Filmkritik: Green Lantern

5 von 10 grünen Laternen

Trotz der schlechten Kritiken, die die grüne Laterne bisher kassieren musste, musste ich mir als Nerd natürlich trotzdem eine eigene Meinung über den Film bilden. Auch wenn 26% bei 200 Stimmen auf Rotten Tomatoes eine relativ deutliche Sprache ist.

Man muss natürlich bei Green Lantern eine gehörige Portion Nerdity und Superhero-Geilheit mitbringen, um sich auf eine grüne Weltraum-Polizei einlassen zu können, deren Mitglieder maximal lächerliche Strampelanzüge anhaben (Die Masken…) und ihre magischen Kaugummiautomaten-Ringe an großen Energielaternen aufladen, welche wiederum von einer gigantischen Zentralbatterie am Ende des Universums gespeist wird.

Da mit der Verfilmung von Thor bereits ein Comic mit Außerirdischen und epischen Ausmaßen auf die Leinwand gebracht wurde, ohne eine komplett lächerliche Farce daraus zu machen, erhoffte ich mir für Green Lantern ein ähnliches Fingerspitzengefühl bei den Machern.

Die Reviews im Netz scheinen an Green Lantern wenig gute Haare zu lassen, doch ist er wirklich so mies? (Achtung Spoiler!)

Du kannst also mit Deiner Willenskraft große Dinge erschaffen…?

Nein ist er nicht. Doch er hat leider zu viele offensichtliche Makel, um angesichts der mittlerweile großen Konkurrenz an sehr guten Superheldenfilmen mehr als mittelprächtig zu sein.

Ryan Reynolds ist witzig als Hal Jordan, aber er ist nicht so witzig wie Thor. Auch wenn sich der Film häufig selbst auf die Schippe nimmt und in diesem Zuge endlich mal mit dem Mythos aufgeräumt wird, dass lächerliche Zorro-Masken, die gerade mal einen winzigen Teil des Gesichts verbergen, irgendeinen Tarn-Effekt haben könnten, war er in dieser Hinsicht lange nicht so unterhaltsam wie Thor. Und als epischer Film mit unsagbar mächtigen, gottgleichen Außerirdischen muss er sich nun mal mit Thor messen.

Die größte Schwäche des Films liegt in seiner Story und in den zu offensichtlichen Lücken in selbiger. Wo Thor seine Arroganz bezwingen musste, um über sich selbst hinauszuwachsen, muss Green Lantern seine Angst bezwingen. Trotzdem macht es wenig Sinn, dass er am Ende des Films die große Zahnpasta-Tube das Supermonster Parallax, welches im Prinzip materialisierte Angst ist, locker bezwingen kann, wo vor ihm hunderte von Veteranen-Lanterns im Verbund nichts ausrichten konnten.

Überhaupt stoßen einem immer wieder höchst merkwürdige Handlungsstränge auf:
Wieso schicken die unsterblichen Super-Aliens gerade mal 6 oder 7 vom Lantern Corps Parallax entgegen, wenn sie genau wissen, dass kleinere Gruppen bisher nichts ausrichten konnten und ihr bester Mann Abin Sur bereits gescheitert ist? Und warum zum besoffenen Henker kommen sie dann auf die Idee einen gelben Ring der Angst zu schmieden, wo sie doch selbst sagen, dass sich Parallax von Angst ernährt und NUR mit der Kraft des Willens besiegt werden kann? Und warum zieht sich Sinestro am Ende des Films den gelben Ring an, nachdem die Gefahr bereits abgewendet ist? Er wurde im Verlauf des Films nie wirklich als verführbarer Bösewicht dargestellt, sondern eher als leuchtendes Beispiel. Fragen über Fragen, auf die es wohl keine Antwort gibt, außer “Halt die Klappe und schau auf das grüne Feuerwerk“!

In diesen Momenten macht der Film Spaß…

Und genau das hat es wirklich in sich und macht Spaß. Besonders die Trainingseinheiten, die Hal Jordan als frisch gebackene Laterne gegen den lässigen Ausbilder Kilowog absolvieren muss, sind grandios und man möchte nur noch eins: Auch so einen Ring der Macht haben. Doch selbst hier stößt der Film ironischer Weise viel zu häufig an seine Grenzen. Denn der Ring vermag ja durch reine Willenskraft des Trägers alles Realität werden zu lassen. Doch dass sich Hal beim Endkampf nichts Besseres gegen ein Superweltraummonster ausdenken kann als eine Minigun oder einen explodierenden Truck, muss wohl der beschränkten Vorstellungskraft des Regisseurs angelastet werden. Meine Fresse, ich hätte Parallax zwischen den gigantischen Killerbrüsten einer riesigen Space-Amazone zerquetschen lassen, während ihm Die Explosionen meines Atombombenwerfers um die Ohren pfeifen. Und wenn sowas nicht einer allein vollbringen kann, wozu haben die denn hunderte von Green Lanterns aus allen Ecken der Galaxis?

Der Filmmarkt ist einfach mit Superhelden übersättigt. Green Lantern baut in erster Linie auf die Spezialeffekte, um die ganze Epik der grünen Wunderwaffen einzufangen (und das noch nicht mal immer so episch wie man es von den Superringen erwarten würde). Daran ist zunächst mal nichts falsch. Und die Frage ist, ob man aus der Vorlage so viel mehr hätte machen können? Befindet man sich hier vielleicht langsam am Rande der Superhelden-Galaxie, wo sich nur noch weniger hell strahlende “Stars” tummeln, über deren Würdigkeit verfilmt zu werden man durchaus streiten kann?

Jetzt kommt noch der Avengers-Film mit Thor, Iron Man, Hulk, Captain America und Black Widow – und bestimmt auch noch irgendwann Justice League of America mit Superman, Batman, Green Lantern, Wonder Woman und dem Flash. Diese “All Star-Filme” gehen ja auch noch vollkommen in Ordnung. Aber ansonsten wurde doch wirklich schon alles Wichtige abgegrast, oder? Mal sehen, bisher hatten wir:

  • 4 Xmen Filme
  • 4 alte und 2 neue Superman Filme (einer gerade in der Mache)
  • 4 alte und 3 neue Batman Filme (einer gerade in der Mache)
  • 3 Spiderman Filme (ein Remake gerade in der Mache WTF?)
  • 3 Blade Filme
  • 2 Iron Man Filme
  • 2 Hulk Filme
  • 2 Hellboy Filme
  • 2 Fantastic Four Filme
  • Captain America (kanns kaum abwarten)
  • Thor
  • Green Lantern
  • Judge Dredd
  • Wolverine
  • Watchmen
  • Punisher
  • Spawn

Ach ja, und Klogriffe wie:

  • Ghost Rider
  • Catwoman
  • Elektra
  • Dare Devil (Obwohl, der war gar nicht SO schlecht)
  • Supergirl

Ich habe bestimmt auch noch ein paar vergessen. Von diversen Komödien, sowie Animations- und Zeichentrickfilmen mal abgesehen.

Klar, ich bin keine Comic-Koryphäe und kenne mich bei Superhelden sicherlich deutlich schlechter aus, als so manch anderer, aber welcher Superheld verdient denn jetzt bitte noch seine eigene Filmumsetzung? Kommt mir jetzt nicht mit Ant-Man oder Aquaman…

Über Thilo (1210 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.