Filmkritik: Guardians of The Galaxy – The best kind of cheesy (Ohne Spoiler)

Guardians of The Galaxy

10 von 10 Infinity Stones

Das grausame Wartespiel hat ein Ende. Gestern durfte ich endlich die Englische Originalversion von Guardians of The Galaxy sehen… nein, erleben … noch besser … orgastisch durchzittern. Denn „sehen“ ist eigentlich nicht ausreichend, um die vielen Nerdgasms zu beschreiben, die ich während dieses unglaublich unterhaltsamen Films hatte.

Durch die fast lächerlich vielen Lorbeeren, den dieser Film bereits eingestrichen hat, und die unzähligen Trailer, mit denen ich mich unvernünftiger Weise im Vorfeld schon selbst bombardiert hatte, war ich ernstlich besorgt am Ende doch enttäuscht zu werden. Glücklicherweise ist James Gunn ein Zeitgenosse, der exakt meinen Nerv trifft, wenn es um Humor, Stimmung und geile Retro-Space-Adventures geht. Dementsprechend happy habe ich das Kino verlassen.

Bei all dem Hype versuchen nun natürlich viele Blogger und Möchtegern-Journalisten in ihren Reviews auch etwas Schlechtes am Film zu finden. Denn wer als wahrer Film-Kritiker gelten und den eigenen, nicht leicht zu treffenden Gourmet-Filmgeschmack heraus stellen möchte, kann einen Film ja unmöglich einfach mal gut finden.

Die Meisten scheitern dabei jedoch im Ansatz. Denn natürlich ist das ein Marvel-Film und hat dementsprechend keine tiefgründige und vielschichtige Story. Natürlich gibt es da einfach ohne viel Schnickschnack ein krasses Artefakt, das der Bösewicht nicht in die Finger bekommen darf. Und natürlich sind die Charaktere nicht so facettenreich wie in einem Shakespeare-Drama. Aber genau das ist ja auch der Punkt: Diese Filme beruhen auf Comic-Vorlagen! Schon vergessen, Freunde? Und nicht auf Klassikern der Weltliteratur. Das einzige, was ich von einem Superhelden-Film erwarte ist, dass er mich königlich unterhält. Und in der Hinsicht können sich sehr viele Regisseure von James Gunn eine dicke Scheibe abschneiden. Denn Guardians of The Galaxy ist so viel gebündelter Spaß, wie ich ihn schon lange nicht mehr im Kino hatte.

Scheinbar wird Mut dieser Tage doch noch belohnt. James Gunn hat sich mit diesem Werk, welches Superhelden fernab des Mainstreams in den Mittelpunkt rückt, weit aus dem Fenster gelehnt. Doch Herzblut und der Glaube an das eigene Projekt haben die Guardians of The Galaxy jetzt schon zum finanziell erfolgreichsten Film von 2014 gemacht. James Gunn bringt es in einem Facebook-Post selbst gut auf den Punkt:

To quote my favorite little monstrosity, “Oh… Yeah.” And although io9 may be right, that people like the movie because it’s funny, I like to believe it’s because WE GAVE A SHIT. You aren’t numbers to us. You deserve to be given something we the creators believe in and that isn’t just seeking a big opening weekend. I love my characters, I care about the quality of the movie, and Marvel was cool enough to let us take some risks. Hopefully, THAT’S the lesson – that we’ll see more spectacle movies coming out of Hollywood that the filmmakers actually believe in, and that take risks, NOT just a bunch of superhero or space movies trying to be funny.

Rocket Raccoon und Grrot wetteifern um den ersten Platz in meinem Herzen. Beide grandios!

Rocket Raccoon und Groot wetteifern um den ersten Platz in meinem Herzen. Beide grandios!

Doch tatsächlich ist der Humor eine der größten Stärken des Films. Wenn sich Peter Quill, Rocket Raccoon und sogar jemand mit dem „Down to serious Business“-Namen „Drax the Destroyer“ witzige One Liner um die Ohren hauen, komme ich zumindest kaum noch aus dem Lachen heraus. Das ist an und für sich schon eine grandiose Leistung, welche dieser Tage kaum noch vermeintlich witzige Filme zu Stande bringen.

Doch trotz aller Komik, die perfekt zur insgesamt durchgeknallten Optik des Films passt, gibt es viele Momente, die voller Pathos, Emotionen und einfach wunderschön sind. Doch Gunn versteht es gekonnt diese Szenen im letzten Moment durch Komik aufzulockern, bevor sie zu schmalzig und kitschig werden, und bleibt damit dem Grundton des Films treu. Wie ich in der Überschrift zum Artikel schon vorweg geschickt hatte: Die Guardians of The Galaxy sind „the best kind of cheesy.“

Hör dir mal mein Mix-Tape an, Baby...

Hör dir mal mein Mix-Tape an, Baby…

Apropos Emotionen und Romantik: Auch kein Wunder, dass der Film bei Frauen so gut ankommt. Denn neben einem niedlichen sprechenden Waschbären, einem Han Solo-artigen Haudegen in der Hauptrolle und einem Humor-Feuerwerk werden schon in den ersten Minuten des Films Singen, Tanzen und Musik als wichtige Kraft im Universum etabliert und bekommen später eine Schlüsselrolle. Der „Awesome Mix“-Soundtrack, der ständig über den Walkman des Erdenbewohners Peter Quill, alias Starlord, zu hören ist, untermalt perfekt die quietschbunten und teilweise erfrischend grotesken Szenen, die sich in Guardians of the Galaxy aneinanderreihen. Versucht euch einfach mal vorzustellen wie ein Raumschiff auf einen zur Raumstation umfunktionierten Riesen-Kopf eines Weltraummonsters zufliegt…

Die "Milano", benannt nach Peters Kindheits-Schwarm Alissa Milano.

Die “Milano”, benannt nach Peters Kindheits-Schwarm Alissa Milano.

… während so eine Musik dazu läuft. SO fühlt sich Guardians of the Galaxy an. Dabei kommt so ein geiles Retro-Feeling auf. Meine Synapsen reagierten, in dem sie mich mit Bildern aus Heavy Metal F.A.K.K.², Per Anhalter durch die Galaxis und Star Wars bombardierten.

Gerade letzterem Vergleich muss sich Guardians of the Galaxy mit seinen abgefahrenen Planeten und farbenfrohen Außerirdischen wohl stellen. Doch diese Inspiration, die dem Film deutlich anzumerken ist, wird die Guardians oft he Galaxy vermutlich zu einem Evergreen der Superheldenfilme machen.

Auch wenn die Guardians nicht perfekt sind, so sind sie doch der Beweis, dass noch Filme ins Kino kommen, die nicht in Hinsicht auf die Oskars gedreht, sondern nur zur puren Unterhaltung des Publikums aus dem Herz eines kreativen Regisseurs geflossen sind. Sogar den Avengers, die deutlich offensichtlichere Schwächen hatten, habe ich seinerzeit 10 von 10 Punkten geben; einfach, weil sie so viel Spaß gemacht haben. Also müssten die Guardians schon fast 11 bekommen. Ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass man einen Film auch einfach mal gut finden können muss. Der subjektive Geschmack wird einige Leute, die mit so viel abgedrehter Outer-Space-Action vielleicht weniger anfangen können, zu einem etwas weniger euphorischen Fazit bringen, doch mir als Fantasy- und Scifi-Fan alter Schule bleibt nur übrig, diesen Film voller Herz und Humor jedermann wärmstens zu empfehlen.

So und nun werde ich den Guardians of the Galaxy – Awesome Mix auf Endlosschleife hören, bis ich den Film endlich ein zweites Mal sehen kann.

Über Thilo (1213 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.