Awesomeness aus Amsterdam: Top 5 Rutger Hauer Filme
Es gibt diese Darsteller, deren Filmografie vielleicht nicht ganz so viele Blockbuster vorweisen kann, wie die eines „Triple-A-Hollywoodstars“, die uns aber trotzdem als äußerst charismatisch in Erinnerung geblieben sind. Häufig verbindet man mit ihnen nur wenige Hauptrollen von Belang und findet sie eher in starken Supportrollen. Ron „Hellboy“ Perlman ist so einer.
Doch keinen liebe ich so sehr wie den niederländischen Nichtsnutz Rutger Hauer.
Aber Alliteration beiseite, kann man hier eigentlich nicht von „Nichtsnutz“ im Sinne von „untätig“ reden. Denn wer von uns war schon so abgebrüht bereits mit 15 zu Hause auszuziehen, um sich seine erste Kohle mit dem Schrubben von Schiffsdecks zu verdienen? Ich glaube, ich habe da gerade aufgehört in Windeln zu machen. Dann hat der gechillte Blonde als Elektriker und Zimmermann gearbeitet und gleichzeitig an der Abendschule Schauspielunterricht genommen. Der Mann wusste was er wollte. Scheinbar sitzen nicht alle Holländer zugedröhnt an Amsterdamer Grachten und grinsen Booten hinterher.
So richtig international bekannt geworden ist er dann durch seine Rollen im Stallone-Film Nachtfalken und, ein Jahr später, in Blade Runner. Und tatsächlich schreibe ich diese Liste hier nur, weil mich Rutger Hauer neulich bei einem Rewatch von Blade Runner emotional so krass aus den Latschen gehauen und mir den Film endlich als das Meisterwerk vor Augen geführt hat, das es ist. Doch bis zum unweigerlichen Platz 1 dieser Liste haben wir noch etwas Zeit. Zäumen wir das Pferd doch von hinten auf und beginnen mit…
Platz 5: Blinde Wut (Blind Fury, 1989)
Oh je, der ist wahrscheinlich mega grottig, wenn ich ihn mir heute noch mal anschauen würde. Aber das ist eben einer dieser Filme, die man damals mit leuchtenden (und vermutlich viel zu jungen) Kinderaugen verschlungen hat und vollkommen fasziniert davon war. Damals konnte ich natürlich auch noch nicht wissen, dass die Hauptfigur im Prinzip einfach nur die Amerikanisierung der japanischen Legende vom blinden Samurai Zatoichi war. Doch trotzdem hat mich Rutger Hauer in seiner Rolle des blinden Vietnamveterans Nick Parker bleibend beeindruckt. Für mich war das sowas wie die leise Ankündigung von etwas Größerem. Ein Hauch von Daredevil. Superheldenkino, das ich mir damals noch gar nicht vorstellen konnte.
Platz 4: Fleisch und Blut (Flesh and Blood, 1985)
Wie der Titel bereits gekonnt suggeriert, zaubert uns Paul Verhoeven hier eine reichhaltige Schlachtplatte wunderbar dreckiger Mittelalter-Themen. Wir dürfen uns an Burgbelagerungen, Pest, Aberglauben und schamlosestem Treiben erfreuen. Genau so stelle ich mir das ausgehende Mittelalter um 1500 auch vor. Rutger Hauer spielt darin Martin, den Anführer einer marodierenden Söldner-Truppe, die das Leben in vollen Zügen genießen will, ohne sich von moralischen Fesseln behindern zu lassen. Die Szene mit einer blutjungen Jennifer Jason Leigh im Waschzuber bereitet mir noch immer schlaflose Nächte…
Platz 3: Die Jugger (The Blood of Heroes, 1989)
Das war mein erster Endzeit-Film damals. Weiß noch, als wäre es gestern gewesen, dass ich als junger Spund mal wieder heimlich länger aufblieb und dem Lederhosen-Softporno entgegen fieberte (es gab noch kein Internet, hört auf zu lachen!), erwischte ich beim Zappen plötzlich die motherfucking Juggers. Mein jugendliches Hirn war weggeblasen und die Lederhosengaudi war vergessen. Da kämpfte sich eine Truppe beinharter Sportler mit Ketten, Keulen und einem aufzuspießendem Hundeschädel bis in die große Arena des Landes; alles unter Führung von Rutger Hauer als Jugger-Legende „Sallow“. Als ich damals vor dem Poppelsdorfer Schloss eine Runde bei den Flying Juggmen mitspielen durfte, wollte mir einer von ihnen erklären, worauf sich die Sportart begründet. Ich winkte nur lächelnd ab und sagte: „Ich hab schon 100 Steine runtergezählt, da hast Du noch in Windeln gekackt.“
Platz 2: Der Tag des Falken (Ladyhawke, 1985)
Über den Kult-Fantasyfilm Ladyhawke sind bereits genug Lobeshymnen gesungen worden. Auch nach all den Jahren schaue ich mir immer noch gerne an, wie Rutger Hauer als Navarre zu Synthie Pop durch die Lande reitet und Leute aufspießt. Es ist aber auch einfach zu bittersüß und kitschig-schön dass seine Isabeau (eine niedliche, blutjunge Michelle Pfeiffer) tagsüber ein Falke sein muss, während er selbst nachts zum Wolf wird. Ein echt dämlicher Fluch, wenn man auch mal guten alten Menschensex haben will. Doch mit Hilfe eines ebenfalls noch sehr jungen Matthew Broderick als Beutelschneider „Maus“ und einem am Ende doch noch kooperativen Arschloch-Priester kann der Fluch ja schließlich gelüftet werden. Hach, so ramontisch!
Platz 1: Blade Runner (1982)
Ich hatte, glaube ich mal erwähnt, dass ich in jüngeren Jahren mal den Fehler machte, mir Blade Runner nur einmal mit Rotwein reinzuziehen und noch weit vor Ende einzuschlafen. Doch durch den fulminanten Nachfolger, Blade Runner 2049, fühlte ich mich genötigt, dem ersten Teil nun endlich eine zweite Chance zu geben und es war Liebe auf den ersten, naja eigentlich zweiten, Blick. Ich bin mir aber auch fast sicher, dass ich dem Film heute weitaus mehr abgewinnen kann, als ich es damals gekonnt hätte. Hätte ich die ganze Frankenstein-Grundthematik und all die anderen philosophischen Gedankenspiele in diesem Symbol- und Bedeutungsschwangeren Film auch vor 20 Jahren schon erkannt? Wohl kaum. Doch was den Film für mich auf den Level eines Arthouse-Kunstwerks hebt, ist insbesondere auch Rutger Hauers Darstellung des Replikanten Roy Batty. Sein tief aus der Seele gesprochener, romantisch-philosophischer Monolog am Ende hat mich fast mein drittes Bier anschluchzen lassen. Grandioses Kino! Glücklicherweise wurde in der Synchro des „Final Cut“ Harrison Fords dämliche Off-Erklärung von Roys Worten rausgelöscht. Denn Officer Deckards fassungslose Stille sagt mehr als tausend Worte: