War Star Trek: The Next Generation Mumpitz?
Achtung Spoiler zu Picard 1×04: “Unbedingte Offenheit” / “Absolute Candor”.
Neulich haben die Brutmutter und ich, ihr Bestäuber, die 4. Folge von Picard gesehen. Endlich nimmt die Serie die von Star Trek TNG gewohnte Fahrt auf. Und mit „Fahrt“ meine ich Warpgeschwindigkeit an Bord eines Raumschiffs. Ein Käpt’n braucht doch eine Brücke unter dem Hintern! Damit er endlich „Energie!“ sagen kann, bzw. „engage!“
Also bisher gefällt mir Picard außerordentlich gut, auch wenn Patrick Stewart sein 80. Lebensjahr schon ein wenig anzumerken ist. Doch der „Opa-Faktor“ wird von den Machern geschickt durch das Hinzufügen von schlagkräftigen Jungspünden aufgefangen. So darf sich neuerdings der Romulaner Elnor, eine Art Kung Fu-Legolas, an Picards zittriger Altersschwachheit kontrastieren; komplett mit Wuxia-Flying Dragon-Rübe runter-Action. Nice.
Aber wird all das jemals an die glorreiche goldene Zeit von Star Trek: The Next Generation heranreichen?
Da war doch alles makellos und wunderbar, oder?
Da romantisieren wir doch nichts hinein, oder?
Diese Gedankengänge brachten mich dazu, meine bessere Hälfte zu fragen, ob sie überhaupt jemals TNG gesehen hat:
Frau: Nö, ich habe TNG nie gesehen…
Ich: Nein? Ok, dann lass doch mal gucken.
Erste Folge läuft. Es ist eine Q-Folge.
Frau: WTF IS THIS TRASH FREAK SHIT?!
Schock schwere Not. Ich hatte nicht mehr auf dem Hauptschirm, dass Q gleich in der ersten Folge von TNG auftaucht und einen etwas fragwürdigen Ton für den Rest der (damals) neuen Star Trek-Serie angibt. Auch nachdem ich meiner Frau erklärt hatte, was es mit diesem Trickster-Gott auf sich hat, wollte sich die Verwirrung in ihrem Blick nicht mehr völlig verflüchtigen.
Aber war das wirklich nur die Schuld von Q?
Oder gab es in der Folge mit den gestaltwandelnden Weltraum-Riesenquallen vielleicht noch andere „Albernheiten“?
Die neue Enterprise zu Beginn ihrer Entdeckungsreise gleich mit einer unaussprechlichen und allmächtigen Lebensform kollidieren zu lassen, halte ich rückblickend für mehr als gewagt. 1987 war das Publikum bestimmt noch nicht bereit für Freak-Space-Adventures der Marke Lexx – The Dark Zone (1997).
Wenn die Willkür von Q nur die einzige „Albernheit“ an der ersten Folge gewesen wäre…
Ein paar Beispiele:
Riker wird das erste Mal an Bord seines neuen Arbeitsplatzes gebeamt und Picard würdigt ihn keines Blickes. Die aufgeklärte Föderation. Erstmal Balzgehabe.
Damit der Depp gleich weiß, wie der Hase hoppelt, lässt Picard ihn zu Beginn ihrer ersten wichtigen Mission erstmal ein unnötig riskantes Manöver durchführen. Er soll die abgekoppelte Untertassensektion des Schiffs „manuell“ wieder ankoppeln. Was sich dann so darstellt, dass Riker absurd ungenaue Kommandos gibt, die die anderen Crewmitglieder mit Hilfe des Computers korrigieren und umsetzen. Was hat das mit „manuell“ zu tun? Aber Hauptsache der noch jugendlich glattrasierte Riker muss erstmal ins kalte, naja vielleicht lauwarme, Wasser.
Und wie konnte überhaupt bei Warp 9,7 die Untertassensektion abgekoppelt werden und mit dem Rest des Schiffes mithalten? So ohne Warp-Gondeln? Was verstehe ich da nicht?
Und dann wäre da noch die erotisch-empathisch stöhnende Deanna Troi, die ständig von Gefühlen gebeutelt zu Boden sinkt, bis endlich Rikers starke Hand ihre Schulter drückt.
Oder wie wäre es mit den aufwändigen und glaubwürdigen Spezialeffekten? Da ballert eine Raumschiff-Qualle auf offensichtlich verlassene Ruinen, was Data und Riker gleich abertausende von Toten befürchten lässt. Wo? Wo sollen die sein?
Sprechen wir auch mal über die Professionalität der Crew des modernsten Raumschiffs der Föderation. „Farpoint Station… unser Ziel klingt irgendwie langweilig“, gibt da jemand ungefragt auf der Brücke zum Besten. Was ich da als Ranghöherer geantwortet hätte? Ähm, ja danke für ihren Kommentar. Wenn ihnen hier alles zu langweilig ist, können ihnen vielleicht die Nippel-Klemmen im Folterstudio auf dem Holodeck die Zeit bis zur Ankunft versüßen?
Aber gut, bei 178 Episoden musste und konnte sich die Serie natürlich noch finden. Erst mit eingespielter und untereinander warm gewordener Crew läuft der Warp-Antrieb rund – das war ja eigentlich bei jeder Star Trek-Serie so. Aber ein wenig hatte ich TNG schon romantisiert. Denn ganz so weit schienen Picard, Data und Riker auch nicht von Shirtless Kirk, Spock und Pille entfernt gewesen zu sein…
Deswegen haben wir nach der ersten Folge TNG auf Youtube noch ein paar Episoden Sinnlos in Weltall geguckt. Nur zur Sicherheit, Junge. Damit wir auf Q und TNG klarkamen.