King Arthur: Legend of the Sword macht Spaß
7 von 10 Königen aus der Gosse
Als ich gestern auf dem Weg ins Kino an einer unverschämten Ampel wartete, nestelte ich mein Handy hervor, um mich von einer hoffentlich guten Rotten Tomatoes-Wertung zu King Arthur: Legend of the Sword in Stimmung bringen zu lassen. Doch bei Morganas Schwefelsuppe, was war das? Verrottende 27% schienen da meinen Filmgeschmack zu verhöhnen. Wie konnte das nach so einem unterhaltsamen Trailer sein?
Doch immer noch guten Mutes ließ ich mich nicht beirren, da ich mir ziemlich sicher war zu wissen, was ich bekommen würde. Und jep, nun, da ich Guy Ritchies „Sherlock Holmes goes Mythical“ gesehen habe, kann ich nur sagen: Hört nicht auf die Deppen bei RT. Wer sich einen Guy Ritchie-Film abschaut, nur um sich dann darüber aufzuregen, dass er einen Guy Ritchie-Film gesehen hat, den kann ich irgendwie nicht ernst nehmen.
Entweder man mag Ritchies schnellen, knackigen Schnitte, seine witzigen Wortgeplänkel und seine überstilisierten Kämpfe… oder eben nicht.
Für mich hat er einfach einige der faszinierendsten Komponenten der Artus Sage genommen und sie mit einem leicht trashigen und düsteren Fantasyfilm in einen Topf geworfen. Das Ergebnis ist durchweg unterhaltsam, ohne allerdings viel Figuren- oder Story-Tiefe zu erreichen. Doch irgendwie habe ich auch nichts davon vermisst. In dieser Version eines magischen Englands gab es einfach zu viele „High-Level-Gebiete“, wie wir sie scherzhaft nannten, die mich mit ihren Dire Animals und anderen Gefahren zum Grinsen brachten. Guy Ritchie verplempert keine Zeit mit unnötigem Dekorum oder edlen Anwandlungen. Hier brennt die Haube. Magic is real, motherfucker.
Allein Excalibur, rockt die Scheisse derart fett, dass der D&D Powergamer in mir mehrfach während des Films in die Hose kam. Es gibt Szenen, in denen unser Son of Anarchy, Charlie Hunnam, als junger Artus den Griff des mächtigen Schwertes nur berührt, die so atmosphärisch sind, dass es mir kalt den Rücken runter lief.
Kritiken, die sich unterdes darauf berufen, dass von der ursprünglichen Sage unter „all dem CGI“ ja nicht mehr viel übrig sei, darf ich als alter Anglistik-Nerd zu bedenken geben, dass es nie DIE eine Artus-Sage gab. England hätte schon immer gerne, ähnlich einer Edda oder einer Ilias, eine eigene Sammlung von kohärenten Götter- und Heldensagen ihr eigen genannt. Fakt ist jedoch, dass es da nur diesen historisch nicht nachweisbaren König Artus gibt, der immer mal wieder in verschiedenen Schriften auftauchte und im Verlauf der Zeit beliebig umgedichtet, erweitert und mit anderen Sagen, wie der um Merlin, kombiniert wurde. Wir haben es also mit einem losen Mythos zu tun, der nach meinem Empfinden gerne als Basis für alles Mögliche dienen darf. Oder um es mal plumper zu formulieren:
Danke Guy Ritchi, denn mit Artus, Rittern und Excalibur lassen sich auch weitaus langweiligere Filme drehen.
Und Langweile kam bei mir definitiv nicht auf. Das Spektakel ist mit so viel Guy Ritchie-Humor gewürzt, dass ich als Fazit einfach nur sagen kann: Das ist der bisher unterhaltsamste Artus-Film, den es gibt. Denn seid doch mal ehrlich: Wie oft zieht ihr noch John Boormans Excalibur von 1981 aus dem verstaubten Teil eurer Filmesammlung? Genau, geht mir genauso. Wenn ich schlafen will, gehe ich einfach ins Bett. Aber bei Legend of the Sword bekommt ihr BANG für eure Bucks. Muss ich wirklich noch mehr sagen? Popcorn aktivieren, zurück lehnen, lachen, staunen und hinterher mit Freunden über vergangene Rollenspiel-Sessions sinnieren. So viel mehr muss ein Fantasyfilm bei mir gar nicht bewirken.
PS: Etwas schade fand ich nur, dass Merlin nur eine Praktikantin ins Rennen schickte, anstatt selbst einen Auftritt zu haben. Aber wahrscheinlich empfängt er in seiner Hütte jetzt Netflix.