Sonic the Hedgehog der Film ist besser als das Spiel
7 von 10 Überschall-Stachelbällen
Als sie ankündigten, dass Sonic the Hedgehog als Film erscheinen soll, habe ich mir natürlich sofort an den Kopf gefasst (Das war vor Corona). Computerspielverfilmungen sind ja immer ein Hit-Garant…! Also, vielleicht in einer Paralleldimension, wo alles anders ist als bei uns.
Besonders bei der dünnen, bis gar nicht vorhandenen Story des alten Mega Drive-Spiels Sonic the Hedgehog hatte ich mammutgroße Bedenken bezüglich einer Transformation zum Realfilm. Da gab es doch NADA, was man hätte zu einem Film stricken können, oder?
Doch was soll ich sagen? Der Film ist besser als das Spiel!
Jaja, ihr könnt eure roten Mario Kart-Panzer, Feuerblumen und BFGs wieder wegpacken. Das ist keine Blasphemie, sondern die Wahrheit.
Denn Regisseur Jeff Fowler macht endlich das, was SEGA verpasst hat: Er lässt Sonic rennen. Und zwar richtig schnell.
Mal im Ernst und alle nostalgische Verklärung beiseite: Sonic the Hedgehog war echt mittelmäßig als Jump ’n’ Run. Einfach weil es im Autoplay, wenn wir als Kinder mit großen Augen in den Geschäften standen und auf die Röhrenfernseher starrten, etwas versprach, was es nicht halten konnte: Rasante Action mit einem rasenden Igel.
Es wurden immer nur Ausschnitte aus dem ersten Level, Green Hill Zone, gezeigt, wo Sonic durch einen Looping rennen und als „Kanonenkugel“ durch ein paar Tunnel schießen durfte. Doch schon wenige Level später hatte es sich was mit dem rasanten Game Play. Wir durften die meiste Zeit nur noch auf bewegliche Plattformen warten und uns sogar durch ein Unterwasser-Level quälen! Ich meine, Sonic the Hedgehog hat einfach nie als Jump ’n’ Run funktioniert und wäre besser sofort als 3D-Tunnel-Rennspiel angelegt worden. Nur war damals die Technik noch nicht so weit.
Doch wir stolzen Besitzer einer der ersten 16-Bit-Konsolen haben es natürlich trotzdem mit Wonne durchgespielt. Schon allein, weil es eben das mitgelieferte Spiel des Mega Drive war.
Und so ist Sonic the Hedgehog als SEGAs Antwort auf Super Mario trotzdem eine Ikone der Popkultur geworden. Natürlich auch, weil er einfach niedlich war, eine erinnerungswürdige Attacke als Stachelkugel hatte und lustige Ringe einsammeln durfte.
Ich meine, heidewitzka, ich habe immer noch die Musik der Green Hill Zone und das Klingen beim Aufsammeln der Ringe im Kopf, als wäre es gestern gewesen. Und genau diese Nostalgie hilft dem Film natürlich sehr.
Sonic und Dr. Robotnik machen einfach Laune
Es macht von Anfang an Spaß Sonic beim Herumflitzen und Sprüche klopfen zuzuschauen.
Als zu Beginn des Films diese Tapete aus alten Sega-Spielen eingeblendet wurde, hatte ich eine ähnliche Gänsehaut wie bei den Comicseiten am Anfang eines neuen Marvelfilms.
Die Anspielungen und Easter Eggs für Sega Mega Drive-Fans waren natürlich ohnehin eng gesät, obwohl ich glaube, dass der bekloppte Igel überall als spaßiger Familienfilm ankommen würde. Mit brennenden Sohlen.
Einen großen Beitrag dazu leistet auch Jim Carrey, der als Dr. Robotnik die perfekte Ausrede hat ein weiteres Mal die manische Energie auf die Leinwand zu bringen, die ihn einst weltberühmt machte.
Natürlich hat der Film auch ein paar für das Genre erwartbare Logik-Schnitzer, die jedoch im allgemeinen Fun untergehen.
Natürlich könnte ich fragen, warum Sonic, der mit seiner Schnelligkeit die Zeit anhalten und Wände hochrennen kann, am Ende den Aufzug nehmen muss, um zum Dach des Hochhauses zu gelangen? Oder warum ihn keiner in der Biker-Kneipe erkennt? „Das ist ein verkleidetes Kind“ ist irgendwie wenig glaubwürdig, wenn jemand ein Zeichentrick-Gesicht mit riesigen Augen und blaue Stachelhaut hat. Wie besoffen waren denn diese Biker schon?
Aber all diese Fragen stelle ich mir nicht, sondern grinse weiterhin dümmlich vor mich hin. Die Abenteuer dieser Ikone meiner Kindheit machen mich einfach zu emotional und werden zu passend von geiler Musik untermalt: Jon Batistes Klavier-Interpretation des Green Hill Zone-Themes, Don’t stop me now von Queen oder der Ohrwurm Speed Me Up von Wiz Khalifa. Köstlich wie er standesgemäß erstmal ins Modul bläst, wie man das eben früher so gemacht hat:
Ich will auch gar nicht zu viel über die Story oder die Gags verraten.
Sonic ist einfach einer dieser „Feel Good“-Familienfilme, die man liebhaben muss, egal, ob ehemaliger Sega Mega Drive-Besitzer ist oder nicht. Und ich kann es kaum abwarten in ein oder zwei Jahren den Film nochmal mit meinem Sohn zu schauen und mich an seinen Reaktionen zu ergötzen. Wenn Sonic seine Speedster Kräfte aktiviert, fliegt meinem Sohn auf jeden Fall der Hut weg!