Mein Test der Diablo 3 Beta “Family and Friends”

Kleines Fazit vorweg: Scheiße, es ist ganz gut geworden!

Bis zum Schluss habe ich gehofft, Diablo3 könnte mich so sehr interessieren wie Dünnpfiff auf der Türschwelle. Einfach weil ich den besten Teil meiner Jugend schon für Teil 1 und 2 geopfert habe und weil eine schlichte Hoffnung bestand, dass man ja älter, weiser und damit resistenter gegen die banalen Suchtmechanismen geworden sein könnte. Pustekuchen!

Beinahe vor Inbrunst quiekend habe ich neulich dann die Diablo 3 beta-Version getestet und mich mal gleich mit einem Wizard ins Scharmützel geworfen. Meine Erfahrungen mit dem Blitzeschleuderer und den anderen 4 Charakterklassen dürfen Diablo-Fans im Folgenden nachlesen.

Männlicher Wizard ausgewählt. Namen eingeben. Hmmm, irgendwas Düsteres. Charon. Bootsmann der Unterwelt. Passt. Abfahrt. Ladescreen. Ich werde von, mir nur allzu gut bekannten, melancholischen Klängen einer Barden-Laute begrüßt. Schauer auf dem Rücken. Verdammt, da ist es schon wieder, das typische Diablo-Feeling. Meine Handflächen schwitzen und ich will nur noch töten, plündern und aufsteigen. Blizzard, ihr TEUFEL!

Einer der häufigsten Kritikpunkte der Fangemeinde löste sich bei mir schon nach kurzer Zeit in düsteres Wohlgefallen auf. Die Hardcore-Diabloraner hatten schon bei der frühen Entwicklung gemosert, dass das Spiel nicht „gothic“ und stattdessen zu bunt sei. Da überall gespenstische Lampen die düsteren und nebligen Gassen der Stadt und der umliegenden knorrigen Wälder erleuchten, kam mir das Spiel zunächst mal gotisch genug vor. Ohnehin ist die Grafik mal wieder sehr stimmig und detailverliebt. Wer möchte darf auch an einzelne Leichenhaufen oder Grabsteine näher ran zoomen.

Was mir an Diablo3 aber besonders gut gefällt ist die Benutzerfreundlichkeit. Blizzard hat wirklich darauf geachtet ein flüssiges Spielerlebnis zu gestalten, welches beispielsweise nicht mehr dadurch unterbrochen wird, dass ständig das Inventar voll und eine Rückreise zum Händler in die Stadt damit unumgänglich ist. Gegenstände nehmen, wie am folgenden Screen zu sehen, ohnehin nur noch ein bis maximal zwei Inventarplätze ein und können jeder Zeit im Cauldron of Jordan in Gold verwandelt oder im Nephalim Cube in Rohmaterialien fürs Crafting aufgespalten werden. Und wenn man doch mal zum Einlösen einer Quest in die Stadt muss, aktiviert man einfach den Stone of Recall und beamt sich in bester Word of Warcraft-Manier zurück. So entfällt auch das lästige Book of Townportal. Lediglich die Scrolls zum Identifizieren sind noch geblieben, die jedoch eigentlich nie benötigt werden. Bis auf ganz seltene Rares und Uniques ist alles bereits beim Aufsammeln identifiziert. Könnte mir vorstellen, dass Blizzard die Rollen im fertigen Spiel noch ganz raus nimmt, weil sie einfach zu selten zum Einsatz kommen.

Das Spielen selbst macht eine Mordslaune. Die Skills lassen sich problemlos einsetzen und verwandeln eure Gegner angenehm effektiv in erbärmliche Überreste. Eure Fähigkeiten wie Blitze, Feuerbomben oder vom wütenden Barbaren ausgelöste Erdbeben zerstören überdies häufig Teile der Umgebung, was euch ein zusätzliches Gefühl der Macht verleiht. So zerbrechen Stühle und Tische, Brückengeländer reißen ab oder ganze Wände stürzen ein unter euren Attacken. Im folgenden Screen seht ihr wie ich mit einem Freund, Karsten, durch ein Level der Kathedrale laufe. Er ist der Mage unten und ich der Barbar mit dem Schwein… Das Schwein ist jedoch nur Platzhalter für Fledermäuse, Hasen, Schlangen und anderes Kriechzeug, welches ihr mit einer „Scroll of Companion“ herbeirufen könnt und welches euch dabei hilft Gold in einem größeren Radius einzusammeln. Praktisch.

Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist das neue Skill-Tree-System, bzw. das Fehlen des Selbigen. Man bekommt einfach sukzessive alle Skills beim Aufsteigen freigeschaltet, muss sich jedoch für eine begrenzte Anzahl entscheiden, die man in aktivem Gebrauch hat. So darf man am Anfang nur 2 Skills abwechselnd benutzen, was ärgerlich sein kann, wenn man dann z.B. keinen Platz mehr für einen Schutzzauber hat. Allerdings kann man auf höheren Stufen noch mehr aktive Skill-Slots frei schalten, bis zu einem Maximum von 6, was vermutlich ausreichen wird. Kann mich nicht erinnern, bei Diablo2 im Endgame mehr als 4 oder 5 Skills aktiv benutzt zu haben. Hier der Disintegrate des Magiers, den man auf Stufe 12 bekommt und der eine Menge Fun gemacht hat:

diablo3-disintegrate

Mein Fazit zu allen Klassen:

Wie man am folgenden Screen unten schon anhand der Charakterstufen erahnen kann, habe ich nicht alle Klassen gleich gern gespielt. Hier meine Favoritenliste:

Platz1: Der Magier, natürlich. Seine Skills sind flashy und mächtig. Gerade der Kettenblitz, der so schön auf verschiedene Gegner überspringt und gleichzeitig das ganze Gelände einäschert, war verdammt spaßig. Außerdem bekommt er später Teleport, Zeitverlangsamung, Meteore etc. Einfach eine bunte Überraschungstüte mit optisch ansprechenden Tötungsvarianten. Werde ich als Primär-Charakter spielen.

Platz2: Der Barbar. Kommt nur ganz knapp auf Platz2 und wird definitiv auch gespielt. Der Mann ist einfach so gewalttätig und brachial, dass es nur so eine Freude ist! Wenn er schreit, aufstampft und zuschlägt, wackelt der ganze Screen. Die Ausgeburt der effektiven Feindesvernichtung mit roher Gewalt. Geil. Zwar habe ich mit „Bash“ und „Jump“ nur 2 Skills gebraucht, doch das damit entfesselte Zerstörungspotenzial hat mir schon ausgereicht, um mit ihm ins Feld ziehen zu wollen. Herrlich wie die Gegner durch seine mächtigen Schläge durch die Ragdoll-Mechanik durch die Luft wirbeln.

Platz3: Der Witch Doctor. Im Grunde ist er der Necromancer aus Dibalo2, nur mit afrikanischem Vodoo-Flair. Mit ihm war es am einfachsten die Gegner abzuarbeiten. Da man gleich zu Anfang schon 3 Zombiehunde beschwören kann, schafft es kein Gegner an einen heran zu kommen. Leider ist für mich sein größtes Manko, dass er keine vernünftigen Offensiv Skills hat, zumindest nicht bis Level 10. Spinnenvasen, Froschsalven, Fledermausschwärme und andere seiner Attacken sind allesamt nicht zielgerichtet und daher manchmal eine Geduldsprobe. Es kam vor, dass ich schon einen ganzen Bildschirm mit Giftfröschen vollgespammt hatte, während der einzige Zombie in der Mitte immer noch unbehelligt auf mich zuwankte. Seine „indirekte“ Kampfweise ist sicherlich Geschmacksache.

Platz4: Der Mönch. Hat schon irgendwie Spaß gemacht mit seinen Kungfu-Salven, die er absondern kann. Er versteht sich außerdem auf Auren und Heilung. Allerdings bin ich nicht so der Support-Typ und ziehe bei Diablo lieber auf eigene Faust los. Sicherlich kann er auch im Melee ziemlich angehen, aber eine Nahkampfklasse ist mir eigentlich genug. Der Barbar zerquetscht Mönche zwischen Daumen und Zeigefinger… Deshalb landet der Mönch bei mir nur auf Platz4.

Platz5: Der Dämonenjäger. CRAP! Natürlich ist es auch hier Geschmackssache, ob man ständig mit einer Armbrust ballern möchte. Doch der Kerl macht einfach keinen Schaden! Egal welchen Skill ich zur Verstärkung der Bolzen bemüht habe, ich musste selbst kleinere Zombies regelrecht in Kakteen verwandeln, um sie aus den Socken zu hauen. Auch der Dolch-Fächer im Nahkampf macht lächerlich wenig Schaden. Wenn Blizzard nicht noch gewaltig was am Machtgrad des Jägers ändert, wird man ihn nur mit einer legendären Superarmbrust halbwegs effektiv spielen können. Aber will ich wirklich eine Klasse spielen, die nur vom Finden einer gescheiten Waffe abhängt? Platz5. Würde ich in dem Zustand nie spielen wollen.

Fazit zur Diablo3 Beta: Die Beta hat definitiv Bock auf mehr gemacht. Man sehnt sich intensiv danach weiter aufsteigen und neue Gebiete erforschen zu können. Allerdings kann ich mich der einhelligen Meinung aus Foren anschließen, dass die Beta viel zu einfach war. Man kam höchstens mal leicht in Bedrängnis, wenn 2 Unique Gegner, komplett mit ihren Minions, auf einmal angegriffen haben. Ich hoffe, dass die Vollversion nicht erst in den Schwierigkeitsgraden „Nightmare“ und „Hell“ bzw. „Inferno“ herausfordernd sein wird.

Über Thilo (1210 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.