Dunkle Leidenschaften, Kürbiskuriositäten und Blade
Dies ist eigentlich ein Bericht für Kürbisfetischisten. Im Zeichen des orangenen Mondes, der jedes Jahr zu Halloween erscheint, saß ich gestern Abend krumm gebeugt über altem Pergament, um einen famosen Artikel über Kürbiskuriositäten zu schreiben. Da ich so lange auf die weißen Seiten vor mir gestarrt hatte, bildete sich bereits ein Buckel „Notre-Dame-ischen“ Ausmaßens.
Gary Wer?
Als sich mein Kopf schon wie ein Kürbis anfühlte, klingelte das Telefon und eine freundliche, weibliche Stimme lud mich zu einem Konzert in die Corker Oper ein. Der pflichtbewußte Autor in mir wollte natürlich für euch nein sagen, doch mein eigenes Interesse an neuen Erfahrungen (und primär am schöneren Geschlecht) sagte zu. Ungefähr nach 0,2 Sekunden, in denen ich aber schweren Herzens mit mir selbst ins Gericht ging. Nur für euch!
So begab es sich also, dass ich nach schneller Dusche (ich hatte noch nicht geduscht, es war ja erst 20 Uhr abends) vor der Corker Oper stand und auf meine Begleitung wartete. Nach herzlicher Begrüßung stellte sie die Frage, die jeden von uns in Angst und Schrecken versetzt: „Do you know Gary Newman?“ Ich sagte sofort: „Yes of course“ und erkannte den Bruchteil einer Sekunde später, dass ich fälschlicher Weise an Paul Newman gedacht hatte und ich Gary ungefähr so gut kannte wie *insert-random-unknown-name-here*. Natürlich korregierte ich mich sofort und gab meine Unwissenheit zu….NOT! Freundlich (und dämlich) nickend folgte ich ihr also in die Oper, während mein Hirn krampfhaft versuchte, Gary irgendwo einzuordnen. Vergebens. Wie es damals bei „Hero Quest“ auf der Abenteuerkarte hieß: „Trotz anstrengender Suche findest du…NICHTS!“
Smashing Pumpkins?
Der Saal war proppenvoll, düster und auf der Bühne gab es bereits eine Lichter-Laser Show feinster Güteklasse. Der Zwangsneurotiker und Epileptiker in mir zuckte kurz, doch dann viel er in einen komatösen Schlaf. Mein Blick streifte über die finsteren Massen und ich erkannte freudig: „Wow, in diesem Saal bin ich jung, die Pforte muss ein Verjüngungsportal oder aber ein Ebenenwechsel in die 80er gewesen sein.“ Meine hübsche Begleitung fachsimpelte dann über Gary Newman, den sie selbst bis heute morgen nicht gekannt hatte. AHA…schrie es in mir auf, ich hielt mich aber im Zaum, ohne es ihr mit der schallenden Macht der Erkenntnis entgegenzuschmettern. Numan (wie er eigentlich geschrieben wird) ist ein britischer Musiker und offenbar Pionier des Elektro und Synthie Pop. „Jenau ming Ding“ dachte ich mir und verstärkte geistig schonmal meine Ohrbarrieren. Anscheinend kennt aber jeder den Song „Cars“. Naja, ich nicht. Später erfuhr ich dann, dass er ein Vorbild für Künstler der Foo Fighters, Nine Inch Nails und Smashing Pumpkins war. Gott sei dank! Pumpkins – there we go! Die Verbindung ist hergestellt.
Die Show begann und zu meiner Verwunderung hatte Gary etliche E-Gitarren zur Show ergänzt und ging auf der Bühne ab, wie ein junger Gothic-Gott auf Extasy und Rauchquarz. Die Menge wogte in Wellen dahin und auch ich folgte den zwei gängigen Kopfnickmethoden. Diese waren entweder zustimmendes Nicken oder rythmisches Verneinen.
Blade, wo bist du?
Während des Konzertes hatte ich weitere Gedanken an Halloween. Die Lichtershow, der Nebel und die synthetische Mucke, gepaart mit den rockigen Gitarren und tanzenden Massen erinnerte mich zunehmend an Blade, welchen ich dann auch in den dunklen Ecken zu erspähen suchte. „Are you looking for someone?“ drang es an mein Ohr und ich wollte schon antworten: „Yes, looking for Blade!“, sagte dann aber „No no, just watching people dance“ was in diesem Moment weniger idiotisch erschien. Klar, mir flog kein Blut entgegen wie bei Blade, aber es war fast…FAST wie im Video oben, ich schwöre!
Fazit: Wenn ich mit 50 noch so abgehe wie entweder Interpret oder einige der Gäste bin ich froh. Die Lasershow war recht gewaltig und es war ein interessanter Abend. Währen es wirklich die 80er gewesen, hätte ich mehr Feuerzeuge in der Luft vermutet, so waren es dutzende von Mobiltelefonen, welche das Konzert filmten. Kürbisse habe ich dann leider keine mehr gesehen, damit es aber kurios endet und ihr nicht ohne Weisheiten davon kommt, sollten es ein sprechender Kürbis und Truthahn für heute tun: