Filmkritik: X-Men First Class

NOCH EIN X-Men-Film? Wirklich? Nach 3 Filmen und einer Wolverine-Auskoppelung könnte man doch Kreativität, Hirnschmalz und Geld sicherlich besser in andere Superhelden-Stories investieren, oder?

So skeptisch wie die Mutanten da oben, habe ich deshalb auch aus der Wäsche geschaut, als ich die ersten Trailer von X-Men First Class sah. Da schienen keine Spezialeffekte vorzukommen, die man nicht schon zig Mal gesehen hätte, und die jüngeren Versionen Von Doktor X und seinen “Children of the Atom” konnten mich rein optisch auch nicht spontan vom Sockel hauen. Ich vermutete mal vorsichtig, dass es sich um mittelprächtigen, mit Gewalt noch weiter ausgerollten X-Men-Teig handelte, ähnlich dünn und substanzlos wie der letzte Pirates of the Caribbean-Teil…

Gott, wie ich es liebe in so einem Fall unrecht zu haben!

Warum das vermutlich der beste X-Men-Film von allen ist und ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht:

Glücklicherweise ist dieser Film ein weiterer Beweis dafür, dass eine gute Story, kombiniert mit überdurchschnittlichen, schauspielerischen Darbietungen, Spezialeffekte und die Tatsache, dass es sich um den x-ten Teil einer Serie handelt, zur Nebensächlichkeit werden lassen.

Der Film spielt hauptsächlich um 1962 während der Kubakrise im Kalten Krieg. In einer Art “Historical Proxy”, also einer alternativen Version der Geschichte, mischen die Mutanten kräftig im Konflikt zwischen den USA und der Sowjetunion mit und helfen einen Atomkrieg zu verhindern.

Erzählt wird die Geschichte der Entstehung der X-Men und ihrer Feinde. Dabei dreht sich die Handlung in erster Linie um die Schicksale von Magneto und Professor X, die anfänglich Freunde waren und gegen den Mutanten und Anführer des “Hellfire Club”, Sebastian Shaw, kämpften. Dabei wird die gesamte Spannung und Handlung durch die formidablen Darbietungen eben dieser drei charismatischen Anführer getragen. Die anderen X-Men verkommen daneben schon beinahe zu hübschem Beiwerk.

Professor Charles Xavier mit seiner Gutherzigkeit und belesenen Gelassenheit wird in seinen jungen Jahren glaubhaft verkörpert von James McAvoy, den ich nach langem Grübeln schon einmal neben Angelina Jolie in der Hauptrolle des Actionfilms “Wanted” gesehen hatte. Kevin Bacon spielt selbstverständlich ebenfalls grandios als moralloser Anführer einer Vereinigung, die die Menschen unterjochen und die Weltherrschaft an sich reißen möchte. Doch trotz ihrer glaubhaft gespielten Rollen, verblassen McAvoy und Bacon ein wenig gegen die absolut herausragende Performance von Michael Fassbender als Magneto. Seine innere Zerrissenheit und seine Wut auf die Gräuel der Konzentrationslager in seiner Kindheit, wird in seiner starken Mimik und seiner Emotionalität äußerst greifbar.

Sehr gut hat mir auch die Optik des Films gefallen. Neben den recht gelungenen Spezialeffekten, die jedoch bei Filmen dieser Art mittlerweile als Standard und Voraussetzung gelten müssen, haben es mir die Klamotten und Einrichtungen der Häuser angetan. Die jungen X-Men in den 60er Jahren beim Entdecken ihrer Kräfte zu beobachten hat einfach Spaß gemacht. Durch die noch unerfahrenen Mutanten kommt natürlich auch der Humor im Film nicht zu kurz, gewürzt mit einem wirklich witzigen Gastauftritt von Hugh Jackman als Wolverine.

Seht euch nur diese geilen 60er Jahre-Kissen an

Jetzt habe ich wirklich wieder richtig Lust bekommen noch einmal die X-Men Trilogie zu schauen, um herauszufinden, ob es sich bei X-Men First Class wirklich um den besten Teil der X-Men-Reihe handelt. Man darf nicht vergessen, dass die “alten” X-Men-Filme mit Patrick Stewart, Ian McKellen und Hugh Jackman auch nicht gerade Fliegengewichte der Schauspielkunst an Bord hatten. Außerdem hatte X-Men 3 Dark Phoenix… crazy bitch.

Fazit: 9 von 10 Kindern des Atoms

Über Thilo (1210 Artikel)
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