Iron Sky 2: The Coming Race hat zu wenig Nazis-Gags
4 von 10 Apple-Kultisten
Tja, was soll ich sagen? Das hat man eben davon, wenn man ein Trash-Liebhaber und Connaisseur des „Besonderen“ ist und schon ein winziger Trailer-Schnipsel mit Hitler auf einem T-Rex dazu ausreicht, einem das Geld für eine Kinokarte aus den Rippen zu leiern.
Aber Iron Sky 2: The Coming Race trifft eigentlich keine Schuld. Es liegt an mir. Ich war nicht besoffen genug. Ich bin mir sicher, mit ausreichend Bier im Kreise gleichgesinnter Irrer wäre dieser Trip zum Mittelpunkt der Erde viel witziger gewesen. Dann hätte ich auch das weitgehende Fehlen von Nazis und Humor rund um Nazi-Klischees besser verkraften und abtun können. Ich hatte einfach mehr albernen Nazi-Trash wie in Iron Sky von 2012 erwartet.
Doch stattdessen bekam ich etwas, was ich am besten mal kurz zusammenfasse (SPOILER!):
Nachdem die Erde in einem finalen „die Wichser drücken den roten Knopf, dann drücken wir unseren auch!“-Moment zerstört wurde, hat sich der Rest der Menschheit auf die halb zerstörte Mondnazi-Basis aus dem ersten Teil geflüchtet. Ich nehme mal an, da wurde mit vier gekoppelten Toastern im Keller, also Advanced Nazi-Tech, Schwerkraft und Sauerstoff erzeugt, denn natürlich können auf dem Mond alle genauso rumrennen wie auf der Erde. Leider gehen bald die Rohstoffe aus, so dass sich die taffe Mechanikerin Obi etwas einfallen lassen muss. Glücklicherweise trudelt ein Russe mit einem selbstgebauten Ufo auf der Station ein und wird von Obi mit einem Kran gerettet. Dasselbe, halb geschrottete Ufo kann im restlichen Film übrigens ohne Probleme noch zum Erdmittelpunkt fliegen und, diesmal völlig problemlos, wieder auf der Mondbasis landen.
Mit ihm zusammen und einer Handvoll Mitstreiter fliegt sie ins Erdinnere, um eine unerschöpfliche Energiequelle von Außerirdischen zu finden, die diese den „heiligen Gral“ nennen. Der Einstieg soll irgendwo im ewigen Eis der Antarktis zu finden sein, was laut des überambitionierten, weil in Obi verknallten Russen fast unmöglich ist, weil mittlerweile fast die ganze Erde mit Eis überdeckt ist. In der nächsten Szene landen sie dann exakt vor dem Eingang. Allerdings bricht der Boden unter dem Ufo zusammen und alle stürzen ab. Doch dem Overlord der Echsenmenschen sei Dank fallen sie schadlos durch einen langen Tunnel direkt vor den Zielort: Die Stadt in der Mitte der Hohlerde. Hier regieren seit der Zeit der Saurier Außerirdische, die schon immer die Welt ins Chaos gestürzt haben. Jeder auf seine Weise. Hitler, der Papst, Steve Jobs, Mark Zuckerberg und andere finstere Gestalten sind hier zu finden und fristen ihrer Echsenmensch-Existenz. Obi kann jedoch den heiligen Gral in einer albernen Indiana Jones-Szene an sich reißen und bringt damit die Hohlerde zum Einstürzen. Mit der Superbatterie im Gepäck geht es zurück auf den Mond, um dort mit einem wieder flott gemachten Raumschiff ins All zu fliegen. Allen ist klar, dass das Selbstmord ist, weil die Chance einen bewohnbaren Planeten zu finden gegen Null geht. Doch alle sind trotzdem voll gut drauf und freuen sich umso mehr, als sie beim Vorbeifliegen eine russische Basis auf dem Mars finden. Dem Herrn sei Dank, die Grundlage für Teil 3 ist geschaffen.
Aber das klingt doch wunderbar für einen Trashfilm! höre ich euch rufen.
Ja, in der Theorie schon. Doch leider ist nicht nur die Story trashig, sondern auch alles andere. Wir müssen uns als Zuschauer, für meinen Geschmack, viel zu lange einfallslose Mond-Settings anschauen, bevor es dann endlich in die Hohlerde zu den Sauriern geht. Dieser Ausflug ist jedoch viel zu kurz und man kann am Triceratops-Rennen und Hitler auf dem T-Rex sehen, wo ein Großteil der Kickstarter-Kohle hingeflossen ist. Teilweise ist es, selbst für einen Trashfilm, so schmerzhaft der Handlung beizuwohnen, dass ich mich vom geil zusammengeschnittenen Trailer regelrecht betrogen fühlte. Gutes Marketing, crappiger Film. Viele geile Szenen aus den Trailern habe ich im Film auch vergeblich gesucht…
Trotzdem kann man, wenn man nichts erwartet, und ausreichend getankt hat, seinen Spaß mit Iron Sky 2 haben. Trotz des unverzeihbaren Fehlens von Nazi-Gags gibt es einige Lacher, die über die schwächeren Filmmomente hinweg helfen.
Der unkaputtbare Klischee-Muskelmann, der lieber ein „Redshirt“ trägt, als eine effektive Rüstung, muss hier ebenso genannt werden, wie die ganz in Weiß gekleidete Apple-Sekte, die ständig keinen Empfang hat und sich auf das alte Nokia des freundlichen Russen verlassen muss.
Mein Fazit trotzdem: Auf Bluray oder Stream warten. Wer unbedingt in nächster Zeit Saurier und Nazis in einem Film sehen will, schaut sich lieber noch mal Kung Fury an. Und dann noch mal und nochmal. Am besten jeden Freitag, 18.00 Uhr. Um gut ins WE zu kommen.