AVP2 – Kampf der Blutgruppen

Wie auch bei vielen anderen Minderjährigen gehörten Rambo, Terminator und Predator bei mir zu den Grundpfeilern einer gesunden, psychologischen Entwicklung. Ich erinnere mich noch genau, dass der Vater eines Freundes immer viel zu spät in das „Fernsehzimmer“ kam und künstlich aufgebracht den jeweiligen Gewaltstreifen ausknipste, während wir unsere Empörung heraus schnatterten. So waren wir gezwungen das Ende des Films ein anderes Mal heimlich weiter zu schauen, was man als echt nervig in dem Alter empfindet.
So lernte ich schon früh den unverwundbaren Dschungelkämpfer, den Killerroboter aus der Zukunft und den außerirdischen Jäger mit Hightech-Equipment kennen. Besonders letzterer hatte es mir immer schon angetan. Unvergessen die Szene, in der sich Muskel-Arnold mit kaltem Schlamm einreibt, um dem „Wärmesuchmodus“ des fiesen Jägers entgehen zu können. Schwarzenegger war damals für mich ein bewundernswerter Held, als er den Predator durch einen tonnenschweren Stein dazu nötigte die Selbstzerstörung seiner Handgelenksbombe auszulösen.

Meine Arbeitskollegen sollten dankbar sein, dass man sowas nicht kaufen kann…

Hätte ich damals schon geahnt, dass der Predator lediglich den Auftrag hatte dafür zu sorgen, dass wichtige Positionen in der Politik nicht von Bodybuildern mit Sprachfehler besetzt werden, wäre für mich wohl eher der Außerirdische ein tragischer Held gewesen.
In jedem Fall ist die Faszination über dieses gnadenlose Reptil mit dem Leuchtblut geblieben. Später gesellten sich dann noch die sabbernden und Gesichter-bespringenden Aliens mit ihrem Säureblut zur Liste meiner Lieblings-Weltraummonster.
Eigentlich war es aus Marketing-Sicht nur eine Frage der Zeit, wann jemand auf die Idee kommen würde diese toughesten und ekligsten Kreationen kranker Regisseurenhirne in einem Blockbuster vereint aufeinander zu hetzen. Leider war der erfolgversprechende Actionfilm in erster Linie ein Produkt des zu der Zeit angesagten Trends, bei Kinofilmen einen wilden Genre- und Themenmix anzuwenden. Die „League of extraordinary gentlemen“ und „Van Helsing“ waren im Vorfeld schon spektakulär gefloppt und zu heißen Anwärtern der peinlichsten Nerd-Filme aller Zeiten geworden. Trotzdem wollte mich bis kurz vor Filmstart des ersten AvP die Hoffnung nicht verlassen, dass meine ekligen Lieblinge halbwegs spannend und bombastisch gerendert ihre verschiedenen Blutgruppen mit denen der Menschen vermischen würden. Pustekuchen. Die zwei bis drei kurzen Szenen, die halbwegs amüsant waren, hätte man in einem zweiminütigen Teaser abhandeln können. Möge der verantwortliche Regisseur in einer Pfütze aus Säure langsam dahin schmelzen…

Ein wenig erleichtert war ich zu hören, dass sich ein anderer Regisseur an einen zweiten Teil gewagt hat. Doch wie allseits bekannt, gibt es scheinbar sehr viele Nichtkönner mit Geld, die gerne mal einen Film drehen würden. Dementsprechend wenig erwartend besuchte ich den zweiten Teil des Hybriden und war angenehm überrascht. AvP2 ist wirklich sehenswert und genau das, was ich von so einem Film erwarte: Die beiden Spezies hauen sich gegenseitig die Füllung aus dem Berliner, dass es nur so spritzt, während ein paar hübsche Dummchen die Gelegenheit bekommen inmitten des Scharmützels möglichst pittoresk ihr Leben zu lassen.
Die Macher hatten die lustige Idee die Atmosphäre eines Teeny-Slasher-Horrorfilms mit der eines Invasion-Scifi-Movie zu kreuzen. Ich muss sagen, aus Sicht des Popcornkino-Liebhabers, eine durchaus gelungene Symbiose. Der Kontrast zwischen saftiger FSK18-Gewalt und makaberer Situationskomik war mit einem Desperados in der Hand einfach nur vergnüglich.
Besonders charmant fand ich dabei, dass der Regisseur häufig Geräusche oder Situationen aus den Klassikern mit in die Suppe geworfen hat, um eine authentische Atmosphäre beim Auftreten der jeweilgen Critter zu erzeugen. So jagte es mir jedesmal einen wohligen Schauer über den Rücken, wenn der Predator vor die Kamera trat und man die Buschtrommeln aus Predator1 hören konnte. Nice. Ich sage ja immer: Besser gut geklaut, als schlecht neu…

[Ab hier: Spoileralarm]

Die Story war banal wie genial: Das Predatorschiff aus Teil1 treibt im Orbit der Erde, als dem infizierten Predator auf der Krankenstation ein „Predalien“ aus der Brust schlüpt und für Chaos auf dem Schiff sorgt. Das Ufo crasht auf der Erde und wird von einem Jäger und dessen Sohn gefunden. Überflüssig zu erwähnen, was den beiden wiederfährt. Übrigens war diesbezüglich wirklich überraschend und amüsant wie der Regisseur einfach mal alle etablierten „Regeln“ wer in solchen Filmen den Löffel abzugeben hat und wer nicht, über den Haufen geworfen hat. Er schien auch irgendwas gegen Kinder zu haben…
Dann bekommt man einen kurzen Einblick wie es auf dem Planeten der Predators aussieht, als das Signal des gestrandeten Schiffes einen der Weltraumjäger in seinem Domizil erreicht. Dieser rüstet sich sofort in seiner Schädel-behangenen Waffenkammer aus, um die neue Supertrophäe, das anspruchsvolle Predalien, noch vor seinen Kollegen seiner Sammlung hinzufügen zu können.
Alles was dann an Handlung folgt ist unwichtig und nur für Freaks wie mich gedacht. Später tun die Menschen dann erstaunlicher Weise das einzig Sinnvolle: Sie sprengen die infizierte Kleinstadt mit allen Einwohnern per Wasserstoffbombe in den Äther. So werden eben „Krankheitsherde“ eingedämmt.
Gut fand ich auch den Humor, der teilweise nahtlos in die gewaltätige Seite des Films überging. Man möge mich krank oder sadistisch nennen, aber wenn der Predator zwei wirklich überflüssigen und völlig zugedröhnten Kiffern mit seiner Schulterkanone simultan die Köpfe wegballert, muss ich einfach lachen. Das ganze Kino tat es mir gleich. Herrlich waren auch solche Dialoge (Bei der Entscheidung entweder mit einem Panzerwagen in ein Krankenhaus zu fahren, um dort einen Helikopter zu erreichen oder mit einem anderen Wagen in die Stadtmitte, um von der Army rausgeholt zu werden):

Austauschbarer Teeny1: „Ich fahre mit in die Stadt!“
Austauschbarer Teeny2: „Ich fahre lieber mit ins Krankenhaus“
Austauschbarer Teeny3: „Ich fahre mit dem Panzerwagen….“

Also für mich war das – gerade im Direktvergleich zum miesen ersten Teil – ein mehr als passabler Film für Alien- und Predator-Nerds. Ausnahmsweise mal ein Film aus der Kategorie B-Movie mit sehr netter CGI, der die Prädikate FSK18 und mein persönliches „gut“ wirklich verdient hat.

Über Thilo (1213 Artikel)
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