Ein Muss für Fans der TV Serie! South Park: The Stick of Truth

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8 von 10 Zombie-Nazis

Eigentlich mehr so aus Langeweile habe ich mir im Steam Summer Sale South Park: The Stick of Truth gegönnt. Wenn ich das Game jetzt noch mal Revue passieren lasse, bin ich sehr glücklich, dass diese Perle nicht an mir vorbei gegangen ist. Ich kann nur noch mal die Aussage in der Überschrift unterstreichen: Wer mit dem zugegebener Maßen häufig skurrilen und Genital-bezogenen South Park Humor was anfangen kann, sollte dieses RPG gezockt haben.

Aber ist South Park: The Stick of Truth in Deutschland nicht geschnitten?

Da kann ich gleich Entwarnung geben. Lediglich die deutsche Konsolenversion von The Stick of Truth, alias South Park: Der Stab der Wahrheit, wurde aufs Übelste mit der verklemmten Schere beschnitten. In der PC-Version sind aber alle Analsonden, Abtreibungen und sonstige „Spielchen“ ganz normal enthalten. Alles andere würde South Park, das sich ja ohnehin an ein erwachsenes Publikum richtet, auch nicht gerecht. Lediglich sämtliche Hakenkreuze sind nicht durch den deutschen Zoll gekommen und wurden nachträglich im Spiel durch schwarze Quadrate unkenntlich gemacht. Das hat das Spielerlebnis jedoch für mich in keiner Weise beeinträchtigt, insbesondere weil die Nazis in all Ihren grotesken Erscheinungsformen im Spiel (und es gibt eine Menge!) durch Ihr Aussehen und ihr „Wolfenstein-Vokabular“ (MEIN LEBEN!) auch so genug düster-lächerliche Stimmung verbreiten.

Story und Prämisse des Spiels

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Wer zufällig bei der TV-Serie von South Park auf dem Laufenden ist und Staffel 17 bereits geschaut hat, dem wird eine thematische Verbundenheit von 3 Folgen aufgefallen sein. In Episode 7 (Black Friday), Episode 8 (A Song of Ass and Fire) und Episode 9 (Titties and Dragons) spielen Cartman, Kyle und auch alle anderen Kinder von South Park ein LARP, welches entscheiden soll, wer beim berüchtigten Summer Sale “Black Friday” eine der nur an diesem Tag drastisch im Preis reduzierten Next Generation-Konsolen ergattern wird. Dabei spalten sich die Magier, Krieger und Schurken des LARPs in zwei verfeindete Lager auf, die Playstation 4 und die Xbox One-Befürworter. Nach unzähligen genialen Game of Thrones, Dungeons & Dragons und anderen Anspielungen, stellen die Kids am Ende fest, dass Sie auf dem Weg zur ersehnten Spielkonsole so viel Spaß beim Spielen in freier Natur (im „Real Life“) hatten, wie schon lange nicht mehr. Ihnen wird klar, dass keine Spielkonsole die Abenteuer in ihrem Kopf jemals ersetzen könnte und dass ein einfacher Ast in ihren Händen zum mächtigsten Artefakt des Universums werden kann.

Dies ist eine so unglaublich romantische und schöne Message, dass ich eine Träne verdrücken muss.

Erinnerungen aus meiner eigenen Kindheit, als wir mit Stöcken und Steinen im Garten Ritter und Ninjas gespielt haben, strömen auf mich ein. Doch South Park wäre nicht das selbstironische South Park, wenn Sie nicht in einem Atemzug Reklame für Ihr bald erscheinendes (nun natürlich bereits erschienenes) Computerspiel The Stick of Truth gemacht hätten, wo eben dieses Artefakt im Mittelpunkt steht.

Und damit hat The Stick of Truth auch gleichzeitig die perfekte Ausrede und Oberfläche, um sich im urbanen Setting von South Park trotzdem wie ein Fantasy-Rollenspiel zu geben. Ungeachtet ihrer „echten“ Umgebung und den Anweisungen der Erwachsenen, leben die Kinder in Ihrer eigenen Welt und spielen die ihnen durch das LARP zugewiesenen Rollen. Da wird aus jedem Nudelholz eine magische Keule, aus jedem Kochtopf ein Ritterhelm und aus Kaffee logischer Weise ein magischer Geschwindigkeitstrank. Dieses eigebildete Setting der Kinder gibt dem Spiel alleine schon eine witzige Note, doch erst im Kampfsystem wird der schrecklich-wunderbare Fäkalhumor von South Park offenbar. So gibt es neben herkömmlichen Schadensarten wie Feuer und Blitz natürlich auch „Ekel-Schaden“ beispielsweise verursacht durch Wurfgeschosse wie alte Tampons, Kotze oder die gute alte Kacke. Zartbesaitete werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Aber wer ein South Park-Game zockt, dem muss klar sein, dass ein Feuerball ein angezündeter Furz und der „Jude“ eine spielbare Charakterklasse ist. Überhaupt sollten potenzielle Spieler Fürze extrem lustig finden, immerhin baut das gesamt Magiesystem auf Blähungen auf. Sonst ließe sich ja auch der Dragonshout von Skyrim nicht so schön auf die Schippe nehmen…

feuerfurz

Wie bereits erwähnt, The Stick of Truth, ist ein Spiel für Fans der Serie. Punkt. Aber für die ist es wirklich eine Offenbarung! Ich habe schon lange nicht mehr so gelacht! Und alle berühmten Persönlichkeiten aus der Welt von South Park haben es irgendwie ins Spiel geschafft und sei es auch nur als im Hintergrund herum stehender NPC, dem man gegen das Schienbein treten kann. Viele Quests greifen Themen aus vergangenen SP-Folgen auf und es wundert nicht, wenn man im Verlauf des Spiels gegen Manbearpig kämpft oder gegen besonders starke Gegner Jesus herbei rufen kann.

Aber ich möchte auch gar nicht so viel über den Inhalt sagen, da dieser die große Stärke des Spiels und ein eindeutiges Kaufargument ist. Wie gesagt: Für South Park-Fans.

Aber wie schlägt sich South Park: The Stick of Truth als RPG?

Die Steuerung der Kämpfe ist rundenbasiert und im Stile klassischer JRPGs wie Final Fantasy gehalten. Bei einer „Berührung“ mit Gegnern in der Spielwelt zoomt die Kamera in eine Kampfansicht, in der sich die beiden Parteien gegenüberstehen. Nun kann jeder im Normalfall einmal pro Runde zum Gegner rüber rennen und ihn hauen oder eine magische oder Fernkampfattacke anbringen. Dabei wurde allerdings nicht sonderlich auf das Balancing der Zaubersprüche und Gegenstände geachtet. Ich erinnere mich, dass ich nach ca. zwei Dritteln des Spiels ein „Sweet Katana“ bei Jimbo, dem Waffenhändler, gekauft habe und fortan unbesiegbar war. Es kam immer wieder vor, dass ein Gegenstand so mächtig war, dass auch 5 Stufen später kein Item zu haben war, für das man den Inventar-Slot neu besetzen würde. Ich schaue Dich an, Squat-Helm, der mich noch mal angreifen lässt.

stick of truth profile

Wiederum genial ist das Profil und Inventar eures Helden, welches wie eine Facebook-Seite aufgemacht ist. Eure Begleiter posten an eure Pinnwand witzige Sprüche oder neue Quests und euer Internet-Wert wird in Dollar angegeben. Dieser ist auch eng verbunden mit der Anzahl eurer Facebook-Freunde, die euch beliebter machen und neue Fähigkeiten frei schalten. Bitterböse, South Park! Und wie immer, messerscharf beobachtet.

Als Fazit muss man ganz klar sagen, dass South Park: The Stick of Truth eigentlich maximal 5 oder 6 von 10 Punkten verdient hätte, wenn man es NUR durch die Rollenspiel-Lupe betrachtet. Die Steuerung am PC mit Gamepad ist außerdem extrem gewöhnungsbedürftig, das Item- und Spell-System unbalanced und die Kämpfe werden doch früher oder später langweilig. Doch die unverwechselbare South Park Park-Atmosphäre, die gewohnt genialen Gags und Anspielungen auf aktuelle Welt-Geschehnisse, sowie eine tolle zugrunde liegende Idee und Story, heben das Game (zumindest für South Park-Jünger) in den deutlich überdurchschnittlichen und eigentlich must play-Bereich.

Über Thilo (1205 Artikel)
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