Das Mad Max-Debakel und warum die Oscars 2016 wie immer ein Witz waren
Gerade auf io9 einen treffenden Artikel zur Mad Max-Frechheit gelesen. Wie es scheint, wurden George Millers Meisterwerk immerhin 6 Alibi-Oscars verliehen, um nicht vom aufgebrachten Mob mit Fackeln und Mistgabeln gelyncht zu werden: Film Editing, Costume Design, Makeup, Sound Editing, Sound Mixing und Production design. Das ist ja ganz nett…
Doch als Best Director wurde George Miller natürlich nicht gewürdigt, nur weil er nach unfassbaren Hürden in der Wüste von Namibia einen kleinen Fahrzeugkrieg veranstaltet hat, der in der Geschichte des Films seines Gleichen sucht. Dementsprechend wurde das zum Leben erwecke Gemälde einer motorisierten Hölle von Hieronymus Bosch auch nicht mit dem Best Picture ausgezeichnet. Warum auch?
Ok, es gibt ja auch noch andere gute Filme und es kann nicht jeder gewinnen, aber das Beste ist: Diese großteilig ohne CGI, dafür aber mit Herzblut und hingebungsvoller Handwerkskunst produzierte Offenbarung eines Films muss den Oscar für Visual Effects an das durchsichtige Robotermädchen von Ex Machina abreten.
W.T.F.?
Niemand bestreitet, dass Ava gut gemacht war und, unterstrichen durch die Schauspielkunst der Darstellerin, sehr glaubwürdig rüber kam (wofür es übrigens einen eigenen Oscar gibt), doch was muss ein Regisseur dieser Tage denn noch abziehen, um für einen VE-Oscar in Frage zu kommen bzw. ihn gerechtfertigt zu gewinnen?
Aber wahrscheinlich ist es mit dem Endzeit Genre so, wie es vor der Herr der Ringe-Verfilmung mit dem Fantasy Genre war: Es ist zu “trivial” oder “trashig”, um von der aufgeblasenen, selbsternannten Jury aus Mainstream-Holzköpfen als “würdig” genug anerkannt zu werden. So viel starrköpfige und primatenhafte Konditionierung erinnert mich analog dazu an die Möchtegernexperten, die Computerspiele immer noch nicht als Kunst anerkennen wollen. Denn es hat sich eben etabliert, dass jemand Kunst erschafft, wenn ihm der Darm auf einem weißen Blatt Papier entgleist. Ich finde es wirklich bedauerlich, dass Leute, die ein Meisterwerk auch dann nicht erkennen, wenn es ihnen mit der brachialen Gewalt eines nicht computergenerierten Wüstensturms aus Feuer, Blut und Benzin auf den Kopf geschmettert wird, die Entscheidungsgewalt bei den Academy Awards haben. Aber letztlich passt das ja gut zum Rest unserer schönen Welt: Ein Klub aus „Elite-Menschen“, deren Berechtigungsausweis von der breiten Masse schon lange nicht mehr in Frage gestellt wird, obwohl er schon seit Urzeiten abgelaufen ist, macht die Regeln.
Ich frage mich nur, warum sich namhafte Schauspieler immer noch einen feuchten Dreck um den goldenen Ritter der Ivory League scheren? Vermutlich, weil das goldene Phallussymbol sich einfach so gut im Regal macht und von der Weltpolizei persönlich verliehen wird. Geiler wäre eben nur noch ein Orden vom Green Lantern Corps persönlich. Aber das existiert ja leider auch, wie die Objektivität der Oscar Jury, nur auf dem Papier…
Vermutlich reicht nur ein atemberaubender Mad Max einfach nicht, um als bester Film gewürdigt zu werden. Herr der Ringe musste sich ja auch erst mal durch ein Mordor von Alibi-Oscars zu dem „einen Oscar“ durchkämpfen. Dass Peter Jackson einen als unverfilmbar geltenes Werk mit großem Erfolg verfilmt hatte, ließ die Oscar-Heinis natürlich erst mal kalt. Ich nehme also mal an, dass dementsprechend auch Mad Max, einem Menderes der Endzeitfilme gleich, erst noch mindestens einmal zum Recall antanzen müsste.
Das wäre aber zeitlich noch vertretbar, wenn wir bedenken, dass Leonardo DiCaprio nach unzähligen Oscar-würdigen Rollen geschmeidige 20 Jahre auf seinen Oscar warten musste. Das ist ja fast so schlimm wie mit den Trabis in der ehemaligen DDR.
Oder, um es mit io9 zu sagen: Being angry at the Oscars is a pointless endeavor, since it’s an essentially pointless show. Eine derart global gefeierte Veranstaltung, die mit ihrer Zulassungsprozedur dafür Sorge trägt, dass die Siegerlisten in der Regel von US-Produktionen dominiert werden, sollten wir vielleicht einfach nicht mehr einschalten.
Just saying.