Avengers: Infinity War setzt Marvel die Krone auf
10 von 10 Mad Titans
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ZERO, KEINE, NULL SPOILER – Ich bin doch nicht bekloppt!
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Ich weiß noch, als wäre 2012 gestern gewesen, als ich mit depressiver Stimmung in den ersten Avengers Film gegangen bin. Aus privaten Gründen ging es mir nicht berauschend und ich brütete düster in meinem Kinosessel vor mich hin. Doch dann passierte etwas, für mich, Unglaubliches:
Avengers wirkte wie ein intravenös verabreichtes Antidepressivum und es ging mir schlagartig besser. Der Film war einfach so dermaßen unterhaltsam und durch die geilen Helden so leichtherzig, dass meine dunklen Wolken von Thors Blitzen nur so aus dem Äther geblasen wurden. Der Mut und der Teamgeist im Film erfüllten meine Seele und gaben mir Hoffnung und Kraft mich nicht von den Schattenseiten des Lebens fertig machen zu lassen.
An diesem Tag entstand die große Dankbarkeit, die ich für Marvel empfinde. Diese tiefe Liebe, die den Menschen gilt, die Technologie, Skripte, Schauspieler und Humor zu erstklassigem Superheldenkino verbinden und uns gesegnete Stunden schenken, in denen unsere Alltagsprobleme kurz wie weggeblasen scheinen.
Und nun hat Marvel es erneut geschafft mich für zweieinhalb Stunden vollkommen in ihren Bann zu ziehen. Teilweise so sehr, dass ich sprichwörtlich mit offenem Mund da saß; was ich erst bemerkte, als ich mir meiner trockenen Zunge bewusst wurde. Mit Avengers Inifinity War haben die Marvellösen ihrem bisherigen Schaffen von 16 grandiosen Filmen die vorläufige Krone aufgesetzt.
Ich bin mir nicht sicher, ob Infinity War meinen absoluten Lieblingsfilm von Marvel, den 80er-Jahre Acid Trip des vergnüglichen Wahnsinns, Thor Ragnarok, vom Thron stoßen kann, aber er ist mindestens genauso gut. Er unterhält auf andere, für Marvel teilweise ungewöhnlich düstere Art, ohne jedoch den typischen Humor auf der Strecke zu lassen. Spätestens, wenn mit cooler Musik die Guardians of the Galaxy zu den Avengers stoßen, ist Humor und „Dance Off-Leichtherzigkeit“ nicht mehr zu unterdrücken.
Aber was macht denn jetzt Avengers: Infinity War so glorreich?
Um Spoiler jeglicher Art zu vermeiden, will ich jetzt gar nicht erst einen verzückten Roman schreiben, sondern nur kurz meine Hauptpunkte des Lobes auflisten:
WE ARE GROOT: Ich hatte im Vorfeld die Befürchtung, dass sich im Infinity War einfach zu viele Superhelden auf engstem Raum knubbeln und so für einen synaptischen Overkill beim Zuschauer sorgen. Doch Hut ab, wie die Macher hier alle unter einen Hut bekommen haben, ohne dass es nervt oder zu viel wird. Das liegt natürlich auch daran, dass uns in 16 Filmen, von denen keiner wirklich schlecht war, restlos alle Charaktere ans Herz gewachsen sind. Es ist einfach geil die Großfamilie in einem Film vereint zu sehen.
SPACE: Gefühlte fünftausend Helden an nur einem Schauplatz gegen Thanos anrennen zu sehen, wie die Avengers gegen die Aliens in New York, wäre natürlich Humbug und besagter Overkill gewesen. Stattdessen tragen kleinere Grüppchen an verschiedenen, abgefahrenen Orten des Universums zum Puzzle bei und nehmen uns dabei mit auf eine abenteuerliche und abwechslungsreiche Reise. Hut ab, Marvel. Für mich habt ihr nahezu perfekt mit Personen und Orten jongliert, ohne den Überblick zu verlieren.
AWESOME LASERPOWER: Wie leicht hätte die Action langweilig werden können! Immerhin haben wir nun schon etliche Jahre Superheldenaction hinter uns. Doch ich kann euch versichern, dass euch ebenfalls der Mund offen stehen wird. Was hier über den Bildschirm zuckt, toppt nochmal alles bisher da gewesene und unterstreicht auf gekonnte Weise das Arsenal jedes einzelnen Avengers; häufig auch in geilen Tagteam-Manövern mit anderen Helden, die einfach Spaß machen.
THE FEELS: Omg. Wer bei diesem Film ruhig bleiben kann, ist innerlich tot. Das Schicksal des Universums und das Leben aller stehen auf dem Spiel. Ich meine, mehr All-in geht kaum.
Doch das Wichtigste zum Schluss…
THANOS, THE MAD TITAN: Ich vertrete ja die Ansicht, das ein Werk – egal, ob Film, Buch oder Spiel – oftmals nur so gut sein kann wie sein Bösewicht. Und Heidewitzka, war Thanos EPISCH! Marvel hat verstanden, wie man durch den Big Bad Boss Spannung erzeugt und ein Gefühl der kontinuierlichen Bedrohung schafft. Etwas, das DC, mit ihrem verwaschenen Spezialeffekt, dem lächerlichen Abziehbild aus dem Kaugummiautomaten, Steppenwolf, noch lernen müssen. Das Kinn des Grauens ist in Infinity Wars nicht mehr nur ein Lila Josh Brolin, der gelangweilt auf einem Thron sitzt. Wir lernen Thanos‘ Beweggründe, seine Gefühle und Gefolgsleute kennen. Er ist ein Wesen von grenzenloser Macht, das nicht nur hirnlos zerstören, sondern die für ihn wichtigen Ziele im Universum durchsetzen will. Mir fehlte da allerdings noch eine wichtige Komponente aus den Comics, die aber natürlich im zweiten Teil von Infinity War noch kommen kann.
Womit wir dann auch beim einzigen, winzigen Wehrmutstropfen des Films wären: Es ist – und das schienen viele schockierte Zuschauer gestern im Kino vergessen zu haben – nur der erste von zwei Teilen!
So wunderbar ätherisch-mystisch ich das Ende auch fand, so relativ ist es aber auch. Denn eine Schlacht wurde geschlagen, doch der Krieg ist ja noch nicht vorbei.
Also, um nicht doch noch versehentlich einen Spoiler hoch zu würgen: GEILGEILGEIL. Ich hätte nicht gedacht, dass mich die Avengers nochmal so vom Melkschemel lasern/zaubern/fisten könnten.
Bleibt selbstredend für die Post Credits Scene sitzen! Diesmal leider nur eine. Die zweite hat es nicht geschafft.