Star Trek: Picard – Richtige Mischung aus Nostalgie und neuen Abenteuern

Star Trek: Picard © CBS All Access / Amazon Prime Video

Eins muss sofort vom Tisch. Ich bin kein Mega-Trekkie.

Zwar mag ich die „Hard Science Fiction“ von Star Trek fast genauso gerne wie die eher märchenhafte „Science Fantasy“ von Star Wars, doch ich bin weit davon entfernt als Experte der Föderation durchzugehen.

Herrje, ich habe ja noch nicht mal alle Star Trek-Folgen gesehen, die in den unendlichen Weiten des Weltraums umherdriften!

Ja, jetzt ist es raus. Liegt vor allem daran, dass ich die stationäre Weltraum-Soap Star Trek: Deep Space Nine damals immer eher langweilig fand und deshalb kaum verfolgt habe. Star Trek: Enterprise mit Jonathan Archer als Käpt’n ist die einzige Star Trek-Serie, die ich lückenlos inhaliert habe. Kurz gefolgt von Star Trek TNG und Voyager, von denen mir jeweils ein paar Folgen fehlen. Glaube ich zumindest. Damals gab es ja noch keine Streaming Dienste und man musste bei der Ausstrahlung im Fernsehen einfach dran bleiben. Oder sich teure Komplettboxen auf DVD leisten.

Meine kleine Review zu Star Trek: Picard ist also aus Sicht eines medium prächtig geschulten Trekkies geschrieben. Deal with it. Wem angesichts von so viel blutigem Dilettantismus jetzt schon die Tribbles aus allen Ritzen quellen, der kann ja gerne weiter surfen. Zu unbekannten Ufern. In den unendlichen Weiten des Netzes.

SPOILER AB HIER!

Star Trek: Picard holt mich gekonnt mit Blade Runner ab

Star Trek: Picard © CBS All Access / Amazon Prime Video

Nachdem mich Star Trek: Discovery früh mit unglaubwürdigem Quatsch wegeekelt hatte, war ich vollkommen aus dem Häuschen, als ich hörte, dass der einzig wahre Star Trek-Käpt’n, Jean-Luc Picard, mit einer eigenen und nach ihm benannten Serie zurückkehren würde.

Star Trek: Picard spielt ca. 20 Jahre nach dem Kinofilm Star Trek: Nemesis. Die Sternenflotte ist plötzlich nicht mehr nur der Wohlfühlverein im goldenen Zeitalter der Menschheit, sondern offenbart kleingeistige Schattenseiten. Da möchte die Föderation doch tatsächlich gerne die von einer Supernova entheimateten romulanischen Flüchtlinge in der Kälte (des Alls) stehen lassen. Das sind doch fiese Feinde!

Gleichzeitig wurden synthetische Lebensformen, die den Mars attackiert haben, verboten und deren Produktion zunächst auf Eis gelegt.

Das alles geht unserem Lieblings-Tee-Schlürfer, Jean-Luc, gehörig gegen den Strich, weswegen er sich auf sein idyllisches Weingut in Frankreich verkrochen hat. (wo ihm aber durch Alpträume und Langeweile schnell das Weinfass überläuft…)

Natürlich sehe ich hier gewisse Parallelen zu einer ganz realen Weltmacht, die sich nicht gerade in Bezug auf Fremdenfreundlichkeit hervor getan hat. Doch eingebettet in das 24. Jahrhundert, bekommen diese politischen Wirrungen vielschichtige Implikationen und bilden einen spannenden Kern für die Serie.

Besonders die Revolution der synthetischen Menschen hat mir sehr angenehme Blade Runner-Vibes beschert. Der gesamte Erzählstrang um Data, seine Nachkommen und die Frage, inwiefern Androiden eigene Individuen oder Eigentum der Föderation sind, finde ich als KI-Fanatiker und –Phobiker mega spannend.

Was ich dabei nur nicht ganz verstanden habe: Warum sollte es unmöglich oder zumindest sehr schwer sein, einen Androiden aus Fleisch herzustellen?

Entsteht nicht in jedem Holodeck temporär Materie? Auch Menschen aus Fleisch und Blut? Ich finde es immer schwierig im Star Trek-Zeitalter, in dem bereits Wunscherfüllung auf Knopfdruck realisiert wurde, irgendetwas als „schwierig“ einzustufen. Aber die Hardcore-Kenner der Star Trek-Welt dürfen mich gerne freundlich aber bestimmt in den Kommentaren erleuchten. 😀

Ansonsten war die erste Folge Star Trek: Picard für mich die richtige Mischung aus Nostalgie und neuen Abenteuern.

Unsere wohl erzogene und hoch gebildete Admirals-Fleischmütze spielt Poker gegen Data, zapft sich einen altersbedingt entkoffeinierten Earl Grey und nennt seinen französisch bellenden Hund Nr.1. Das lässt tief blicken. Gleichzeitig wird er schon in haarsträubende Action-Sequenzen hineingezogen und darf mit Wissenschaftlern über KI philosophieren.

Auch optisch gefällt mir der Kontrast zu dem Weingut-Idyll und den fliegenden Autos vor der Skyline der Stadt von Morgen.

Auf Grundlage der KI-Thematik und dem Hintergrund einer kommenden Auseinandersetzung mit dem romulanischen Erzfeind reibe ich mir doch sehr vergnügt die Hände, wenn ich an den Rest der Staffel denke.

Der einzige Wehrmutstropfen an Star Trek: Picard ist eigentlich, dass wir im Binge-Zeitalter noch mal auf die 80er runtergedrosselt werden und nun immer unglaubliche SIEBEN TAGE auf die nächste Folge warten müssen. Aber vielleicht macht uns das noch mal demütiger und nachdenklicher. Vielleicht tut es gut bei einer Serie über KI und eine mögliche Zukunft der Menschheit nach jeder Injektion Zeit zum Verdauen zu haben.

Über Thilo (1200 Artikel)
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