Das beste Poster der Welt: The History of Science Fiction von Ward Shelley

History of Science Fiction Ward Shelley

(Hier klicken für ein Bild in kolossaler Auflösung)

Gestern verschlug es mich in eine Ausstellung der Bundeskunsthalle in Bonn, „Outer Space – Faszination Weltraum“, die ihr noch bis zum 22. Februar 2015 besuchen könnt. Und einen Besuch würde ich euch definitiv empfehlen, denn es handelt sich bei der Ausstellung nicht bloß um streng wissenschaftliche Erkenntnisse und Relikte, die häufig in Museen schnell für Langeweile sorgen können. Die 12 großen Ausstellungsräume sind immer jeweils einem Hauptthema gewidmet, welches irgendwie mit Raumfahrt zu tun hat. Was bedeutet, dass neben Original-Raumanzügen und geflogenen Objekten von Astronauten auch viel Fantastisches, Historisches und thematisch Verwandtes für Abwechslung sorgt. Klar, dass da auch der ganze Einfluss auf die Popkultur nicht fehlen darf und in einem wunderbaren Raum Star Wars, Alien und Co. Tribut gezollt wird. Ich war von den Socken das Alien-Kostüm, das alberne Rüsseltier aus 5th Element, das riesige Originalmodell eines Raumschiffs aus Starship Troopers und andere Schmuckstücke vorzufinden!

Doch leider war an Fotos schießen nicht zu denken, weil die Bundeskunsthalle in jedem Raum ein paar sehr fähige Schießhunde in menschlicher Gestalt aufgestellt hat, die jegliches verbotene Foto nahezu unmöglich gemacht haben. Ich habe es natürlich trotzdem versucht. Schön vorher Blitz und Geräusch deaktiviert und doch war gegen meine eigene Dummheit kein Kraut gewachsen. Mit der Eleganz eines lebenden Schattens quirlte ich mich zwischen zwei Betrachtern hindurch, die mir Sichtschutz zu beiden Seiten boten und richtete mein Handy auf das Objekt meiner Begierde. Und dann lief elendig langsam die neue Timer-Funktion runter, die ich am Tag vorher ausprobiert hatte, während sich ein dunkler Aufpasser-Schemen in meinem Augenwinkel näherte. Und ca. eine Sekunde bevor mein Handy abspritzen konnte, rempelte mich der Typ an und vereitelte das Foto von Giger’s Alien-Kostüm. GRRRRRRR!

Naja, lange Geschichte kurzer Sinn, in diesem Raum der feuchten Nerd-Träume hing auch das Bild The History of Science Fiction von Ward Shelley. Meine Augen aalten begierig die verschiedenen Pfade des brillanten Bildes entlang, während ich unkontrolliert von einem Nerd-Orgasmus zum nächsten bebte. Ich musste dieses geniale Stück Kunst und Popkultur besitzen und aufhängen. Der Bluthund gestattete mir jedoch noch nicht mal die Plakette mit dem Künstlernamen zu fotografieren, so dass ich mir den Namen so ins Handy tippen musste.

Doch glücklicherweise sind scheinbar 2011 schon anderorts auf der Welt Nerds beim Anblick des Bilds feucht geworden und haben geschafft, was ich verbockt habe: Das Bild zu fotografieren, ins Netz zu stellen und mit glühenden Worten anzupreisen. Und tatsächlich ist durch all den Wirbel und die entstandene Nachfrage das Bild mittlerweile als Posterdruck bestellbar und befindet sich in diesem Moment auf dem Postweg zu mir. Ich bin glücklich. Mein Leben ist nun komplett.

Aber zum Bild und warum ich es so genial finde.

Ward Shelley, ein Multitalent und Künstler aus Brooklyn, New York, hat inspiriert durch ein Buch, was er gelesen hat (The dreams our stuff is made of: How Science Fiction Conquered the World von Thomas M. Disch), diese grafische Chronologie der „Geschichte der Science Fiction“ kreiert. Dabei gibt er uns einen Überblick über das gesamte Literaturgenre der Fantastik von den frühen Anfängen der Menschheitsgeschichte bis hin zum Stand der Popkultur von heute. MARVELLOUS!

Natürlich ist History of Science Fiction nicht vollständig wissenschaftlich zu sehen und hat sicherlich seine Fehler, Auslassungen und verbesserungswürdigen Stellen. Aber, wie Ward Shelley selbst in einem Interview mit slate.com gesagt hat, ist er in erster Linie Künstler und kein Literaturwissenschaftler. Doch mir reicht dieser grafische Überblick über die Welt der fantastischen Literatur vollkommen aus, um sie aufzuhängen und gelegentlich verträumt davor zu stehen, als hätte ich zu viele Space Cookies gegessen.

romantic movement und Gothic Novel

Besonders fasziniert es mich natürlich, den zentralen Teil nach den „Tentakeln“, die „Gothic Novel“, zu sehen. Das ist für mich eine nostalgische Reminiszenz an mein Studium der Anglistik mit Schwerpunkt Literatur und Abschlussarbeit über Gothic Novels. Noch einmal schön zu sehen, was ich natürlich schon wusste, nämlich, dass die Gothic Novels als Gegenbewegung zur Aufklärung im Grunde den Grundstein für alles gelegt haben, was wir Fantasy-Nerds heute in Form von Büchern, Filmen und Spielen lieben. Und dass eins meiner Lieblingsbücher, Mary Shelleys Frankenstein, hier sogar als die erste Scifi-Novel überhaupt gehandelt wird, setzt dem ganzen natürlich die Krone auf. Die Nostalgie und die Nerdity bringen mich gerade um.

Aber ich finde das Bild auch ohne näheren Blick auf seine geschrieben Inhalte interessant. Aus der Ferne betrachtet sieht es fast wie ein Bild moderner Kunst aus und es könnte, wenn ich es mal aufgehängt habe, so wirken, als hätte ich Ahnung von Kunst und als wäre ich nicht der Banause, der ich bin. Ein netter Nebeneffekt. Doch umso näher der Betrachter heran tritt, desto mehr tritt das Tentakel-Monster in Erscheinung, welches Ward Shelley den Martians aus H.G. Wells’ War of the Worlds nachempfunden hat. Gleichzeitig wirkt es für mich wie eine Art Gehirn, in dessen Windungen die verschiedenen Sichtweisen und Strömungen menschlichen Denkens undulieren und mir die Vielfalt meines liebsten Hobbys visualisieren. Einfach grandios!

Also, kann ja sein, dass nur mir beim Anblick des Bildes dermaßen der Hut wegfliegt, aber ich wage fast zu behaupten, dass es jedem Nerd gefallen dürfte, der gerne Fantasy- und Science Fiction-Bücher liest und Filme schaut. Für alle, die ebenfalls interessiert sind oder vielleicht noch ein besonderes Weihnachtsgeschenk suchen:

HIER könnt ihr The History of Science Fiction von Ward Shelley bestellen.

Mit Versandkosten aus den USA nach Germany zahlt ihr umgerechnet knapp 45€ dafür. Mir war es das mehr als wert. Aber ich bin ja auch ein Hardcore-Nerd, was das anbelangt. Jetzt brauche ich nur noch so einen Posterrahmen und eine magische Versiegelung der Unzerstörbarkeit.

Über Thilo (1213 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.