirken alle Chars insgesamt noch definierter und raffinierter in ihrer Rolle: All ihre Bewegungen, egal ob normale oder Spezialattacken spiegeln wider, was ihr “Ding” ist. Scorpion spielt viel mit seinem Seil, Raiden is all about Lightning (duh!) und Johnny Cage bezieht wirklich sein Publikum mit ein – bis zu dem Punkt, dass er seinem Opfer im X-Ray-Move die Kamera auf den Kopf haut. Herrlisch.
Und dank Vorbesteller-Bonus darf ich den selbstverliebten Filmstar endlich so spielen, wie er schon immer von den Göttern der Netherrealms erdacht war: Mit dem Skin und Voice Set von Frank Dux, alias Jean-Claude Van Damme aus Bloodsport. Ein eierzertrümmernder Traum wird wahr.
Doch, was Mortal Kombat 1 wirklich aus der Masse hervorhebt ist…
Die bahnbrechende Neuerung in MK1: Cameos!
© Netherrealm Studios/Warner Bros. Games
Nach eurem Kämpfer müsst ihr vor jedem Match auch immer ein Cameo wählen. Das ist dann, ein wenig wie beim Wrestling, so ein Kampfpartner, der kurz reinkommen und mithelfen kann.
Im Spiel drückt sich dies letztlich als zusätzlicher Special Move aus, der immer per Knopfdruck ausgelöst werden kann, wenn euer Cameo-Bar genug Saft hat. Dabei können die Cameos als Unterbrecher, Long Range-Schützen oder Kombo-Verlängerer dienen, je nachdem wen ihr gewählt habt. So lassen sich mit der Wahl des Cameos Schwächen des eigenen Kämpfers beheben, bzw. Stärken unterstreichen. Sich kurz von Motaro teleportieren zu lassen… hat was.
Am Anfang stehen noch nicht alle Cameos zur Verfügung, sondern müssen erst über den Invasions-Modus freigeschaltet werden.
Mein Fazit zu den Cameos:
Sie bereichern den Kampf auf jeden Fall. Dadurch, dass ständig jemand seinen Flügelmann bemüht, entsteht so ein “Tavernen-Schlägerei”-Eindruck, der einfach nochmal für mehr Action sorgt. Als ob Mortal Kombat das gebraucht hätte…
Ich hoffe nur, dass die Cyborgs-Cameos in einem zukünftigen DLC auch noch als spielbare Hauptcharaktere kommen – Cyrax und Sektor gehörten in MK3 immer zu meinen Favoriten.
Singe Player-Modus und Fazit
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Ed Boon war es, wie er in einem Interview betonte, sehr wichtig mit Mortal Kombat 1 auch ein gutes Single Player-Erlebnis zu schaffen. Ihr wisst schon, für Leute ohne Freunde. Oder Familienväter, wie mich, die nur noch Freunde haben, die nie Zeit haben… seufz.
Und dafür wird wirklich ausreichend geboten.
Natürlich könnt ihr auch einfach im Versus-Mode der CPU die Schaltkreise demolieren, spaßiger sind aber Story Mode, die Türme und der Invasion-Mode.
Letzterer bietet euch, beinahe RPG-mäßig, verschiedene 3D-Karten, auf denen ihr in der Vogelperspektive Loot, Erfahrung und neuen Stuff erkämpfen könnt. Für ein Beat em Up wurde hier ungewöhnlich viel Aufwand betrieben, der sich wirklich sehen lassen kann.
Was kann ich noch sagen? Mortal Kombat has come a long way.
Und es hat einen Grad der Perfektion erreicht, an dem sich andere Prügelspiele messen lassen müssen.
Ich glaube ich werde noch viele Stunden damit verbringen meine Kombo-Strings verschiedener Kämpfer zu perfektionieren, anstatt, wie sonst, Netflix und Bier zu frönen.
Ich kann jetzt schon kaum den ersten DLC abwarten, in dem ich unter anderem als Omni Man und Homelander zerfetzen darf. Oh Junge…
© Netherrealm Studios/Warner Bros. Games
Einziger, WINZIGER Punkt, der mir gefehlt hat: Wo sind die Stage Fatalities? Vermutlich fielen sie der Architektur der wirklich geilen Stages zum Opfer. Dafür dürfen wir uns immerhin an Cameo Retro-Fatalities erfreuen, die mich ganz nostalgisch werden lassen. Hach.