The Last Jedi – Warum ich falsch lag und der Film AWESOME ist
Da uns nun bald ein Trailer von Episode IX beglücken wird, ist es Zeit reinen Tisch zu machen. Mit mir, euch und Disney.
Also, eins muss man dem Werk von Rian Johnson einfach lassen: Sein The Last Jedi hat polarisiert wie es sonst nur Supermagnete von Außerirdischen schaffen.
Doch zu lange stand ich auf der falschen Seite des Zauns. Es ist meine Schuld. Als Blogger lebt man ständig am Rande des Existenzminimums und greift häufiger mal zur Flasche, um die eigene Unzulänglichkeit für ein paar segensreiche Stunden zu vergessen.
Doch damit ist jetzt Schluss. Ich habe mir The Last Jedi noch einmal nüchtern angeschaut und mir seine profunden Themen auf der Zunge zergehen lassen.
Diesmal habe ich endlich begriffen, warum Luke sich mit einer 300-Meter-langen Stange über einen Abgrund schwingt und trotz Entfernung, Wellengang und Wasserreflektion einen Fisch aufspießen kann (ohne Macht, von der er sich ja nach eigenen Aussagen abgeschnitten hat, um trotz hinterlegtem Plan für seine Freunde nicht gefunden zu werden). Ich habe durchschaut, warum er nicht einfach am Ufer den Fisch aufspießt, für den er ja ohnehin runter klettern muss, um ihn zu holen. Warum er auf der Baum-losen Insel einen ellenlangen Holzstab hat. Warum es sich gelohnt hat dafür extra auf Endor einen Baum zu holen, in den Kofferraum vom X-Wing zu schnibbeln und dann auf der Insel wieder zusammen zu leimen. All das habe ich diesmal verstanden, Freunde! Ich bin geheilt!
Ich möchte mich wirklich in aller Form entschuldigen. Ich war einfach nur geistig verwirrt und konnte die inhärente Schönheit von Rian Johnsons Vision nicht sehen; konnte seine profunden Gedanken nicht nachvollziehen.
Fälschlicher Weise habe ich Depp geglaubt für einen guten Star Wars-Film sei wichtig…
…Respekt gegenüber den Charakteren der Ursprungs-Trilogie zu zeigen.
…Respekt gegenüber der Fan Base zu zeigen, die Star Wars mit Liebe und Geld unterstützt haben.
…Geschichten und etablierte Regeln von George Lucas‘ Star Wars-Universum zu beachten.
…die Geschehnisse des vorangegangenen Teils der Trilogie zu beachten.
…eine logische und intelligente Geschichte zu erzählen, die Sinn macht, einen Spannungsbogen hat und mit einem Cliffhanger endet, der Lust auf mehr macht.
…Lichtschwertkämpfe zu choreografieren, welche die zugrunde liegende Waffe verstanden haben, und die Akteure keine sinnlosen Dance Moves in den leeren Raum machen zu lassen.
… sympathische Protagonisten zu entwickeln, mit denen wir uns identifizieren können, weil sie Schwächen haben, die sie auf ihrer Heldenreise erst überwinden müssen.
…erinnerungswürdige Nebenfiguren zu entwickeln.
…ernst zu nehmende Antagonisten zu entwickeln, die furchteinflößend und eine wahre Herausforderung sind.
Alles altmodischer Quatsch, dem nur Man-Babys nachheulen.
Doch ich sehe nun klar. Viel wichtiger als Geld zu verdienen und Kunden glücklich zu machen ist…
…die Selbstverwirklichung des Regisseurs und dessen Freiheit ein erprobtes Konzept komplett auf den Kopf zu stellen.
…Feminismus und andere politische Themen unserer Welt in den Mittelpunkt eines Universums zu stellen, das FAR FAR AWAY ist und den Rest der Handlung daran auszurichten.
…Erwartungen des Publikums möglichst oft (am besten immer) zu unterwandern, ganz gleich, ob die zu Grunde liegende Idee gut ist oder nicht; Sinn macht oder nicht; nach den Regeln des Filmuniversums spielt oder nicht; und sich danach selbstverliebt auf die Schulter zu klopfen.
Endlich habe ich diese simplen Wahrheiten erkannt. Schließt euch mir an, ihr verirrten Schafe!
Über 200.000 von euch sind noch immer auf dem falschen Weg! Leute wie Du und ich haben einfach nicht genug Durchblick und Niveau, um diesen Film wertzuschätzen. Doch es gibt Hoffnung für die breite Masse! Glaubt doch bitte den über 400 professionellen Journalisten mit ihren Disney-Presseausweisen und Goodie-Bags – die müssen doch wissen, was Qualität ist!
DANKE RIAN JOHNSON für diesen wegweisenden Eintrag ins Star Wars-Universum. Danke, dass Du J. J. Abrams den Weg in ein neues Universum gezeigt hast, das so viel mehr ist als Star Wars. So viel, dass es fast einen eigenen Namen dafür verdient. Danke, dass Du so ein inspirierendes und forderndes Zwischenstück für diese Star Wars-Trilogie geschaffen hast, an dem der Regisseur des finalen Teils nun wachsen und unter der knüppelharten Herausforderung stärker werden kann.
Danke, dass Du alle Fan-Erwartungen und nostalgischen Kindheitsträume über den Haufen geworfen hast. Neues ist manchmal unangenehm, doch da müssen wir eben durch. The Last Jedi ist wie Artikel 13. Man braucht etwas, um den wahren Wert zu erkennen, den eine Handvoll Verantwortlicher für uns erschaffen haben. Aber dafür ist es dann am Ende umso schöner für alle.