In Warcraft: The Beginning prallen Welten aufeinander
5 von 10 prolligen Orks
7 von 10 für WoW Spieler oder Fans des Sonderbaren
Wow. Einfach nur wow. Also wow wie in „hui“ und nicht wie in World of Warcraft.
Es ist schwer Worte zu finden für einen derart „einzigartigen“ Film, der als Computerspielverfilmung in erster Linie ein Fan-Service sein möchte und darin so gut und so schlecht gleichzeitig ist. Überhaupt habe ich selten so viele alberne Momente und heroische Pracht in einem einzigen Film vereint gesehen. Vielleicht sollte das schon eine Auszeichnung in und für sich sein? Zumindest verdient er keineswegs die derzeitigen 28% auf Rottentomatoes, auch wenn ich die wahren Begeisterungstürme der Chinafarmer ebenfalls nicht teilen kann.
Eins steht auf jeden Fall fest: Ich sehe mich außer Stande eine objektive – falls es sowas überhaupt gibt – oder auch nur irgendwie kohärente Review zu diesem Film zu schreiben. Deshalb gibt es jetzt einfach eine lose Ansammlung von Eindrücken, die ich nach dem Nachos mit Käsesoße-schwangeren Abend gestern noch in Erinnerung habe.
- Die Optik des Films oszilliert mühelos zwischen grandios und Plastik-Fantastik. Auf der einen Seite erleben wir märchenhafte High Fantasy Landschaften, auf der anderen Seite wirken einige der Requisiten, wie Schwerter und Schilde, etwas künstlich und zu klobig. Der König in voller Gefechtsrüstung von Sturmwind, komplett silbrig glänzend, mit Löwenhelm und Juwelenbesetzt, wirkte für mich einfach pompös wie lächerlich, anstatt furchteinflößend und glaubwürdig.
- Die schauspielerische Leistung hatte ebenfalls Schatten- wie Sonnenseiten. Vikings-Star Travis Fimmel als Anduin Lothar und die vorzeigbare Paula Patton als Garona profitierten wenigstens noch von ihrem guten Aussehen. Alle anderen Rollen waren komplett austauschbar und im Fall von Dominic Cooper als König Llane Wrynn sogar unterirdisch. Man hatte mich vorgewarnt, aber eine derart steife und charismalose, geradezu alberne, Darstellung eines Staatsoberhaupts war so schockierend, dass sie fast schon wieder lustig war. Auf der anderen Seite haben mich die Orks total beeindruckt. Ihre bloße raumfordernde Screen-Präsenz wurde nur übertroffen vom tiefen Schmerz ins Durotans glänzenden Augen.
- Apropos Llane. Passend zum hölzernen Spiel des König Llane habe ich immer König LAME verstanden. Leider ziemlich passend. Überhaupt solltet ihr versuchen den Film auf Englisch zu schauen, denn sonst wird aus der bösen „Fel Magic“ schnell ein haariges Problem. Ich fühlte mich sehr an den HANS-Man erinnert, sobald jemand befürchtete „Oh nein, sie kontrollieren das Fell!“ Oder wenn jemand mit imposanter Brustbehaarung darüber klagte, dass sich das Fell seiner bemächtigt habe. Fun Faktor war das aber allemal.
- Fanservice hin und her: Einerseits werden an allen Ecken und Enden möglichst viele Game-Locations genannt, um auch ja das typische „da war ich schon mal mit meinem Charakter!“-Gefühl zu erzeugen, aber auf der anderen Seite geht es nur um Orks vs. Menschen. Der eingesperrte Draenei, sowie die paar Elfen und Zwerge, scheinen nur Alibi-mäßig eingebaut worden zu sein. Und kein Panda? Ich war untröstlich. Allerdings erinnerten mich die Antennenohren mit Leuchtaugen, namens Nachtelfen, sowie die aufgedunsenen Saufzwerge in diesen Szenen schmerzhaft daran, dass ich den Anime-artigen Stil von WoW immer schon „schwierig“ fand. Ein solches Aussehen funktioniert für mich nur in einem MMO oder einem Zeichentrickfilm, aber nicht in einem Realfilm. Geschmackssache.
- Oberflächlicher Augenschmaus an und aus: Als (ACHTUNG SPOILER FOLGT!!!) Durotan in einem unfairen und dramatischen Kampf gegen Guldan unterliegt, fühlte ich mich aufgewühlt und wollte Rache. Doch leider hatte demgegenüber der Tod von Lothars Sohn die emotionale Wirkung einer beim Waschen verloren gegangenen Tennissocke. „Oh nein, meine einziger Sohn! Komm schnell her, schnittige Halbork-Schnalle, damit ich mit dir rumlecken und vergessen kann!“
- Und dann die Kämpfe! Einerseits war ich von den Orks – und ich hatte im Vorfeld auf Grund ihrer CGI-Natur befürchtet diese könnten der Negativpunkt des Films sein – tief beeindruckt. Jeder Schlag mit überdimensionierter Faust, Keule, Axt oder Hammer in das Gesicht von Freund oder Feind war die pure Wonne! Dieses satte Klatschen und das zu Boden plumpsen oder mit rudernden Armen Wegfliegen – Herrlich! Aber auf der anderen Seite die Truppen von Sturmwind, die scheinbar mühelos in ihren Prunkharnischen, die eigentlich Tonnen wiegen sollten/müssten/könnten, auf ein Pferd springen und jeden Ork mit einem Stich töten können. Warum bitte hatten die Menschen auch nur den Hauch einer Chance gegen die Orks? Jeder 1 gegen 1-Kampf wirkt wie Hulk gegen Hänfling. Wie die Kämpfe und Schlachten abliefen ließen meinen Bullshit-Detektor einfach zu ohrenbetäubend klingeln.
Ich komme einfach mal zu meinem Fazit.
Trotz Berg- und Tal-Fahrt in Qualität des Films wurde ich gut unterhalten. Häufig wusste ich nicht, ob ich laut Regisseur nun lachen oder weinen sollte, weil vieles so inszeniert und „gewollt“ wirkte. Ich kann immer noch nicht sagen, ob die Lagerfeuerszene, in der plötzlich jeder von seiner mehr oder minder schwierigen Kindheit erzählte, nun ernst gemeint war oder nicht.
Der Film hat aber auf jeden Fall, vermutlich auch Vorlagen-bedingt, viele Alleinstellungsmerkmale, die ihm eine ganz eigene Ästhetik und Atmosphäre verleihen. Die Over the Top-Spellpower-Magic, die Wandschrank-Orks in Rüstungen aus toten Drachen und all die imposanten „Reittiere“ ergeben ein Gesamtbild, was zwischenzeitlich fast so ein Trash-Flair wie bei Krull oder Der dunkle Kristall aufkommen lässt. Wie oben erwähnt, könnte der Film nicht nur für WoW Spieler, sondern auch für „Connaisseure des Außergewöhnlichen“ einen gewissen Kultstatus bekommen.
Auf jeden Fall ist Warcraft einer dieser Filme, die man persönlich gesehen und durchlebt haben muss, um sich seine eigene Meinung zu bilden. Spaß wird er Fantasy Fans so oder so machen. Und wenn es auch nur durch das Sich-das-Maul-Zerreißen nach dem Film ist.