Kampf der Titanen: Epic Fail

PerseusDa Kampf der Titanen von 1981 in meiner Kindheit dafür gesorgt hat, dass ich deutsche und griechische Heldensage verschlungen habe und der Fantasy Nerd geworden bin, der heute diesen Blog schreibt, muss ich dieses Remake als persönliche Beleidigung werten. Der Regisseur hat es durch uncharismatische Schauspieler, nichtssagende Filmmusik, alberne Abänderung der ursprünglichen Handlung und eine grauenvoll zusammen geschusterte 3D-Version geschafft, dass der Film seinen epischen Titel nicht mehr verdient. Im direkten Vergleich zur „Original“-Version von 1981 werde ich ihn deshalb im Folgenden “Krampf der Bananen” nennen.

Das Drama beginnt schon bei der Vorstellung der Götter in ihrer „Cloud City“. Während im Original die olympischen Götter erhaben in weißen Gewändern umher schreiten, finden wir hier eine lustige Bad Taste Party vor: Liam Neeson wäre als Zeus bestimmt nicht schlecht, aber warum muss er eine leuchtende Power Rangers Rüstung tragen? Und Hades mit seinem Schwuchtel-Mascara und seiner heiseren Stimme wirkt, als wäre er der abgehalfterte Party-Gott nach einer durchzechten Nacht. Leider bestätigten sich auch meine Befürchtungen bezgl. der Vergabe der Rolle des Perseus. Sam Worthington spielt seine, sinnloser Weise als gelangweilter Fischer angelegte Rolle, erschreckend gut. Der Mann kann so viele Emotionen auf seinem Gesicht wiederspiegeln wie ein 3 Tage altes Milchbrötchen. Schon bei Avatar war überdeutlich, dass der nur gut ist, wenn man ihn blau anmalt oder in einen Rollstuhl setzt. Hoffentlich war er so teuer, dass der Film sein Geld nicht wieder einspielt.

Und dann erst die sinnentleerte Handlung! Diesmal versucht Perseus nicht seine wunderschöne, geliebte Andromeda vor dem Seeungeheuer zu retten, sondern hat einfach Bock Hades zu töten. Dementsprechend ist Andromeda auch nur eine nichtssagende Tussi im Hintergrund und der Kraken gehört nicht mehr Poseidon, dem Gott des Meeres, sondern ist das „Kind“ von Mascara-Gott Hades. Es wird auch nicht erklärt wer der verfluchte Kalibos ist, der im Original eine schaurig schöne Hauptrolle hatte. Reicht ja auch, wenn der im Krampf der Bananen die Gruppe um Proletheus auf Hades Geheiß hin einfach mal so angreift und in einer Actionorgie mit 3 Riesenskorpionen verheizt wird. Perseus lässt auch immer wieder durchblicken, dass er eigentlich auf die ganze Scheisse keinen Bock hat und möglichst schnell Sushi Koch werden will. Deshalb nimmt er die Geschenke seines Vaters Zeus nur widerwillig an: Ein Lichtschwert-Griff, der einfach mal so im Unterholz des Waldes liegt und, farbsymbolisch clever gewählt, einen schwarzen Pegasus. Im Original noch das letzte der geflügelten Pferde, dass sich Perseus mit Hilfe seiner Tarnkappe erst einfangen muss, jetzt eins unter vielen als schwarzfelliges Geschenk von Hades…äh Zeus.

Auch die spannendste Szene aus dem Original, die mir als Kind Herzrasen verursachte, der Kampf gegen die Medusa, wurde von Louis Leterrier gnadenlos verhunzt. Bei den 3 Nornen, die jetzt in einer albernen Steinklaue wohnen, erfährt Dummbeutel Perseus, der ständig auf die Hilfe der ihn begleitenden Io angewiesen ist, dass er die Medusa töten muss, um den Kraken zu besiegen. Wie er das machen soll und dass der Kopf der Medusa auch abgeschlagen noch als Waffe benutzt werden kann, weiß er nicht. Egal, einfach ohne sein magisches Spiegelschild rein in den Tempel der Medusa und nur mit einem albernen Skorpionpanzer-Schild ausgerüstet dabei zusehen wie die angeblich geliebten Gefährten den Löffel abgeben. Dann durch einen albernen und verzweifelten Achilles-Angriffssprung das Vieh durch pures Glück enthaupten et voila! Auch warum der Tempel der Medusa wie ein Level aus einem Computerspiel mit vielen Plattformen und Lavaströmen aussehen muss, ist mir ein Rätsel. Die Stop-Motion Knetgummi-Medusa von Ray Harryhausen war außerdem tausendmal furchteinflößender, als das albern kichernde Bikinimodel mit Schlangenfrisur im Krampf der Bananen.

Dass Perseus dann die angekettete Andromeda vor dem Kraken rettet entbehrt jeglicher Dramatik, weil er mit ihr ja eigentlich nichts am Hut hat. Andere Albernheiten wie die Holz-Djinn mit leuchtenden Augen in der Wüste, die auf Riesenskorpionen reiten, erwähne ich besser erst gar nicht.

Mein Fazit, bevor ich noch vor Aufregung einen Herzfiffi kriege: Die 29% auf Rotten Tomatoes halte ich für hoch gegriffen. Lieber den Film mit Harry Hamlin von 1981 nochmal reinziehen. Der hatte Charme. Etwas, was man mit noch so vielen CGI-Effekten nicht kaufen kann.

Über Thilo (1200 Artikel)
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