Warum ich trotz Trauma Wasserrutschen immer noch liebe

Foto von Iker Urteaga auf Unsplash

Hatte ich eigentlich schon mal davon erzählt, wie ich mit einer Eisenstange K.O. geschlagen wurde?

Nein? Dann ist es im Rahmen dieses Artikels definitiv an der Zeit. Außerdem habe ich ein Alter erreicht, in dem einfach kein Detail aus der persönlichen Vergangenheit mehr peinlich ist. So… here we go.

Es muss irgendein warmer Sommertag gewesen sein, als Gabriel, Marcus und ich beschlossen unseren Sonnenstich in einem Schwimmbad runter zu kühlen. Das Monte Mare in Rengsdorf, nähe Bonn, war das auserkorene Ziel. Eigentlich hätte ich mich auf dem Weg dahin mit kurzer Hose auf meinem Superbike schon zerlegen müssen. Dann wäre mir die folgende Peinlichkeit zumindest erspart geblieben.

Wir kommen also da an, aufgeheizt und vor lauter Beklopptheit wiehernd wie frisch kastrierte Hyänen. Ziehen uns um, rennen den Rutschen-Turm hoch und werfen uns möglichst chaotisch hintereinander in die kurvige Tunnelrutsche. Wohlgemerkt immer noch kichernd und glucksend wie behämmerte Schimpansen nach Intimrasur mit einem motorisierten Schneebesen.

Doch meine Wenigkeit schaffte den nötigen Wurf auf Geschicklichkeit nicht. Kritischer Patzer. Irgendwie hatte ich es geschafft auf dem glatten Plastikboden der Rutsche an der eiserenen Schwungstange vorbei zu greifen. Folgerichtig knallte ich stattdessen mit der Stirn dagegen und danach mit dem Hinterkopf auf den Rand der Rutsche.

OUCH.

So musste es sich anfühlen von Jean Luc Picards Baseballschläger erwischt zu werden. Ich war sofort bewusstlos und rutschte als menschliche Wurst nach unten. Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich im unteren Teil der Rutsche plötzlich wieder zu mir kam und wie ein Sack intelligenter Kartoffeln ins Wasser glitt.

Ziemlich benommen paddelte ich zum Rand und stieg mit weichen Knien aus dem Becken. Vor mir stand Gabriel, der irgendwie aussah, als hätte er einen Geist gesehen. Er war kreidebleich und schaute mich, für meine Begriffe, übermäßig schockiert an. „Ach du Scheiße! Was hast DU den gemacht?“ wollte er wissen.

Dann bemerkte ich die warmen Bäche, die über mein Gesicht und meinen Rücken liefen. Das war wohl warmes Blut aus den Wunden an meiner Stirn und meinem Hinterkopf. „Ich glaube, ich hätte gerne einen Krankenwagen“, soll ich gesagt haben.

Das war sie also, meine traumatische Rutschen-Erfahrung, die ich mit Gehirnerschütterung, einer Nacht im Krankenhaus und einer demolierten Visage bezahlte. Ich hatte echt lange danach noch eine gezackte Narbe auf der Stirn, die mir einen Spitznamen einbrachte, den ich als Hardcore-Herr der Ringe-Fan behinderter nicht hätte finden können.

Die extremsten Wasserrutschen in Deutschland und weltweit

Trotzdem hat mich meine Liebe zu Wasserrutschen nie verlassen. Nur scheint sich da in den letzten Jahrzehnten einiges getan zu haben. Zumindest hatte ich vorher noch nie von Tornados, Reifentrichtern und anderen exotischen Rutschen-Segmenten gehört.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich immer noch den Mut hätte meine altersschwache Hülle jede beliebige Turborutsche hinunterzuwerfen. Vielleicht sollte ich damit warten, bis ich endlich als der junge Surfer Jason Momoa reinkarniere.

Zumindest bei Rutschen mit Loopings würde ich mir schon auf der Falltür vor Angst in die Badehose strullen. Ja, ihr habt richtig gehört. Looping-Rutsche mit Falltür-Start. Gibt’s sogar in Deutschland unter den „10 extremsten Wasserrutschen Deutschlands“:

TOP10: Die extremsten Wasserrutschen Deutschlands - Germany's most extreme water slides

Aber so richtig krank wird es erst, wenn wir Deutschland mal verlassen und uns die höchsten und schnellsten Wasserrutschen auf der ganzen Welt angucken. Da scheint es in anderen Ländern irgendwie andere Sicherheitsbestimmungen zu geben. Oder einfach keine Bestimmungen.

Teilweise frage ich mich da, ob das überhaupt noch Wasserrutschen sind, oder ob das schon zu Astronauten-Training zählt?

Wenn ich auf einer „Rutsche“ nur noch ein menschlicher Torpedo bin, der irgendwie versucht zu überleben, dann bleibt für mich der Spaß bestimmt auf der Strecke. Das ist wie mit Leuten, die SO scharf essen, dass sie gar nichts mehr schmecken, sondern nur noch Schmerz im Mundraum erleben. Wo ist da der Sinn? Oder Spaß?

Gleich die erste Rutsche in folgendem Video ist mittlerweile geschlossen, weil jemand darauf enthauptet wurde. Noch Fragen?

Ich meine, welcher Simpsons-Architekt aus dem Irrenhaus macht bitte DRAHT um so eine Killerrutsche? Damit man nicht von der Rutsche fliegt (was ja ohnehin nicht möglich sein sollte), sondern zur Belustigung der Zuschauer von einem Ganzkörper-Eierschneider gewürfelt wird?

Allein die Namen einiger Rutschen klingen schon so episch, dass ich einen weiten Bogen darum machen würde. Wie z.B. der „Sprung des Glaubens“ in Dubai, bei dem man mehr fällt als rutscht und durch ein Haifischbecken geschossen wird. Schaut euch einfach mal die „Highest… Fastest… Craziest Water Slides in the World” an und urteilt selbst:

Highest... Fastest... Craziest Water Slides in the World!

Wenn ich das so sehe, scheint man als Rutschen-Bauer recht freie Hand zu haben.

Ich hätte da auch noch eine Idee für eine „Spaßrutsche“:

Zunächst springt man aus einem Helikopter kerzengerade in einen Trichter. Beim Fallen auf die Körperspannung achten, damit man nicht am Trichterrand Körperteile verliert! Von dort aus wird man durch ein Unterdrucksystem mit Überschallgeschwindigkeit durch einen Schlauch mit 100 Loopings gesaugt. Es wartet ein Auffangbecken, das durch kleine Lava-Adern auf dem Boden angenehm beheizt wird. Trotzdem besser schnell raus schwimmen, um nicht versehentlich mit dem Fuß reinzutreten. Auch wegen der Piranhas…

Über Thilo (1213 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.