Die zwingende Lust, die Dinge zu sortieren

Aber so sind wir Menschen nun mal, müssen immer alles kategorisieren, ordnen und klar voneinader abgrenzen. Der Drang Ordnung ins Chaos zu bringen ist ja auch verständlich, denn wer möchte schon in einer barbarischen Anarchie leben? Oder theologisch-philosphisch betrachtet: Gäbe es uns ohne Ordnung überhaupt? Und macht sowas wie Ordnung angesichts eines endlichen Lebens überhaupt Sinn? Und…

Laber Rhabarber. Ich wollte zumindest gerade ein Review über Alien vs. Predator 2 schreiben und mit einer Wertung meinerseits versehen. Doch bevor ich das später tue, bin ich vielleicht erstmal allen interessierten Gelegenheitslesern meines Blogs eine kurze Beschreibung schuldig, was ich mir bei meinen zehn Kategorien überhaupt gedacht habe. Damit ihr meine Wertung halbwegs nachvollziehen könnt UND damit ich mir auf die entstandene Übersichtlichkeit einen runterholen kann, hier mein Bewertungssystem:

1. Abschaum: Nach den ersten Minuten der Fassungslosigkeit, fängt man an die Kapitel der DVD vorzuskippen (sowas kommt wirklich nicht im Kino). Plötzlich merkt man, dass man sich zu der Versagerliste namens „End Credits“ vorgearbeitet hat und nimmt die DVD genervt aus dem Player. Man nimmt sich drei Dinge vor: Den Freund, der den Streifen empfohlen hat, beim nächsten Treffen wortlos enthaupten, von der Mediathek das Geld zurückverlangen und zur Not vor Gericht gehen, sich noch lange über die verschwendete Lebenszeit aufregen.

Bsp.: Durchgeknallt im Weltraum (Pseudokomödie mit Leslie Nielsen und Verona Feldbusch in einer Gastrolle)

2. Grottig: Filme dieser Kategorie sind einfach nur…ja, grottig. Man fragt sich hinterher, wie man den Film überhaupt bis zum Ende durchstehen konnte. Nur die Langeweile eines Sonntag Nachmittags kann sowas schaffen. Schlechter Cast, keine Story oder Spezialeffekte und Null Anspruch. Von welchem geistig umnachteten Sponsor bekommen die Regisseure dieser Filme überhaupt die Kohle? Das müssen doch alles hirnlose Privatiers sein, die schon immer mal einen Film drehen wollten. Ansonsten antwortet doch niemand auf die Frage „sollen wir nicht mal einen Film zusammen produzieren, der seine Kosten garantiert nicht wieder einspielt?“ mit ja…

Bsp.: Torque („Drehmoment“, ein Film über Motorräder, die mit Schallgeschwindigkeit fahren können, meine ich mich zu erinnern…)

3. Mies: So schlecht, dass er schon fast wieder gut ist. Aber eben nur fast. Man meint hinterher irgendwo einen Handlungsstrang oder eine Szene gesehen zu haben, die Potential hatte. Aus einem nicht näher zu erfassenden Grund ist der Film nicht komplett Grütze, aber immer noch großer Käse. Irgendein Spauspieler beging hier eine Jugendsünde, weil er jung war und das Geld brauchte. Die Story ist an den Haaren herbeigezogen, unlogisch oder nicht vorhanden. Schmerzlich unbegabte Schauspieler und kein Budget, was man dem Film in jeder Sekunde anmerkt.

Bsp.: Dungeons and Dragons (selbst als Ex-RPG-Junkie kann ich den nur albern finden)

4. What the fuck?: Kategorie der Trashfilme, die das Potential zum Kult haben. Entweder so schlecht, dass sie vor lauter unfreiwilliger Komik schon fast wieder gut sind oder sie behandeln – egal wie schlecht sie sind – ein Thema, welches eine bestimmte Gattung Mensch, die sogenannten „Fanboys“ oder „Nerds“, anspricht. Ist man allerdings keiner der Letzteren oder man kann mit der Art von unfreiwilliger Komik nichts anfangen, rutscht der Streifen gnadenlos zu Kategorie 3 ab.

Bsp.: Beowulf (der Alte mit Christopher Lambert und der Fabrik-Burg)

5. Mittelprächtig:Ein Film aus dem gigantischen Kapitel der Filme „Schade, da hätte man echt mehr draus machen können“. Diese Filme sind einfach untere Mittelschicht. So viele gute Ansätze mit Füßen getreten oder Spezialeffekte, die hier und da schlampig nachbearbeitet wurden. Der Film hätte grundsolide sein können, ist aber knapp vorbeigeschlittert. Hätte der Regisseur nur etwas mehr Geld, Zeit oder Hirn gehabt, wäre die beinahe schlimmste aller Kategorien „langweilige Mittelmäßigkeit“ vielleicht noch zu verhindern gewesen.

Bsp.: Ghostrider

6. Passabel: So ein Film ist einfach „ok“. Er war solide, man musste hier und da vielleicht kurz schmunzeln und erinnert sich auch an diese eine echt lustige Szene. Ein Film, der knapp am heimischen DVD-Regal vorbeigeflimmert ist. Er wird zwar in Vergessenheit geraten und man wird ihn kein zweites mal schauen, aber für einmal war er echt „ok“. Naja, vielleicht wird man ihn aus Langeweile doch auch noch ein zweites mal schauen, wegen dieser einen tollen Szene oder weil man die Schauspielerin so scharf fand. War ja schon irgendwie unterhaltsam, aber eben noch nicht so richtig gut.

Bsp.: Doom

7. Gut: Hier fangen die guten Filme an. Auch als knallharter Filmkritiker und/oder Zyniker muss man einen Film auch einfach mal „gut“ finden können. Gerade wenn man viel ins Kino geht und allein durch die schiere Menge der konsumierten Werke schon viel ernüchternde Scheisse gesehen hat, ist man beim Antreffen dieser Kategorie überrascht. Unreife Menschen oder die oben beschriebenen Zyniker fangen dann auf Grund der beschissenen Gesamtsituation der Kinolandschaft (wieso hat noch mal jeder Idiot Geld einen Film zu drehen?) an, nach den spärlich vorhandenen Szenen zu suchen, die unlogisch waren oder nicht hundert prozentig den eigenen Geschmack getroffen haben. Aber trotz allem, sollte man sich hinterher einfach mal dazu durchringen können, zu sagen: Das war eigentlich mal wieder ein echt runder Film.

Alien vs. Predator 2 (Ob bei mir da der „Fanboy“ zugeschlagen hat? )

8. Sehr gut: Filme dieser Kategorie sind indiskutabel gut. Hier sucht auch der neurotischste Sunday Times Kultur-Journalist nicht mehr nach einem Vorwand sich auf Grund seiner belesenen Elitestellung unter den Filmkritikern gegen die Meinung der Masse zu stellen. Diejenigen, die es trotzdem tun, sind unglaubwürdig, unreif-subjektiv und oberpeinlich. Natürlich gibt es diesen einen, kleinen Schwachpunkt, der wie der nicht richtig aufgeweichte Keks im Tiramisu das perfekte Erlebnis kompromitiert, aber der positive Gesamteindruck macht das locker wett. Ab Kategorie 8 ist auch der Soundtrack, der wichtigste Emotionsträger eines Films, mehr als gelungen.

Bsp.: Casino Royal

9. Porno: Top of the Pops: Cinematography at its best. Diese Filme haben alles: Talentierte Schauspieler, geile Story mit „Aha-Effekt“ und – sofern dem Genre angemessen – State of the Art CGI. Niemand schwatzt dummes Zeug während des Film, weil atemlose Spannung herrscht und hinterher läßt sich herrlich bei einem alkoholischen Getränk darüber diskutieren und philosophieren. Dafür wurde Kino gemacht! Diese Filme will man auf DVD haben, um sich die besten Momente immer wieder reinziehen zu können. In dieser Kategorie können sich bei mir sowohl Arthouse- als auch Popcornfilme tummeln, hauptsache man kommt rund um zufrieden aus dem Kino und beschwert sich mal nicht über die horrenden Preise am WE.

Bsp.: Indiana Jones

10. Godlike: Das sind absolute Ausnahmefilme. Jede Generation von Menschen, die das Erscheinen eines solchen Films miterleben darf, ist gesegnet. Die Regisseure dieser Filme haben visuelle Kunst geschaffen und verdienen es in die Filmgeschichte einzugehen, wie Goethe oder Oscar Wilde in die Literaturgeschichte eingegangen sind. Jeden dieser Filme habe ich ein dutzend Male gesehen und werde dies noch häufig tun, bevor ich meinen schrumpelig gwordenen Hintern aus dieser Welt entferne. Sie werden niemals so wirklich langweilig und man findet auf Grund ihrer Tiefe und Vielschichtigkeit auch beim hundertsten mal noch Neues. Sie haben mich zum Weinen, Nachdenken und Lachen gebracht. Ich danke den begabten Regisseuren dafür, dass sie nicht ihre Geldgier, sondern ihr Herzblut zu einem Film gemacht haben.

Bsp.: Matrix

Wie gesagt, jede abschließende Wertung meinerseits ist natürlich inherent subjektiv (obwohl ich mich stets bemühe, meinen romantischen Impulsen durch eine gewissene Objektivität Einhalt zu gebieten) und mag bei jedem von euch durch multiple Faktoren um ein bis maximal zwei Punkt nach oben oder unten verschoben werden. Eine schwere Kindheit mit themenbezogenen Traumata, persönliche Interessenslage oder Fanboy-Status kann die oben aufgeführte Liste eben individuell verfälschen.

Jede Jeck is anders…

Über Thilo (1200 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.