Renfield – Nicolas Cage in seinem Element
@ Universal Pictures
7 von 10 Superfood-Insekten
In Renfield, der Action-Horror-Komödie von Chris McKay, schlüpft Nicolas Cage in die Rolle von niemand anderem als Dracula, dem Herrn der Dunkelheit. Und natürlich schafft er es mit seinem unverwechselbaren Nic Cage-Charisma einen narzisstisch-wahnsinnigen Dracula zum Leben zu erwecken, der vollkommen lächerlich und angsteinflößend zugleich ist. Herrlich!
Apropos Narzissmus: Aus dieser Anwandlung, die manchmal sogar als krankhaft diagnostiziert wird, macht der Film seine genial-witzige Prämisse. Denn eigentlich geht es im Film ja um den namengebenden Renfield (herrlich stoffelig gespielt von Nicholas Hoult), der versucht aus der toxischen Co-Abhängigkeit zu seinem düsteren Boss auszubrechen. Dazu sucht er eine Selbsthilfegruppe auf, die jedoch keinen Schimmer hat, wen sie da in ihre verständnisvolle Mitte gelassen hat.
Und das ist er auch schon. Das ist der Plot. Und als Zuschauer denke ich, dass man da doch eine Menge draus machen können müsste. Dem ist aber nicht so. Zumindest schafft es der Film nicht. Irgendwie sieht man alle daraus entstehenden ulkigen Situationen schon im Trailer.
Und doch – auch wenn Renfield es nicht schafft, seine Prämisse ausreichend zu melken und eher an der Oberfläche verbleibt – kann ich den Film wegen seiner Schauwerte und Lacher durchaus empfehlen.
Ich sag mal so: Auf Nicolas FUCKINNNNNNNG Cage (Danke, Massive Talent!) ist einfach Verlass.
Wenn er nicht gerade, völlig unerwartet, ein feinfühliges und intelligentes Drama wie Pig einstreut, bleibt der Kultschauspieler einfach seiner Linie treu. Er belebt eine Menge Genre-Perlen, mal mehr mal weniger trashig, die sich für mich alle im 7er-Wertungsbereich tummeln – also unterhaltsam sind und definitiv für einen Abend voll Guinness und Gelächter taugen.
Renfield würde ich so in einer Ecke mit Willy’s Wonderland sehen, nur etwas weniger B-Movie-trashig, dafür etwas mehr From Dusk till Dawn-splattery.
Und das muss betont werden. Es rollen Köpfe! Ach, was sage ich: Menschliche Körper werden mit viel Liebe zur Blutfontäne in ihre Grundbausteine zerlegt. Wer ans Komische grenzende Gore- und Splatter-Effekte eher lame findet, sollte sich eine andere Abendbeschäftigung suchen.
Ich fand es aber geil.
Achtung SPOILER ab hier!!!
Wenn Renfield ausgerissene Arme als Nunchakus benutzt, oder einen Typen in einem Mortal Kombat-X-Ray-Move wie eine Ziehharmonika zusammenstaucht, muss ich krankes Schwein einfach lachen.
Die Aktivierung von Renfields Kräften, die ihm Dracula verliehen hat, geht dabei übrigens ähnlich von Statten, wie die der Vampirin Nisha in meinem Hexenhammer-Roman (hust): Je nachdem was er als Letztes gegessen hat, entfalten sich seine Superkräfte. Ok, während meine Romanfigur da etwas vielseitiger ist, sind es bei Renfield eigentlich nur Insekten. Aber die lassen dann seine Augen gelb und die Gegner blutig werden.
Doch da ist für mich auch eine Schwäche des Films.
Weitere Spoiler!
Man kann es mit der vollkommen überzogenen Gore-Orgie auch übertreiben. Wenn ein abgerissener Arm quer durch den Raum geworfen wird und einen Gegner aufspießt und tötet wie ein olympischer Speer, dann werde ich etwas aus der Illusion des “vielleicht noch Möglichen” gerissen. Das überschreitet dann die haarfeine Grenze von lustigem Splatter zu albernem Quatsch.
Und was geht ab mit Draculas Blut? Es heilt Leute und verwandelt sie nicht in Vampire? Also zumindest die zu diesem Zeitpunkt schon länger verstorbene, teilweise übelst durch den Dracula-Fleischwolf getriebene Selbsthilfegruppe sollte unter Verwendung von Draculas Blut doch eher zu Untoten geworden sein, oder? Gut, künstlerische Freiheit.
Letztlich sollte man Renfield einfach als das nehmen, was er ist: Eine Splatter-Komödie mit einem dafür geborenen Nicolas Cage, die zum Lachen, Ekeln und Saufen einlädt.
Wobei ich an dieser Stelle auch die Asiatin Awkwafina (eigentlich Nora Lum, US-amerikanische Rapperin, Moderatorin und Schauspielerin), erwähnen möchte, die ich seit Shang-Chi zum Schießen finde und die auch hier wieder herrlich ulkig und liebenswert ist.
Letztlich sagt der Trailer alles aus, was man über den Film wissen muss. Erwartet nichts Tiefgründiges. Aber er macht trotzdem Spaß.