Guns Akimbo – Stubenhocker im Deathmatch

Pianistenkarriere am Arsch… © Madman Entertainment

7 von 10 ruinierten Händen

Wer schon mal mehrere Stunden zwei 5-Jährige beaufsichtigt hat, weiß, in welche Höhen das Aggressometer dabei schnellen kann.

So ein Play Date des Grauens hatte ich gestern und brauchte daher abends ein Ventil.

Dazu bot mir Amazon Mel Gibson als ballernden Weihnachtsmann in Fatman oder Daniel Radcliffe als ballernden Nerd in Guns Akimbo an. Aus Identifikationsgründen habe ich mich für letzteren entscheiden und wurde nicht enttäuscht.

In der neuseeländischen Actionkomödie von Jason Lei Howden spielt Daniel Radcliffe den von seinem Job frustrierten Programmierer und Gamer-Nerd Miles Lee Harris, der zu Hause in seiner Man Cave sitzt, Bier trinkt und das Internet unsicher macht.

Hmmm…

Soweit hätte das noch eine unautorisierte Dokumentation über mein Leben sein können, für die ich dann gerne noch Tantiemen gehabt hätte.

Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Meine Wenigkeit wäre nicht so blöd gewesen, im Darknet Leute zu trollen, die eine Art tödlichen Real Life-Fight Club betreiben.

So kommt es, wie es kommen muss, und Miles wacht eines Morgens in einem Alptraum für Singles mit Zugang zu Internet-Porn auf: seine beiden Händen wurden untauglich gemacht.

Doch nicht nur das. Knarren mit insgesamt 100 Schuss wurden an seine Gemüsegreifer getackert und die legendäre Killerin Nix (Samara Weaving) ist auf dem Weg zu ihm.

Waffenstillstand? Das wird nix mit Nix. © Madman Entertainment

Well, that escalated quickly.

Diese wahnsinnige Prämisse taugt zunächst zu einem sehr kurzweiligen Film, der an andere Baller-Orgien wie Shoot Em Up (2007) mit Clive Owen oder Crank (2006) mit Jason Statham erinnert – nur optisch noch mit einem Schuss Scott Pilgrim (2010) verfeinert.

Es macht einfach so viel Spaß Daniel Radcliffe mit Tigerpantoffeln und Kanonenhänden durch die Stadt flüchten zu sehen. Man kann sich leicht vorstellen, zu welchen absurden Situationen das zwangsläufig führen muss – ich habe häufig und laut gelacht.

Doch dann ist leider irgendwann ein wenig die Luft raus. Wie im Genre dieser sich selbst nicht allzu ernst nehmenden Filme üblich, habe ich recht früh mein Hirn ausgeschaltet und mich nur noch von der ausufernden Gewalt in Videospieloptik berieseln lassen. Doch da wäre sicher mehr drin gewesen.

Die lustigen Sprüche und die Action halten sich auch brav bis zum Boss Fight und auf dem Weg dahin darf ich mich noch über eine Streets of Rage-Referenz freuen.

Doch genau an dieser Computerspiel-Front hätte Guns Akimbo aus den Vollen schöpfen können.

Zu Beginn des Films wird Miles einmal angerempelt und verliert wie Sonic the Hedgehog goldene Ringe. Von sowas hätte ich gerne mehr gesehen in einem Film, der mit den Metaebenen der Gamer-Welt und deren verschwimmenden Grenzen spielt…

Aber gut, letztlich macht Daniel Radcliffe in Guns Akimbo einmal mehr einen sehr fähigen Job und die Action war unterhaltsam.

Wer nicht allzu viel Wert auf Logik in Feuergefechten (z.B. Rambo-Unverwundbarkeits-Effekt…) legt und einfach nur ein wenig Humor und Geballer zu seinem Bier sucht, ist hier bestens beraten.

Über Thilo (1211 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.