Lost in Space Staffel 1 – Killerroboter sucht festen Freund
Seit Stranger Things funktioniert Retro-Charme für Netflix ja bekanntlich ganz hervorragend. Kein Wunder also, dass der Streaming Gigant mehr Formate dieser Art von Omas Dachboden holt, abstaubt und auf Hochglanz poliert.
Aber haben wir es bei der neuen Version von Lost in Space wirklich mit „Hochglanz“ zu tun?
Und was ist überhaupt das Ausgangsmaterial? Hätte Netflix da vielleicht lieber auf Oma hören und in ihrer Abwesenheit nicht heimlich auf dem Dachboden spielen sollen?
Dazu muss ich zunächst sagen, dass ich die Ursprungsserie von Lost in Space aus den 60ern nie gesehen habe. Und da sich mein Bedürfnis nach Vintage-Frisuren und Robotern, die wie eine Mischung aus Staubsauger und Nachtischlampe aussehen, in Grenzen hält, habe ich diese Bildungslücke auch nie geschlossen.
Bei Lost in Space erinnere ich mich nur an den Kinofilm von 1998 mit Gary Oldman, Friends-Matt Leblanc und einer jungen Heather Graham, die mein jüngeres Ich unnötig erotisierte. Und an das catchy Theme.
Nun habe ich mir die erste Staffel vom Remake reingezogen und bin eigentlich ganz angetan.
Die Macher haben das Grundkonzept der Serie nämlich glücklicherweise auf den Kopf gestellt und damit für einiges an Spannung gesorgt: Familie Robinson fliegt nicht mehr freiwillig ins Weltall, um neue Welten zu entdecken, sondern sie flieht zusammen mit anderen Raumfahrern von einer nicht mehr bewohnbaren Erde zum Sternensystem Alpha Centauri, wo sie den Grundstein für eine neue menschliche Zivilisation legen soll.
Doch natürlich geht durch einen Zwischenfall das Mutterschiff hops und die Familien müssen auf einem fremden Planeten notlanden, der schlappe 1000 Lichtjahre vom Kurs liegt.
Zunächst ist die Freude groß, weil der Planet eine Atmosphäre hat, die sich atmen lässt, und damit ebenfalls als neues Zuhause dienen könnte. Doch ich verrate glaube ich nicht zu viel, wenn ich sage, dass auch diese Freude zeitlich begrenzt ist.
Und zu allem Überfluss ist ständig ein Familienmitglied der Robinsons in akuter Lebensgefahr, was als Baseline der Serie, doch einen gewissen dramatischen Akzent setzt. Das neue Lost in Space ist kein „Adventure“, sondern ein „Survival Game“.
So richtig interessant wird es aber erst, als der jüngste Spross der Familie ein Alien-Raumschiff findet und einen freundlichen Killerroboter mit nach Hause bringt. Ab diesem Zeitpunkt entsteht ein guter Teil der Spannung aus der Tatsache, dass die Robinsons einerseits auf den körperlich und technologisch überlegenen Roboter angewiesen sind, andererseits jedoch ständig die Befürchtung haben, dass der WALL-E einen Error haben und ihren Sohn in Stücke reißen könnte. Immerhin wechselt der Roboter seine Gesichtsmonitorfarbe von Jedi-Blau auf Sith-Rot wenn ihm die Sicherung rausfliegt. Nicht, dass dann noch genug Zeit wäre sich einen Plan gegen den Terminator einfallen zu lassen…
Also, insgesamt hat mir diese ganze Space Survival-Kiste recht gut gefallen, weil es durch ständige Kurswechsel in der Story und in den Personenkonstellationen nie langweilig wurde. Etwas genervt hat mich manchmal nur die ach-so-perfekte Familie Robinson. Wenn Will Robinson mal wieder mega naiv ist, die Mutter zur Helikopter-Mama wird oder der Vater seine Lebensweisheiten vom Stapel lässt, musste ich schon hier und da die Augen verdrehen. Ich denke, selbst bereits Vater (oder Mutter) zu sein, hilft bei der Serie ungemein. Allerdings nicht bei der rothaarigen Pipi-Langstrumpftochter, Penny Robinson, die so neunmalklug, dreist und vorwitzig ist, dass ich sie manchmal gerne in einer defekten Raumschifftür hätte verenden sehen wollen. SQUISH!
Dafür ist auf der Seite der „Gegenspieler“ die Hochstaplerin Dr. Zachary Smith (Parker Posey) herrlich creepy und unterhaltsam. Auch ihr wollte ich ständig die Fresse einschlagen. But in a good way.
Natürlich endet die Staffel mit einem Cliffhanger von Cthulhu-Größe, der dem Namen der Serie alle Ehre macht. Falls noch eine Staffel kommt, werde ich sicher nochmal reinschalten.