Ant-Man and the Wasp ist Fun aber kein Quantensprung

7 von 10 Quanten-Querelen

Ant-Man and the Wasp folgt der Erfolgsformel des amüsanten Ant-Man und liefert erneut liebenswerte Charaktere, jede Menge Witze – wenn auch lange nicht so bekloppt und dicht gedrängt wie bei Deadpool 2 – und haarsträubende Einblicke in die Welt sehr kleiner Menschen. Apropos: Jörg, wenn Du das hier liest, schade, dass der bezahlte Sitz rechts neben mir leer geblieben ist. Hättest ja wenigstens Bescheid sagen können, wenn Du nicht kommst… höhöhö…

Anyhow… der Film ist in vielerlei Hinsicht genau das, was man braucht, wenn draußen vor dem Kino die 30 Grad-Marke geknackt wurde: Lockerleichte Sommerunterhaltung mit tollen Effekten, aber ohne viel Drama oder Tiefgang.

Allerdings ist es schon ironisch, dass ein Film wie Ant-Man and the Wasp, der in die tiefsten Tiefen der Quantenebene vordringt, wenig „Tiefgang“ besitzt. Einerseits ist das natürlich gar nicht schlecht. So verhältnismäßig kurz nach Infinity War wäre es vermutlich töricht zu versuchen dem Oberschurken Thanos auch nur irgendeine Art von Bösewicht entgegen zu setzen. Trotzdem fehlte mir etwas die ernstzunehmende Bedrohung im Film. Hannah John-Kamen, die im hautengen Schrumpfkostüm mindestens genauso sexy ist wie Evangeline Lilly, macht ihren Job als Gegenspielerin Ghost zwar passabel, nur ist sie eben kein richtiger Marvel-Bösewicht. Der fehlt in Ant-Man and the Wasp genauso wie die sogenannten „High Stakes“, die uns wirklich mitfiebern lassen.

Doch stattdessen geht es „nur“ darum jemanden aus dem Quantenuniversum zu befreien, dessen Laune nach so vielen Jahren in verstörender Einsamkeit am Siedepunkt sein müsste. Auch das ist nach einer epischen Schlacht wie Infinity War mal eine willkommene Abwechslung, doch ich hätte mir zumindest etwas mehr Nachvollziehbarkeit gewünscht. Aber vielleicht ziele ich für ein Mainstream-Publikum auch zu hoch, wenn ich sage, dass mich die Ungereimtheiten der dargestellten Quantenphysik ein wenig gestört haben. Ich muss für mich verbuchen, dass die Drehbuchschreiber das Konzept der „Quantenebene“ nicht ganz verstanden haben, wenn sie in einem unendlichen Feld nach festen Koordinaten suchen; und das dann auch noch mithilfe von lustigen Metalldreiecken, die sich an einer mystischen Maschine so lange drehen, bis sie die Person in der Quantenebene gefunden haben. Ja ne, ist klar. Gleichzeitig reden sie jedoch von „Entanglement“, bzw. Quantenverschränkung, die ja nahe legt, dass alles mit allem verbunden ist und Ortsangaben ohnehin keine Rolle spielen.

Naja egal, ist eben das Marvel-Quantenuniversum. Fair enough.

Aber vom Quantenquark und der fehlenden Katastrophe, inklusive fiesem Bösewicht, mal abgesehen, ist Ant-Man and the Wasp wirklich ein solider Spaß, der nichts neu erfindet, aber für Marvel-Jünger wieder den bekannt saftigen Burger abliefert. Der besteht in erster Linie aus zwei Zutaten:

Spezialeffekte und Ideenreichtum:

Wie hier mal wieder mit Mikro- und Makrokosmos gespielt wird, macht einfach Bock. Wenn Autos zu Spielzeugautos werden und umgekehrt, dann erwacht in mir das glucksende Spielkind. Überhaupt hat man tief in die Trickkiste gegriffen und es mangelt nicht an guten Ideen, was man alles schrumpfen oder, im Verhältnis, zu Godzilla-Ausmaßen aufpumpen kann. Allein das macht den Film zu einer Empfehlung für die ganze Familie. Auch wenn geile Optik und Effekte für Marvel sicherlich mittlerweile nichts Besonderes mehr sind. Ich nehme allerdings auch mal an, dass die in ihren Special Effect-Schmieden nicht nur mit Paint, Knetgummimännchen oder Software wie dem Movavi Screen Capture Studio arbeiten…

Die Chemie der Charaktere:

Evangeline Lilly ist einfach genial als Wasp und löst irgendwie Paul Rudd als Hauptheld des Films ab.

Eine Tatsache, die alle da draußen freuen wird, die von morgens bis abends nach mehr und stärkeren weiblichen Hauptrollen schreien. The Wasp ist erfreulicherweise aber auch ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man eine Frau stark und badass darstellen kann, ohne gleichzeitig andere abwerten zu müssen. Im Gegenteil: In der sympathischen Duo-Konstellation darf der Ant-Man auch mal Schwäche zeigen und Fehler machen, ohne deswegen neben Wasp unterlegen oder „unmännlich“ rüberzukommen. Der ständig vom Pärchen-Vibe genervte Michael Douglas ist bei der Chemie der Charaktere das Tüpfelchen auf dem „i“.

Abschließend möchte ich nur noch sagen, dass ich mich jedes Mal wieder über euch totlache, ihr Pappnasen! Ja, ich rede mit euch, ihr „Sofort-Flüchter“. Nach welchem Marvelfilm kam den bitte nicht mindestens eine After Credits Scene?

In diesem Fall ist aber nur die erste von zweien wichtigauch wenn sie zu erwarten war. Die zweite hingegen ist völlig überflüssiger und beliebiger Lückenfüller. Schade eigentlich, denn bei Guardians of the Galaxy 2 wurde uns ja schon bewiesen, dass selbst von 5 After Credits Scenes nicht eine langweilig oder überflüssig sein muss.

7 von 10 von mir, da ich den ersten Teil doch eine Ecke besser fand.

Über Thilo (1210 Artikel)
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