Guardians of the Galaxy 2 ist göttlich in jeder Hinsicht
10 von 10 Babybäumen
“Es gibt zwei Arten von Wesen im Universum. Die, die tanzen – und die, die das nicht tun.”
– Drax, der Zerstörer
Also Regisseur James Gunn gehört definitiv zu den Wesen, die tanzen! Sein Guardians of the Galaxy 2 ist ein Tanz der Sinne und Musik in meiner Seele. Schon die Eingangsszene ist eine so gelungene Komposition aus Farben, Musik und Action, dass ich das Grinsen für den Rest des Films nicht mehr aus dem Gesicht bekomme.
Endlich darf ich wieder mit den Guardians durch knallbunte Galaxien fliegen und Orte besuchen, die angenehm den schlummernden Wahnsinn in mir kitzeln. Ich wünschte, ich könnte in den Film springen und auf einem Pilotensessel der Milano platznehmen. Gleich neben Baby Groot, dessen kleine Zweigenhand ich festhalten möchte, wenn sich der Kleine beim Sprung auf Lichtgeschwindigkeit ängstigen sollte.
Überhaupt kommt mir dieser sympathische Haufen von Freaks wie eine Familie vor, zu der ich nun endlich zurückkehren darf. Hier wird es niemals langweilig und ich freue mich schon darauf mit Rocket in der nächsten Space Bar einen zu heben bis die Schwarte kracht. Mir ist völlig egal, wo die Bekloppten als nächstes hin fliegen, Hauptsache ich bin an Bord. Und selbst, wenn es uns alle in einem Quantenasteroidenfeld zerfetzen sollte, dann war es das wert. Dann will ich mit meinen Kumpeln in einer Supernova verglühen und dabei „ICH BIN GROOOOOOOOOOOT!“ schreien.
Ich bin selbst überrascht, wieviel mehr Sympathie die Guardians mir aus den Rippen leiern, als die Avengers. Ich denke, das liegt daran, dass wir es hier nicht mit Helden im strahlenden Sinne zu tun haben, sondern mit wunderbar fehlerhaften Misfits, von denen jeder durch seine Schwächen nur noch umso liebenswerter wird.
Von der Handlung des Film kann ich eigentlich gar nichts erzählen, ohne Gefahr zu laufen an einem Spoiler-Mond zu zerschellen. Ich kann nur sagen, ich habe fast konstant gelacht, gelegentlich geweint und wurde in jeder Sekunde des Films göttlich unterhalten. Die Geschichte ist episch und wir erleben sie an der Seite von urkomischen Helden, die meisterhaft auf meiner Gefühls-Harfe gespielt haben. Ich bin selbst immer noch vollkommen geflasht von der Realisation, dass mich James Gunn ein so großes emotionales Spektrum hat erleben lassen. Ich spürte intensive Gefühlswallungen als Freund, als junger Vater, aber auch als Sohn und als Bruder eines Bruders, den ich nie hatte. Gunn ist ein Meister darin, selbst den absurdesten und albernsten Momenten den nötigen Ernst zu injizieren, während er gleichzeitig selbst in den ernstesten Situationen noch einen Gag unterbringen kann. Und das alles ist so wohl dosiert und ausbalanciert, dass ich mich auf der berühmten Achterbahn der Gefühle befinde. Gunn nimmt das Multiversum nicht ernst. Er tanzt. Er hat verstanden.
Bleibt nur noch zu sagen, dass der Film gerade für Kinder der Achtziger definitiv noch eine Kirsche auf die Sahne bekommt. Was hier an popkulturellen Anspielungen aufgefahren wird, ist so glorreich, dass ich am liebsten applaudierend von meinem Platz aufgestanden wäre. Doch sitzen zu bleiben war von größter Wichtigkeit, um die 5 (!) genialen Abspannszenen zu genießen, von denen jede der gelungene Anfang zu einem neuen Abenteuer der Guardians hätte sein können.
Wenn es überhaupt etwas zu meckern gäbe an diesem bunten Juwel von Film, dann vielleicht, dass ich den Awesome Mix 1 durch die Wahl der Lieder – von denen ich mehr kannte – ein Quäntchen besser fand als den zweiten Mix. Doch die Musik fügt sich natürlich trotzdem perfekt in jede Szene ein und macht diesen Film zu einem phänomenalen Gesamtwerk.
Ich bin Groot.