Tron Legacy Review – Leder, Neon und Ducati

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Da sich in mir ein studierter Philosoph und ein alberner Fantasy Freak in einer wollüstigen Symbiose vereinen, werde ich bei allen Filmen wuschig, die irgendwie mit Realitätswahrnehmung, anderen Dimensionen oder einfach der Frage „was ist real“? zu tun haben. So kommt es, dass Tron mich schon in Kindheitstagen völlig in seinen Bann zog und ich in letzter Zeit nach den vielversprechenden Trailern von Tron Legacy regelmäßig Schaum vor dem Mund hatte. Die Frage, ob ich nun von dem Film begeistert war oder nicht, kann ich mit einem ganz klaren JEIN beantworten.

SPOILER!

Die stylische Neon-Optik und der grandiose Soundtrack von DAFT PUNK haben mich natürlich von Anfang an begeistert. Die Kombination aus den feschen Girls in hautengen Lederoutfits und hochgesteckten 80er Frisuren und den elektronischen Spielhallen-Techno-Beats von Daftpunk haben mir kalte Schauer und die Spaceinvaders über den Rücken huschen lassen. Von Sound und Optik konnte man ja in den Trailern schon große Appetithappen zu sich nehmen. Doch irgendwie fehlte dem Film die grundlegende Fugenmasse, die alle coolen Elemente des Films hätte zusammenhalten sollen.

Wie auch der Original Tron von 1982 hat Tron Legacy seine Längen und man erinnert sich hinterher eigentlich nur noch an das Diskus Spiel und das Lightcycle Rennen. Beides ist natürlich grandios in Szene gesetzt, doch irgendwie will nicht so recht Spannung aufkommen. Das liegt vor allem an der Milchbacke Garrett Hedlund, der den Sohn des Grid-Erschaffers Kevin Flynn spielt (zuvor starb er als Patroclus in Troja). Der obercoole Teenager scheint zu keiner Zeit des Films zu denken, dass er in dem Computer Programm mit seinen mörderischen Spielen sein Ende finden könnte. Er ist durchweg die coole Sau, die immer richtig improvisiert und bei allem auch noch Spaß hat. Als er bei der Flucht zum Ausgang des Grids lachend und jubelnd auf die Verfolger schoss (eine Szene, die mich sehr an Luke und die Turmkanone des Milenium Falcon erinnert hat…“don’t get cocky!“) ist mir im Kino fast der Kragen geplatzt. Ein bisschen mehr Dramatik hätte wohl nicht geschadet.

Auch ein bisschen Humor hätte hier und da Wunder gewirkt. Als Sam für die Arena vorbereitet wird, indem ihm 4 Schönheiten mit Fingerlasern sprichwörtlich die Klamotten vom Leib schneiden, faselt er nur irgendeinen Blödsinn vor sich hin, anstatt einen coolen Machospruch zu bringen. Wenn der Hauptdarsteller schon immun gegen Angst ist, hätte man ihm wenigstens einen Han Solo auf die Zunge legen können. Das generelle Fehlen von Spannung, die sehr durchwachsenen schauspielerischen Leistungen und einige seltsame Handlungsschnitzer lassen Tron Legacy wie ein großes Fabergé-Ei wirken: Bunt und teuer, aber hohl.

Eigentlich schade, denn Jeff Bridges spielt seine Doppelrolle als Kevin Flynn und Gegenspieler Clu wirklich grandios. Hinzu kommt eine sexy Olivia Wilde als letzte Iso „Quorra“. Dass mich niemand missversteht: Man sollte diesen Film schon allein wegen seiner Optik und der wirklich passenden Daft Punk Mucke ansehen, doch ein wirklich rundes Erlebnis ist Tron Legacy leider nicht geworden. Mit Fanboy-Status müsste ich ihm 7 von 10 Punkten geben. Doch mit der mathematischen Nüchternheit eines Computerprogramms betrachtet kann ich den Film nur als knapp über durchschnittlich bewerten:

6 von 10 Neonstreifen

PS: Ist jemandem auch die penetrante Ducati Schleichwerbung auf den Zeiger gegangen?

Über Thilo (1197 Artikel)
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