Justice League ist Avengers für Arme

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6 von 10 Dostojewskis

Die größte Leistung von Justice League ist eigentlich, dass er Batman vs Superman und seine alberne Prämisse nun vollkommen ad absurdum führt. Durch die Bemerkungen der einzelnen Team-mitglieder, insbesondere Batman selbst, sowie die Darstellung der Kräfte der Helden, scheint sich Justice League in aller Form für die missratene Logik von Batman vs Superman zu entschuldigen. Ein zweifelhafter Ruhm.

Ansonsten krankt Justice League leider an DCs Standardproblemen: Der Film wirkt unbeholfen, es gibt viele Füllszenen, die einfach langweilig sind und die Handlung nicht voran bringen, und auch die Chemie zwischen den Charakteren stimmt lange nicht so gut wie bei den Avengers, die sich minutiös Zeit genommen haben für die Entwicklung ihrer Helden. Der ganze Film wirkt einfach unrund. Als hätte Zack Snyder viele Szenen, die „er ganz cool fand“, irgendwie zusammen geschustert und am Ende durfte Joss Whedon noch ein paar Gags mit dem Holzhammer reinhauen.

Hinzu kommt leider, dass die epischeren Kämpfe gegen Ende wieder recht chaotisch und unübersichtlich sind und ich schnell dem Gewirr von fliegenden Paradämonen vor kitschig-apokalyptischem Himmel müde wurde. Eine Grundlage dafür ist sicherlich die hauchdünne Story um den superlächerlichen Villain, Steppenwolf, der sich nun einen Platz in meiner Top 5 der langweiligsten Bösewichter aller Zeiten gesichert hat. „Ich will alles vernichten mit den 3 Mutterboxen. Das GRAUEN soll sich erheben! Weil ich es kann.“ Really? Du bist der böse Vernichter? Gefährlich.

Apropos alberner Bösewicht: Das CGI im Film war teilweise echt schlecht, weil es so verwaschen und bestenfalls wie in der Cutscene eines Computerspiels wirkte. Besonders das Gesicht von Steppenwolf war für mich ein Schlag ins Gesicht. Da wäre es fast besser gewesen, mal nostalgisch zu werden und den teuren Oldschool-Maskenbildner einfliegen zu lassen. Jede mit kleinen Motoren betriebene Gummimaske wäre besser gewesen, als diese Abschlussarbeit eines CGI-Praktikanten.

Hela und ich kaufen im selben Hüte-Laden.

Trotzdem macht der Film natürlich auch in vielen Momenten Spaß. Im Prinzip bekommt jeder Held einzeln und auch im Team seinen „Moment to shine“, der natürlich amüsant zu betrachten ist. Gerade der erste Auftritt von Wonder Woman hat es wirklich in sich und knüpft nahtlos an die besten Actionszenen aus ihrem Film an.

Sehr überrascht hat mich Ezra Miller als der Flash, der für die meisten Lacher zuständig war. Diese Variante und Darstellung des Flash, als ängstlichen und sozial unbeholfenen Nerd, wird natürlich Hardcore Comic Fans auf den Plan rufen, die Barry Allen lieber „heldenhafter“ skizziert gehabt hätten.

Von Aquaman, Jason Momoa, hatte ich mir eigentlich mehr erwartet. Aber außer seiner Badass-Optik und seinem rebellischen Gehabe als „Säufer von Atlantis“, gibt seine Rolle leider nicht viel her.

AB HIER KRASSE SPOILER

Außerdem habe ich mich gefragt, wie er es macht, so Superman-gleich und steif wie ein Torpedo durchs Wasser zu rasen? Furzt der sich voran? Ja, ich weiß, dass er das Wasser kontrollieren kann, aber trotzdem hätte ich irgendwelche Schwimmbewegungen oder dergleichen stylisher und nachvollziehbarer gefunden.

Was den Mann aus STAHL anbelangt, kann ich nur sagen: Der Film sollte nicht Justice League, sondern „Bergungsteam“ heißen. Denn die „komplexe“ Handlung von Justice League lässt sich ja durchaus so zusammenfassen: WW, Flash, Cyborg, Aquaman und der reiche Lederlappen beleben den Gott wieder und sind sofort überflüssig. Sie könnten vielleicht noch die „Tatortreiniger“ sein, nachdem der Kyptonier Steppenwolf mit zwei abgebremsten Schlägen (damit kein tödlicher Sog für die Umstehenden Witzfiguren entsteht) zu Matsch schlägt.

Tatsächlich war die Wiederbelebungsszene für mich die spaßigste am ganzen Film, weil sie noch mal nostalgische Gefühle für Superman 2 – Allein gegen alle in mir wach rief. Wie der verwirrte Clark da mühelos alle Justice League Members in Schach hält und am Ende Batman angewidert, wie einen Lederlappen, wegwirft, ist einfach zu geil. Die Macher hätten plakativer nicht darstellen können, dass Superman stärker als WW, schneller als der Flash und überhaupt jedem haushoch überlegen ist.

Wo liegt also noch gleich der Sinn der Justice League? Naja, das ist eben DCs bekanntes Superman-Problem.

Ich wurde an einigen Stellen des Films ganz gut unterhalten und skippe auf DVD vielleicht auch nochmal zu den prolligen Superman-Szenen vor, aber ansonsten muss ich Justice League nicht nochmal sehen. Der Plot und der Film als Ganzes sind einfach zu banal.

Über Thilo (1211 Artikel)
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