Fantastische Reisen und Kindheitsträume, heute: Luftschiffe
Kinderaugen sind die besten Augen, weil sie alles so schön romantisiert wahrnehmen. Ich weiß noch genau, dass ich als Dreikäsehoch stundenlang dem Regen oder den Wolken zuschauen konnte. Dabei habe ich mir die tollsten Sachen ausgemalt. Gerade der Blick hinauf in das Fenster des Himmels brachte Schlösser in den Wolken, Himmelsdrachen und nachts natürlich fremde Galaxien mit Außerirdischen hervor.
Deshalb vielleicht nicht weiter verwunderlich, dass einer meiner häufigsten Träume in der Kindheit das Fliegen war. Aber ich glaube, das geht fast allen Kindern so. Manchmal konnte ich im Traum durch ein magisches Objekt plötzlich fliegen. Ein anderes Mal bedurfte es einfach nur genug Anlauf und dem festen Glauben, um wie Peter Pan abzuheben. Der manchmal leider auch damit verbundene Traum abzustürzen und beim Aufprall auf der durchgeschwitzten Matratze aufzuwachen, soll an dieser Stelle jedoch nicht weiter vertieft werden.
Das Bild Steampunk Romance oben bringt mich vermutlich so zum Träumen, weil es mich an diese Sehnsucht des jungfräulichen Kinderherzens erinnert in die Ferne zu schweifen und dabei exotische Abenteuer zu erleben. Dieses Bild, welches ich durch Florian von Phanwelten entdeckt habe (Danke!), ist rein künstlerisch betrachtet natürlich schon ein Meisterwerk. Schaut mal auf Deltamikes Profil bei Deviantart vorbei, da beschreibt er irgendwo, aus welchen Versatzstücken er es zusammengestrickt hat. Doch neben der gestalterischen Seite berührt mich dieses Bild mit seinen vielen unterschwelligen Botschaften. Die zarte Romanze im Vordergrund, mit einem Steampunk-Romeo, der seiner Holden über den Baumwipfeln eine Rose reicht, ist das eine. Der wogende Ozean aus schäumenden Wolken mit seinem verheißungsvollen Horizont voller Abenteuer ist das zweite Faszinosum. Ein grandioses Bild! Himmelhochjauchzende Grandeur sozusagen.
Außerdem erinnert mich das Luftschiff ein bisschen an die Zeppelin-Schiffe aus dem 2011er Musketier-Film. Als Kind waren meine Vorstellungen bezüglich machbarer Flugmaschinen allerdings etwas abstruser. Vermutlich seinerzeit noch zu sehr von Dr. Snuggels und seinen famosen Maschinen beeinflusst. So habe ich mir doch tatsächlich vorgestellt, es könne funktionieren in einer Art Glaskugel, die vor Wind und Wetter geschützt ist, zu sitzen und diese nur über Pedalen und ein paar Rotorblätter anzutreiben. Ganz ähnlich wie bei dem Master System-Spiel Alex Kidd in Miracle World, welches ich aber erst Jahre später entdeckte.
In meiner infantilen Fantasie bin ich mit meinem kleinen Helikopter über Bonn hinweggeflogen und habe mich ab und an auf Dächer mit gutem Ausblick herabgelassen. Im inneren meiner „Lustkugel“ gab es im Prinzip nicht viel mehr als kuschlige Decken zum Pennen, einen Kühlschrank voll mit Süßigkeiten und eine Kiste voll Wasserbomben. Denn der größte Spaß war es natürlich Leuten Dinge auf den Kopf zu werfen und dann lachend wegzufliegen. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ist das gar nicht mal so infantil; das würde mir auch heute noch Spaß machen.
Ich glaube die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett, das Märchen vom fliegenden Koffer, Peter Pan, Dr. Snuggels, Der fliegende Ferdinand, fliegende Teppiche aus Tausendundeiner Nacht und etliche andere Einflüsse haben zu dieser Sehnsucht zu fliegen beigetragen. Ich warte drauf, dass die Technik noch zu meinen Lebzeiten irgendeinen Antigravitationsanzug oder solarbetriebene Daedalus und Ikarus-Flügel auf den Markt bringt. Wobei, letzteres vielleicht lieber nicht, sonst sind wir vielleicht doch schnell wieder beim Alptraum des Abstürzens.
Gleich nach dem Traum vom Fliegen kam bei mir als Kind übrigens der ebenfalls recht häufige Traum krass Karate und alle verprügeln zu können, doch das ist Stoff für einen anderen Artikel über Kindheitsträume.
Wovon habt ihr früher so geträumt? Aber bitte keine feuchten Träume nennen, das hier ist ein anständiger Blog. Gnhnhnnnnnnnnhahahahahaha!