Filmkritik: Django Unchained – Chris und Leo in Hochform

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9 von 10 rauchenden Colts

Wort- und wahnwitzige Charaktere mit „interessanten“ psychologischen Profilen, gespielt von Weltstars, und überzeichnete, beinahe comicartige Gewalt mit grandioser Musikuntermalung – das ist die unverkennbare Handschrift von Quentin Tarantino.

Nach dem genialen Inglourious Basterds war ich sehr gespannt, wie Herr Tarantino dem Spaghettiwestern seinen berüchtigten Stempel aufdrücken würde und ich wurde nicht enttäuscht. 165 Minuten lang wurde ich durch skurrile Charaktere, witzige Sprüche und die gelegentliche Blutfontäne grandios unterhalten.

Glücklicher Weise hat Quentin scheinbar einen Narren an unserem lieben Christoph Waltz gefressen und ihn für eine der Hauptrollen in Django verpflichtet. Eine schlaue Wahl! Denn ich wage zu behaupten, dass der Film ohne den deutschen Ex-Zahnarzt und Kopfgeldjäger Dr. King Schultz, der locker jedem anderen Akteur die Show stiehlt, nicht halb so amüsant geworden wäre. Lediglich Leonardo Di Caprio kann ihm in der zweiten Hälfte des Films als selbstverliebter und sadistischer Plantagenbesitzer Calvin Candie das Wasser reichen.

Die Story von Tarantinos Interpretation der Django-Vorlage ist eigentlich hauchdünn, wird aber durch die imposanten Bilder, intensiven Charakterzeichnungen und die immer passende Musik in cineastischer Hinsicht fast zum Platzen gebracht:

Der Sklave Django (Jamie Foxx) wird von dem deutschen Ex-Zahnarzt Dr. King Schultz (Christoph Waltz) befreit und zu seinem Partner im Kopfgeldjäger-Geschäft gemacht. Nach einigen blutigen Aufträgen bittet Django seinen neuen Geschäftspartner und Freund darum seine Frau Broomhilda (in Anlehnung an die Brunhilde der germanischen Heldensage) aus der Gefangenschaft frei zu kaufen. Doch der derzeitige Besitzer seiner Frau, der Plantagenbesitzer Calvin Candie (Leonardo DiCaprio), droht den beiden zusammen mit seinem verschlagenen Haussklaven Stephen (Samuel L. Jackson) einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Natürlich reitet Tarantino über Gebühr auf der Thematik der „Herren“ und ihrer „Nigger“ herum, um die emotionalen Fronten möglichst hoch und ständig am Rande der Eskalation zu halten. Doch genau das sind wir von Tarantino ja gewohnt und saugen seine Überzeichnung dankbar auf. Dabei geben sowohl Christoph Waltz und Leonardo DiCaprio so eindrucksvolle Darbietungen ihrer Schauspielkunst, dass andere Namen wie Don Johnson und selbst Samuel L. Jackson neben ihnen verblassen.

Untermalt werden die Szenen wieder einmal von einer bunten Musikmischung, die vom originalen Django-Soundtrack, über Hip Hop bis Klassik reicht. Immer pointiert eingesetzt und die jeweilige Stimmung untermauernd und emotional unterstreichend. Das hat Tarantino wirklich drauf wie kaum ein anderer.

Wer jetzt denkt, dass ihn eine Wertung von „nur“ 9 von 10 Punkten wundert bei einem so durchweg positiven Review, der hat recht. Ich weiß nicht genau, warum ich dem Film die 10 Punkte verwehre. Vermutlich, weil Western nicht gerade zu meinen Lieblingsfilmen gehören, immer noch Platz nach oben sein muss und weil man es mir einfach nie ganz recht machen kann. Trotzdem thront Django Unchained nun neben True Grit auf dem Thron meiner beiden Lieblingswestern.

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