Alien Covenant ist spaßig, aber auch eine halbe Mogelpackung

6 von 10 teuflischen Androiden

Als ich gestern Morgen lange Frauenhaare, Shampooreste und den puren SCHMODDER der Niederhöllen aus dem Abfluss der überlaufenden Dusche angelte, dachte ich eigentlich, der Höhepunkt des Ekels sei für diesen Tag erreicht. Doch glücklicherweise wartete ja noch Ridley Scotts Alien Covenant mit einer Extra-Portion Schleim, Blut und schwarzen Schimmelsporen des Bösen auf mich.

Ab hier SPOILER! Erst Film schauen, dann wieder kommen.

Und ja, genau an der Front fühlte ich mich von Alien Covenant bestens unterhalten. Der xenomorphe Ekelfaktor ist für einen Alienfilm angemessen hoch. Wir haben überraschend schnell schlüpfende Aliens, tonnenweise Blut und verschiedene Monsterarten, die uns angenehm die Nackenhaare aufstellen. Doch wo der Trailer einen reinrassigen Alienfilm verspricht, wie wir ihn aus guten alten Zeiten kennen, bekommen wir, man muss es so klar sagen, einfach Prometheus 2.

Aber ist das so schlimm?

Naja, teilweise. Prometheus hatte einige geniale Szenen, die das wunderbar bizarre und gruselige Xenomorph-Universum bereichert haben. Zu sehen, wie ein Riesen-Facehugger einen Engineer zu Tode pimmelt, ist in seiner verstörenden Monstrosität schon verdammt geil… Doch gleichzeitig hatte der Film mit schlimmen Logik-Löchern und den unausgereiften Ambitionen Ridley Scotts zu kämpfen eine möglichst mysteriöse Vorgeschichte liefern zu wollen. Ich hatte mich ja bereits ausreichend polemisch darüber aufgeregt.

Alien Covenant hat nun das Problem auch ein halbes Prometheus zu sein. Einerseits möchte es (endlich wieder) an der Front des Scifi-Horror-Schockers abliefern und andererseits aber auch moralische und biblische Themen erkunden und dabei sehr tiefgründig sein. Nur leider trägt dabei Alien Covenant sein eigenes ambitioniertes Gewicht nicht. Ich hatte das Gefühl, dass einfach nur eine Seite die andere verwässert. Scott hätte sich etwas simpler auf eine Seite fokussieren sollen und hätte damit, für mich jedenfalls, ein runderes Alien-Erlebnis abgeliefert.

Natürlich ist die Story um David den Androiden mit Gott-Komplex irgendwie attraktiv. Wie er Miltons Paradise Lost zitiert und sich damit als Satan positioniert und auch später mit Erwähnungen von Ozymandias oder Wagner’s Einzug der Götter in Walhall seine Hybris in Worte fasst, ist düster-poetisch und schön. Doch gleichzeitig langweilt mich der Film durch einen unnötig langatmigen Auftakt, bei dem nichts von Bedeutung passiert, außer dass, aus unerfindlichen Gründen, der Kapitän des Schiffes in seinem Stasis-Pod abfackelt. Scott wollte wohl nicht zu lange warten, bis er das erste entstellte Fleisch vor die Linse fährt.

Und dann gibt es natürlich auch wieder die „Prometheus-artigen“ WTF-Momente.

Wenn beim Start ein Alien unten an meinem Raumschiff hängt, ich aber schon sicher an Bord bin, was mache ich dann? Natürlich! Ich mache die Tür auf und versuche auf dem wankenden Schiff an den Rand zu torkeln (wenigstens sichert sie sich noch…wirkte wie ein Köder an einer Angel), um das Alien irgendwie abzuschießen. Das Alien. Was UNTER dem Schiff hängt. Und dann schaffe ich es aber irgendwie das als biestig schnelles Viech etablierte Alien im Greifer eines schwerfälligen Krans zu fangen und dort zu zerquetschen. Klar.

Oder wie wär‘s mit dieser Szene hier, der OBERDEPP: Wenn alle meine Freunde schon tot sind, dann folge ich natürlich frohen Mutes dem Androiden in den Keller, der mir gerade stolz seine höllische Frankenstein-Freakshow gezeigt hat. Dann schaue ich mir in Ruhe die Alien-Eier an, die er konstruiert hat und glaube ihm, wenn er mit Nachdruck sagt, dass es völlig ungefährlich ist. Und auch wenn sich dann eins der Eier öffnet, gehe ich definitiv noch näher ran. Und wenn sich darin etwas Schleimiges bewegt und der bekloppte Androide sagt, dass ich mal „ganz genau hinsehen soll“, dann beuge ich mich mit dem Kopf über das Ei, um auch wirklich der lächerlichste Todesfall unter all meinen schon abgekackten Teamkollegen zu werden.

Und muss wirklich am Ende fast jedes Alienfilms das letzte Monster ins All geblasen werden? Wie wärs mal mit einer neuen Idee?

Ihr seht schon, ich hatte ein paar Probleme mit dem Film.

Trotzdem hat er mich auf rein optischer und atmosphärischer Ebene sehr gut unterhalten. Nur die philosophischen Themen haben, meiner Meinung nach, den Film nicht tiefgründiger gemacht, sondern für mich eher noch die Story verkompliziert.

Ich meine versehe ich das richtig? Die sogenannten Engineers erschaffen die Menschen, indem einer von ihnen ein unglaublich gefährliches Pathogen trinkt und sich daraufhin ebenso unglaublich schmerzhaft in seine Bestandteile auflöst. Die Menschen wiederrum erschaffen unzerstörbare Androiden wie David, die sofort gegen ihre sterblichen Schöpfer rebellieren und mit Hilfe des schwarzen Ekel-Pathogens das pure Böse erschaffen. Damit haben die gottgleichen Engineers leider nicht gerechnet und sind echt traurig, dass jetzt genetisch gezüchtete Supermonster das Weltall unsicher machen. Doof auch, dass ihr gesamte Heimatwelt dadurch vernichtet wurde. That all escalated so quickly…

Naja, man kann sich jetzt darüber streiten, ob die Prequels die Welt der Aliens tiefer und mysteriöser machen, oder, ob genau das Gegenteil der Fall ist, und die „unheimlichen Wesen aus einer anderen Welt“ damit auf eine „die Macht sind eigentlich Midi-Chlorianer im Blut“-Weise entmystifiziert werden.

Ich denke, sowohl Prometheus, als auch Alien Covenant (Prometheus 2), sind durchaus sehenswerte Monsterfilme. Doch sind sie auch würdige Prequels für das Erbe von Ripley? Ich weiß es nicht.

Über Thilo (1210 Artikel)
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