So geht’s: Eigenes Bier brauen mit Cthulhus Segen

Ich habe Feuer gemacht!

War bestimmt mal DER Topspruch, um die Chicks vom Nachbarstamm zu beeindrucken. Doch wir befinden uns ja glücklicherweise nicht mehr in der Steinzeit. Wer im 21. Jahrhundert, im Zeitalter des Überflusses und der Lieferung per Knopfdruck, Freudentränen kullern und Freunde in Ohnmacht fallen lassen will, muss etwas rufen wie „ich habe Bier gebraut!“

Und genau das haben wir gemacht!

WIR HABEN BIER GEBRAUT!

In einer Höhle! Mit einem Haufen Schrott! (Zitat Iron Man).

Ok, in einem Keller, mit Anfängerequipment… aber nur mit Hilfe einer scheiß Anleitung aus dem Internet! WIR SIND MÄCHTIG STOLZ, dass unser Bier tatsächlich nicht nur trinkbar, sondern sogar lecker ist!

Wer sich noch erinnert: Nach der genialen Grayskull Con, wo ich selbstgebrautes Met Bier schlürfen durfte, hatte ich ja beschlossen, dass jeder Mann zu Lebzeiten mindestens einmal sein eigenes Bier gebraut haben sollte. Gerade in Zeiten der drohenden Zombieapokalypse kann so ein Skill nicht schaden. (Ja, macht die Augen auf und seht die Zeichen! Bibis Beauty Palace, Trump, Rassismus, Netflix‘ Supergirl etc. … der Hirntot greift immer mehr um sich!)

Doch zunächst mal werden sich die Füchse unter euch fragen, wieso nicht jeder sein Bier einfach zu Hause braut?

Naja, weil der ganze Prozess gar nicht mal so unkompliziert und eine eigene Wissenschaft ist. Ich gestehe, dass auch ich den Weg zum selbstgebrauten Bier kolossal unterschätzt hatte. Zwei Kästen Aktien Zwick‘l Kellerbier-„Plöppflaschen“ leer saufen, Etiketten ablösen und abkochen, war dabei noch der angenehme Part.

Wie wir zunächst dachten, dass wir für den Abfluss gebraut haben

Nachdem wir erst mal jede Menge Bierbrau-Equipment, wie einen Einkocher, einen Gäreimer, Messröhrchen, einen Hexenküchen-Riesenlöffel, Malz, Hopfen, Hefe und was-weiß-ich-nicht-noch-alles bestellt hatten (für über 200€, was noch die günstige Ausführung von allem war), mussten mit der einfachsten Anleitung immer noch 25 Schritte abgehandelt werden, die einfach mal den ganzen Tag, von früh morgens bis spät abends, gedauert haben.

Dabei mussten ständig Bierbrauutensilien abgekocht und gesäubert werden, damit sich keine ungebetenen Keime in den chemisch hoch empfindlichen Prozess mogeln konnten. Daher ist eine Grundregel des Brauens schon mal: Ihr solltet mindestens zu zweit sein. Das spart eine Menge Nerven, glaube ich. Besonders, wenn man sich bei 90-minütigem Rühren mal abwechseln kann. Das muss nämlich bei einem der ersten Schritte, beim sogenannten „Einmaischen“, bei exakt 66/67 °C gemacht werden.

Apropos „Einmaischen“. Natürlich kann es erst so richtig losgehen, wenn man sich über sämtliche Kombinationen des ungewohnten Bierbrau-Vokabulars tot gelacht hat. Also, wer dabei nicht an Schweinereien denkt:

„So, jetzt erst mal schön die Maische anschwänzen und kräftig durchläutern bis die Stammwürze hochkommt. Dann zur Not umschlauchen und in den Gär-Eimer abläutern. Wer total eingemaischt ist, kann zur Stamm-Rast in den Whirlpool und noch etwas Restextrakt abseihen.“

Naja, ich werde jetzt hier nicht auf alle 25 Schritte der Anleitung, die ich unten verlinkt habe, eingehen. Wichtig zu erwähnen ist nur, dass wir bei Schritt 10: Erste Hopfengabe dachten, unser Traum vom selbst gebrauten Bier wäre ausgeträumt.

Der Hopfen sollte nun bei 90°C wallend kochen, um wichtige chemische Prozesse zu ermöglichen. Nur leider gönnte uns der Überhitzungschutz des dämlichen Einkochers den Spaß nicht und schaltete uns immer wieder den Saft ab. An dieser Stelle sei der Kampfgeist und der unverbesserliche Optimismus meines Brau-Kumpanen gelobt, als ich den ganzen Topf im Geiste schon wütend in Richtung Abfluss trat. So improvisierten wir schnell – wie im Internet als Notlösung vorgeschlagen wurde – eine Wärmedämmung aus einer Yogamatte, um heißer kochen zu können. (Sorry Matte, aber ich werde eh immer lieber saufen als Yoga machen…)

Und so kamen wir dann doch noch bei Schritt 16: Hefegabe an. Unbedingt erforderlich ist hier laut Weisheit vergangener Braumeister, dass bei der Hefegabe die Worte „Gott gebe Glück und Segen drein“ gesprochen werden.

Leider wurde nicht spezifiziert, welcher Gott genau für das Bierbrauen zuständig ist. Um unser hoch experimentelles „Plörrebräu 3000“, wie wir es zwischenzeitlich nannten, zu segnen und doch noch gelingen zu lassen, schien uns Cthulhu der richtige zu sein.

Und tatsächlich hat uns der große Alte erhört!

Nach Reifung in Gäreimer und Nachreifung in der Flasche ist ein echt passables Bier rausgekommen.

Falls ihr auch mal zu zwei Männern braut, nicht wundern: Beim Abwarten des Gärvorgangs und gelegentlichem Messen der Stammwürze zur Bestimmung des zu erwartenden Alkoholgehalts, kommt es unweigerlich zu einer Hardcore-Bromance. Sätze wie „was macht unser Baby, hast Du heute schon nach ihm geschaut?“ sind ganz normal. Eine größere Achterbahnfahrt der Gefühle werdet ihr nur bei der Geburt eures ersten Kindes erleben.

Und das ist es:

Die Daten:

  1. Befriedigend lautes Plöppen beim Öffnen und schöne CO2-Entwicklung.
  2. Schmeckt wie ein herbes Pils. Und doch anders als jedes Pils (oder Bier), welches ich je getrunken habe. Marvellous.
  3. Farbe: Naturtrüb… Plörrebräu 3000 eben.
  4. Alkohol ist nach Hefegärung zu schmecken und deutlich zu merken. Hatte gestern Abend nach zwei Flaschen schon anständig einer in der Kanzel.

Doch von selbst gebrautem Bier blau zu sein ist nicht vergleichbar mit handelsüblicher Trunkenheit!

Wenn ihr selbst Bier gebraut und Wasser und ein „paar Körnern“ diesen Effekt entlockt habt, dann ist das pure MAGIE! Man ist einfach anders angeheitert davon. Die Betonung liegt auf „heiter“. Und Bromance.

Wir hätten zwischenzeitlich echt nicht geglaubt, dass überhaupt was Trinkbares beim ersten Mal Brauen rauskommt. Und jetzt schmeckt es sogar geil! DANKE, GROSSER CTHULHU!

Also, nochmal zum Mitschreiben, wie haben wir Bier selbst gebraut?

  1. Zunächst haben wir 2 Kästen Aktien Zwick‘l Kellerbier leer gesoffen für die „Plöppflaschen“. Übrigens sehr lecker das Zeug. Auf diese Weise noch ein gutes Bier kennen gelernt. Nein, leider kriege ich keine Prozente… 🙁
  2. Dann haben wir diese Brauutensilien bestellt (sofern noch nicht vorhanden).
  3. Zutaten hängen vom Bier ab, dass man brauen will. Wir haben Malz, Hopfen und Hefe bestellt.
  4. Und dann haben wir nach Timos genialer Brauanleitung in 25 Schritten gebraut, die scheinbar wirklich funktioniert! Humor, Improvisationstalent, einen Tag Zeit, Cthulhu, Ausdauer und gekauftes Bier zur Erhöhung der Ausdauer, waren ebenfalls von Nöten bzw. hilfreich.
  5. Um mal Details nachschlagen zu können, hatte ich uns noch „Bier selbst gebraut von Klaus Kling“ besorgt. Das Buch gilt als Standardwerk und wurde deshalb offizielles Begleitbuch des Lehrgangs ‘Hausbrauer’ der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken.
  6. Übrigens muss jedes „Brauvorhaben“ (schönes Wort für Glücksrad) per Mail dem Zoll mitgeteilt werden. 200 Liter sind für den Eigenbedarf pro Jahr erlaubt. Alles darüber ist schon Mikrobrauerei und wird besteuert. Nix darf man.

Hach, einfach ein erhebendes Gefühl das fertige Bier in einem schummrigen Kellerraum abzufüllen. Man beachte das tote Viech in der Lampe.

Der nächste Brautermin wird bereits anberaumt. Kurz vor Weihnachten nochmal nachlegen. PROST!

Über Thilo (1210 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.