Deadpool 2 – If I could turn back time!
9 von 10 Fallschirmen
…dann würde ich Deadpool 2 sofort nochmal gucken.
Gestern hatte ich meinen Knackarsch in enger Jeans in einen Kinosessel gequetscht, um mir Deadpool 2 sanft mit Dolby Atmos ins Gehirn massieren zu lassen. Und es war furchtbar.
Ich war blöd genug, mir das „Deadpool 2-Menü“ zu gönnen, einen 10-Kilo-Eimer Popcorn mit 10 Hektoliter Cola. Leider hatte ich vergessen, wie abgrundtief böse Popcorn ist. Wie es da so leicht und locker in der Tüte raschelt und Dir „mümmle mich, bis ich Dir aus allen Ritzen quille“ entgegen flüstert. Und genau das machst Du dann natürlich auch. Mit robotischen Bewegungen, als hättest Du eben in der Warteschlange noch einen zigarrendicken Joint geraucht. Schaufel um Schaufel süße Mais-Pappe verklebt Dir die Gedärme und langsam wird Dir bewusst, dass Deine Bio-Werte vermutlich schon im roten Bereich blinken. Und noch bevor der eigentliche Film überhaupt anfängt, hast Du den weißen Alptraum schon aufgegessen, wobei mindestens ein Viertel des Popcorns noch an Dir klebt; auf Deinem Shirt, in Deinen Haaren, in Deiner Unterhose… Doch der Deadpool 2-Popcorn-Container war erst zur Hälfte durchgestanden, als sich ein erster Würgereiz beim Schlingen einstellte. Den hätte ich mal bei The Last Jedi gebraucht. Dann hätte ich mit einem Schalldämpfer aus erbrochenem Popcorn mein gequältes Wimmern unterdrücken können.
Oh, ich glaube, ich schweife etwas ab. Zum eigentlichen Film: Deadpool 2 war Granate!
Hatte ich mich beim ersten Teil von Deadpool schon schlapp gelacht, hat diesmal die gackernde Hühnerscheiße definitiv den Ventilator getroffen. Es gab zwei Szenen im Film, die so gnadenlos albern waren, dass ich das erste Mal in meinem Leben fürchtete vor Lachen zu ersticken. Welcher Film kann das sonst von sich behaupten? Ich glaube, es ist nicht vollkommen an schrumpeliger Söldnerglatze herbeigezogen, wenn ich sage, dass Ryan Reynolds für Deadpool geboren wurde.
Dabei war die eigentliche Handlung des Films viel abstruser und ganz anders, als ich es erwartet hätte. Teilweise auch mit recht düsteren Tönen und ernsten Themen gespickt, die jedoch, wie schon im ersten Teil, nur dazu dienten die alberne und humorvolle Seite des Films gnadenlos zu kontrastieren, wie dunkelrotes Blut auf einer leuchtend weißen Eisfläche.
Ja, Deadpool ist wahrlich das B-Movie unter den Superheldenfilmen. Und damit hat sich Ryan Reynolds eine unverkennbare Nische im Marvel-Universum gesichert.
Der infantile, oft schwarze Untenrum-Humor, die ausufernde Gewalt und überhaupt der ganze Cocktail aus Perversitäten und Adult-Material ist in seiner trashigen Gesamterscheinung sicherlich nicht jedermanns Braten. Aber es ist eines ganz sicher: Unverkennbar. Und für einen kranken Kindskopf wie mich das rote… äh Gelbe vom Hoden… Ei, meine ich.
Im Grunde bekommen wir in Deadpool 2 einfach mehr von dem, was wir schon im ersten Teil zu schätzen wussten: 4th Wall Breaking, Selbstironie, Anspielungen, Seitenhiebe und einen Dopinder, der nie geisteskranker war. Karma is a bitch.
Für mich war es eine ungezogene Freude Deadpool zuzuhören, wie er nicht nur im Dauerfeuermodus Avenger-Anspielungen und andere Filmvergleiche rausballert, sondern auch gnadenlos alles veräppelt, was nicht bei drei auf den Bäumen im Garten der Social Justice Warriors ist: Die dieser Tage teilweise bis ins Groteske übersteigerte Feminismus-Debatte, die Gehversuche eines düsteren DC-Universums oder auch mal die eigene filmische Vergangenheit.
Deadpool 2, war sicherlich kein perfekter Film – deswegen von mir, wie auch schon beim ersten Teil 9 von 10 Punkten – doch die schiere Masse an Gags, die es geschafft hat, dass ich mich fast heiser gelacht habe, rechtfertigt eine hohe Bewertung.
Einzig die deutsche Variante, die ich mir gestern angeschaut habe, dürfte ein herber Dämpfer für Logik, Güte und Humor sein. Mir sind so viele Szenen aufgefallen, die im englischen Trailer Sinn gemacht haben, in der deutschen Kinofassung jedoch einfach schlecht übersetzt wurden. Nur ein Beispiel:
Deadpool (als er Domino zuruft, dass sie Cable stoppen soll): „Use all your imaginary powers“. Ein klare Anspielung auf Dominos Glück, das Deadpool für keine richtige Superkraft hält. Wäre also zu übersetzen mit „Nutze all Deine imaginären/eingebildeten Kräfte“. Stattdessen sagt er auf Deutsch: „Nutze Deine gesamte Vorstellungskraft.“ Oh Mann…
Deswegen muss ich den Film unbedingt nochmal im Original sehen. Doch es ist sicher schon ein Lob, wenn selbst die deutsche Variante mich überzeugen konnte.
Und bleibt selbstverständlich bis zu BITTEREN Ende sitzen! Zwei Abspannszenen warten auf euch, von denen die zweite die witzigste und mit Abstand Beste der Filmgeschichte ist. Und selbst danach erwartet euch noch ein Song, der mich kichernd aus dem Kino tippeln ließ.
Also, ich bin bereit für Deadpool 3-10.
X-Force 4-EVAR! <3