Heldenhafter Selbstversuch: Ich spüle Cheetos mit Mountain Dew runter
Was sind die 4 Grundpfeiler des Pen & Paper-Rollenspiels?
Das liegt klar auf der Hand und muss nicht erörtert werden, ich weiß. Aber für alle Außenstehenden oder Halb-Orks mit Intelligenz 5 hier noch mal die offizielle Liste, wie sie in guten Lexika nachzulesen ist:
- Geselliges OFFLINE-Zusammensein mit Freunden.
- Fantastische Abenteuer in imaginären Welten erleben.
- In neue Rollen schlüpfen und sich dabei kreativ und schauspielerisch ausleben.
- Sich mit Zucker, Fett und Salz das Lebenslicht von zwei Seiten anzünden und dabei eine Plauze züchten, die eigentlich nur noch operativ wieder weg zu bekommen ist.
Doch gerade mit dem letzten Punkt, der typischen Nahrung an einem Rollenspiel-Abend, hat sicher jede Gruppe ihre ganz eigenen Erfahrungen gemacht. Bei uns war es während unserer Pen & Paper-Hochzeit üblich Pizza zu bestellen und diese mit einer handelsüblichen Schere zu schneiden. Dazu gab es entweder Bier oder literweise Zucker- und/oder Coffein-haltiges Wasser zum nachspülen.
So oder so ähnlich wird das vielen Rollenspielern bekannt vorkommen. Doch blickt man über den großen Teich, dann ist nicht nur der Pizzabote ein gern gesehener Gast beim Pen & Paper. Spätestens seit die Comedy-Truppe “Dead Alewives” ihre Dungeons and Dragons-Parodie online gestellt haben, wissen wir, dass amerikanische Rollenspieler zudem (scheinbar) gerne noch Cheetos mümmeln und mit Mountain Dew runter spülen.
Nun bin ich neulich Abend beim Einkaufen für eine Pen & Paper-Runde auf die Idee gekommen, mir die beiden berüchtigten Lebensmittel einfach mal bei einem US-Shop im Internet zu bestellen und zu testen.
Nun stehen die legendären Cheetos und Mountain Dew vor mir und ich bin bereit für eine wahrscheinlich herbe Enttäuschung. Auf der Mountain Dew-Dose steht neben Zucker und Wasser auch Gummi Arabicum als Zutat drauf. Oha! Handelt es sich bei dem Zeug vielleicht um einen Zaubertrank? Magier, die bei D&D den 2. Grad-Zauber „Unsichtbarkeit“ wirken möchten, benötigen dazu seit jeher als Material-Komponente eine „Wimper umhüllt von Gummi Arabicum“. E 414 (Gummi arabicum) ist also nicht nur der Pflanzensaft einer Akazienart, sondern reiht sich auch nahtlos ein in okkulte Materialien wie Fledermausdung und Natternzunge!
Ob mich die Dose Mountain Dew hat unsichtbar werden lassen und ob eine ganze Dose Cheetos zu Glücksgefühlen oder Brechreiz führt, wollte ich euch eigentlich in einem „Let’s eat“ (bzw. drink) Video zeigen. Doch da nun bereits eine Rollenspiel-Session mit Konsum der beiden Lebensmittel vorüber ist, würde der authentisch-überraschte Gesichtsausdruck im Video fehlen. Deshalb hier nur ein paar Fotos und mein Fazit:
Cheetos:
Ein erster Blick in die Cheetos-Dose offenbart bereits die erste Ernüchterung. Die Dinger erinnern mich irgendwie an übergroße, erstarrte Würmer, die in Paprika-Pulver gewälzt wurden. NOM!? Doch ich bin mir sicher, dass das Pulver für den Käsegeschmack sorgt, denn die Cheetos sind laut Packung „dangerously cheesy“ und mit „real cheese“ gemacht. Echter Käse ist in den USA vermutlich ein seltener Bonus und kann voller Stolz auf der Packung vermerkt werden. Nachdem man einige Cheetos die Speiseröhrenrutschbahn hinunter geschickt hat, sind die Fingerspitzen scheinbar für immer rot gefärbt. Waschen mit viel Seife kriegt das Zeug runter, nur Wasser alleine nicht. Tja und wie schmecken sie denn nun? Am Anfang eigentlich gar nicht schlecht. Würzig und an Käse zumindest „erinnernd“. Doch nach der halben Dose verwandelte sich mein anfänglicher Fressflash erst in Langeweile und dann in Ekel. Einmal probiert ist ok, aber muss ich nicht noch mal haben…
Mountain Dew:
Der Geruch der geöffneten Dose erinnert an Isostar. Kennt das noch jemand von früher, als isotonische Durstlöscher und andere Sportgetränke in Mode kamen? So ähnlich riecht das Zeug. In ein windschiefes Micky Mouse-Glas eingeschenkt, würde ich die Farbe als „morgendlicher Mittelstrahl“ oder „Fanta“ bezeichnen. Beim Trinken, gerade im Kontrast, nach den würzigen Cheetos, ist Mountain Dew erst mal ganz erfrischend und lecker. Ganz ähnlich wie jede beliebige Limo eigentlich. Doch spätestens beim zweiten und dritten Ansetzen des Getränks bemerkt man das Fehlen jeglicher Geschmacksrichtung. Die Plörre schmeckt tatsächlich einfach wie Wasser mit Zucker und … X. Wobei X fast nichts ist, höchstens der Hauch von etwas Künstlichem, was ich nicht in Worte fassen kann. Und unsichtbar macht der Trunk auch nicht. Das einzige was verschwindet, ist mein Bedürfnis das jemals noch mal zu trinken.
FAZIT: Die Legende habe ich für mich zufriedenstellend entmythisiert. Sowohl Cheetos, als auch Mountain Dew, sind durchaus genießbar, aber nicht für Erwachsene, die in ihrem Leben bereits die Chance hatten viele andere Chips und Limos kennenzulernen. Ich denke bei Kindern, deren Geschmacksnerven sich noch nicht in Richtung Gourmet entwickelt haben und die ohnehin alles was süß oder salzig ist gedankenlos in sich hinein stopfen bis die Mama kommt und schimpft, könnten Cheetos und der Dew auf Dauer durchgehen. Allen anderen kann ich nur raten: Überlasst diese Snacks lieber Galstaf, dem Sorcerer of Light, und seinen Freunden…