Filmkritik: What we do in the Shadows – Eine FAST perfekte Vampire Mockumentary

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8 von 10 Vampir-Klischees

fantasyfilmfestAuf Dandy Viago, Rebellen Deacon, Sadisten Vladislav und Nosferatu-Eigenbrötler Petyr habe ich mich schon sehr lange gefreut. Gestern durfte ich nun endlich beim Fantasy Filmfest in Köln einen Blick in die Vampir-WG werfen. Gleich vorweg: So viel und so herzlich wie bei What we do in the Shadows habe ich schon lange nicht mehr bei einem Film gelacht. Höchstens noch bei den Guardians of the Galaxy

Der Alltag der blutsaugenden Mitbewohner einer herrlich altmodisch eingerichteten WG in Wellington, Neuseeland, unterscheidet sich eigentlich kaum von gewöhnlichen WGs, die der ein oder andere vielleicht noch aus Studenten-Zeiten kennt. Wenn jedoch diskutiert werden muss, wer die nächsten 100 Jahre Spüldienst hat, wird klar, dass die Macher der Mockumentary, Jemaine Clement und Taika Waititi, eine herrlich alberne Basis für eine Komödie geschaffen haben.

Es macht einfach Spaß den Unsterblichen bei der Bewältigung von Alltagsproblemen zuzuschauen, die ständig mit ihren vampirischen Grundbedürfnissen und Beschränkungen kollidieren. Auf Partys kommen die Vamps natürlich nur, wenn sie ausdrücklich herein gebeten werden und das In-Schale-Schmeißen vorher ist ohne Spiegelbild auch nicht ganz einfach. Doch unabhängig von den teilweise skurrilen Situationen, in denen sich die WG-Mitglieder häufig wieder finden, ist der Witz des Films in erster Linie den genial ausgewählten und passend gecasteten Vampir-Charakteren zu verdanken. Aus vollkommen unterschiedlichen Jahrhunderten stammend, bringt jeder seine ganz eigenen Sicht- und Verhaltensweisen in die WG ein, was für teilweise aberwitzige Diskussionen sorgt. Gerade auch durch den frisch gebackenen Vampir Nick, der neben seiner Naivität auch noch die Errungenschaften der neuen Welt, wie das Internet, oder Menschen und Vampirjäger in die WG bringt, kommt so schnell keine Langeweile auf.

Herrlich: Die immer wieder eingeblendeten Schnappschüsse vergangener WG-Zeiten.

Herrlich: Die immer wieder eingeblendeten Schnappschüsse vergangener WG-Zeiten.

Doch an dieser Stelle offenbart der Film für mich leider auch die erste von zwei Schwachstellen. Die farbenfrohen Vampir-Charaktere mit ihren grundverschiedenen Ansichten, die sich den Herausforderungen einer modernen Welt stellen müssen, beherbergen so viel intrinsischen Humor und Wortwitz, dass man den Kasper nicht zu häufig mit Gewalt aus dem Sack hätte holen müssen. Leider bedient sich der Film an einigen Stellen einem derart infantilen Humor, dass ich mir plötzlich 2-3 Promille in der Birne gewünscht hätte. Das fand ich ein wenig schade, denn durch die aberwitzige Grundprämisse des Films, wäre das überhaupt nicht nötig gewesen. Ich möchte nun jedoch nicht auf die jeweiligen Szenen eingehen, um hier nichts von diesem ansonsten großartigen Film zu spoilern.

Den zweiten der 10 Punkte verliert der Film dadurch, dass Taika Waititi und seine Crew für meinen Geschmack manchmal etwas zu sehr mit der Brechstange gearbeitet haben, wenn es darum ging möglichst viele Vampirklischees und Popkultur-Anspielungen im Film zu verwursten. Natürlich hat mein Nerd-Herz bei der Anspielung auf Lost Boys jubiliert und die gefühlten 5000 Dracula-Momente gingen auch noch in Ordnung. Aber manchmal wäre weniger mehr gewesen, um den Film nicht zu sehr zu überfrachten. Denn immerhin haben die Macher ja sehr viel Wert auf den Mockumentary-Style des Films gelegt, um uns weißzumachen, dass die Vampir-WG tatsächlich in Neuseeland existiert. Doch wenn auf einem Untoten-Ball, neben Werwölfen und Vampiren auch noch krampfhaft ein scheinbar intelligenter Zombie sitzen muss, um auch die dritte große Ikone der Horrorfilm-Welt abzufrühstücken, wurde es mir einen Zacken zu albern. Und natürlich durfte auch Twilight, Blade und auch sonst nichts aus der bunten Trommel der Vampir-Kultur fehlen. Wie gesagt, hier wäre manchmal weniger mehr gewesen, um der Mockumentary mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen.

Aber weil wir gerade die Glaubwürdigkeit erwähnen – ich war überrascht, wie viele sehr gut gemachte Spezialeffekte in dieser „WG-Komödie“ vorkamen. Fledermaus- oder Werwolfs-Verwandlungen konnten sich für die sicherlich begrenzten Mittel mehr als sehen lassen und haben die Illusion einer echten Vampire-Society in Wellington sogar noch verstärkt. Allerdings schienen die Macher auch ein wenig Hilfe von Peter Jackson und Weta gehabt zu haben, was ich mal aus der Danksagung am Ende der Credits schließe.

Fazit: Der Film ist auf jeden Fall ein aberwitziger Party-Kracher, den ich nur empfehlen kann. Meine beiden Kritikpunkte lassen sich auf einer Party auch hervorragend unter den Tisch saufen.

Offiziell startet der Film in deutschen Kinos unter dem fragwürdigen Titel 5 ZIMMER KÜCHE SARG Ende Oktober (Mal wieder ein Hoch auf unverständliche, deutsche Übersetzungen!). Allerdings würde ich allen Englisch-Begabten die Originalfassung ans Herz legen. Auch wenn ich bei den neuseeländischen Polizisten manchmal sehr genau hinhören musste, möchte ich bezweifeln, dass ein Wortwitz wie bei „What are we? Werewolves, not Swearwolves!“ in der deutschen Fassung erhalten bleibt.

Über Thilo (1213 Artikel)
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