Mein Sword & Sorcery Ravenloft Tarokka Deck ist wertvoll geworden
Ich war vor vielen Jahren mal mit einer Dame liiert, die jeglicher Art von esoterischem Hokuspokus zugetan war. Edelsteine mit besonderen Kräften zierten ihre Fensterbänke, ein „Wunsch-Beamer“ hing unter der Decke und in jeder Blume ihres Gartens lebte eine Elfe. Wortwörtlich, ich übertreibe nicht.
Nicht dass ich sie deswegen verurteilt oder ausgelacht hätte, doch ein wenig grinsen musste ich über die breitgefächerte Willkürlichkeit schon. Denn auch, wenn ich als Fantasy-Nerd Elfen, Magie und jeglichem Okkultismus eine Menge abgewinnen kann, ziehe ich doch aus Gründen der Praktikabilität eine klare Trennlinie zu meinem alltäglichen Leben. Wenn ich Sackratten loswerden will, nehme ich Medikamente und keinen Wunsch-Beamer. Also nur als Beispiel…
Was nicht heißen soll, dass ich eine gewisse magische Natur des Seins verleugne. Im Gegenteil. Viele Leute verwechseln da Spiritualität und Esoterik. Denn während erstere was mit Selbstfindung, alten Überlieferungen und Erleuchtung zu tun hat, scheint letztere eher eine wilde Ansammlung mysteriöser Überzeugungen zu sein. Aber wer weiß? Letztlich wissen Menschen ja doch nur, dass sie nichts wissen.
Anyhoooooooo… unnötig langer Einleitungstext zu Ende.
Die Vistani und ihre Tarokka-Karten
Was mich am Okkulten immer besonders interessiert hat, sind Dinge, die sich im Rollenspiel zur Steigerung einer mystischen Atmosphäre verwenden lassen. Dazu gehören, besonders im Ravenloft Setting von D&D, Tarot Karten.
Eigentlich sollte keine Ravenloft-Runde stattfinden, ohne dass die Spieler mindestens einmal von einer mysteriösen Zigeunerin – oder am besten gleich von einer Hexe – die Zukunft vorausgesagt bekommen. Denn kaum etwas bringt mehr Horror- und Mystery-Atmosphäre an den Spieltisch.
Bei Ravenloft nehmen die Rolle des fahrenden Volkes die Vistani ein, die natürlich von der ethnischen Gruppe der „Roma“ unserer Welt inspiriert wurden. Allerdings nutzt D&D dabei keine negativen Stereotype, sondern stellt die Zigeuner als freiheitsliebende, romantische und vor allem magisch begabte Überlebenskünstler dar.
Die Tarot-Karten der Vistani nennen sich Tarokka-Karten und werden zum Vorraussagen der Zukunft benutzt. Und hier kommt mein wunderschönes Ravenloft Tarokka Deck von Sword & Sorcery ins Spiel.
Tarokka-Karten zu legen ist CREEPY – intime und outtime
Bei den Tarokka-Karten von Sword & Sorcery sind detaillierte Beschreibungen beigefügt, was die Karten bedeuten, wenn sie richtigrum oder auf dem Kopf stehend aufgedeckt werden.
Der Spielleiter kann ein einfaches Kreuz legen oder eine kompliziertere Variante mit mehr Karten.
Bei der simplen Variante kommt eine Repräsentation des Spielers in die Mitte, die Vergangenheit nach links, die Gegenwart drüber, die Zukunft rechts daneben und unten drunter die Auswirkungen.
Und… shit… bei schwarzen Katzen, Glaskugeln und allem was unheimlich ist: die Karten sagen die Wahrheit.
Als ich das letzte Mal die Tarokka-Karten für eine Spielerin gelegt habe, schaute sie mich nach meinen Erklärungen dazu mit einem verwirrt-verängstigten Lächeln an und sagte: „Wow, das passt aber gut…“
Natürlich helfen dazu auch die etwas breiter interpretierbaren Erklärungen zu den Karten. Und gerade, wenn es um die Zukunft des Charakters geht, lässt sich dadurch wunderbar diabolisch eine self-fulfilling prophecy für den Spieler schmieden.
Damit sind die Tarokka-Karten fast so diabolisch wie die das Deck of Many Things. (Nein, nicht wirklich.)
Sword & Sorcery vs. Gale Force Nine Tarokka-Karten
Die Sword & Sorcery Studios waren eine Wortmarke von White Wolf, Inc., die bis 2008 unter anderem 3rd Edition-Produkte für das Ravenloft-Setting veröffentlichte.
Da dies schon über ein Jahrzehnt her ist, gibt es die wunderschönen Karten leider nicht mehr.
Und das ist wirklich, WIRKLICH schade, denn die Karten waren laminiert, robust und vor allem mega authentisch. Vergilbt, an den Rändern scheinbar abgenutzt und mit (Blut?)Flecken besprenkelt, schaffen sie nur durch ihre Optik schon Atmosphäre am Spieltisch.
Wer Fluch des Strahd oder ein anderes Abenteuer in Ravenloft spielen möchte, sollte auf jeden Fall Tarokka-Karten zur Hand haben. Zur Not die neuen von Gale Force Nine:
Die sind zwar leider nur schwarzweiß und wollen nicht auf LARP-Qualität hinaus, aber haben immerhin sehr schicke Motive. Besser als nichts.
Was sind Rollenspiel-Requisiten, die ihr immer mal wieder gerne benutzt, um das Erlebnis am Spieltisch authentischer bzw. taktiler zu machen?
Echte Münzen? Trinkhörner? Knüppel für Powerplayer? 😉